Schlechter Kurs für Österreich AG
100 Tage Zeit gibt man neuen Chefs, egal ob in der Politik oder bei wichtigen Konzernen, bis sie erste Ergebnisse oder konkrete Pläne ihres Tuns vorlegen. 100 Tage, die Faymann, Spindelegger und Co. nicht haben. Schließlich haben die Damen und Herren schon vor der Angelobung der neuen Regierung Tausende Tagen üben können. Learning by doing. Doch offenbar haben Kanzler und Minister nicht allzuviel gelernt, denn die Leistung, die sie in den knapp 45 Tagen seit der Angelobung gezeigt haben, würde weder in Schulen zu guten Zensuren noch in der Wirtschaft zu zufriedenstellenden Ergebnissen führen.
Im „echten Leben“ jedenfalls wären dieser Vorstandsvorsitzende samt seinen Vorstandskollegen und der kompletten mittleren Führungsebene nicht mehr lange in ihren Spitzenpositionen. Denn von den in vielen Workshops, Seminaren und Einzelcoachings erarbeiteten Zielen ist keines auch nur ansatzweise erreicht. Und was in den Wochen, seit die „Zielvereinbarungen“ gelten, in Angriff genommen wurde, wurde sofort wieder hinterfragt – neue Arbeitsgruppen diskutieren alles neu. Nur getan wird derweil nichts. Die Chance, die das Management mit erheblichen Vorbehalten von der Aktionärsversammlung der Österreich AG (durch flächendeckende Befragung) nochmals bekommen hat, wird gerade wieder verspielt, die einzelnen Abteilungen zeigen gerade, wie man mit Streitigkeiten, mit Mobbing und mit dem Boykott gemeinsamer Ziele ein an und für sich chancenreiches Unternehmen lähmen kann, wie man dafür sorgt, dass durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit die Aktien sinken. Denn üble Stimmung schlägt sich auf den Wert des Unternehmens nieder, auch wenn die Zahlen gar nicht so schlecht sind.
Dem Unternehmen Österreich wird derzeit nicht von den Arbeitnehmern, sondern vom Management großer Schaden zugefügt. Intrigen lähmen ganze Abteilungen und die Niederlassungen in den Bundesländern, Disziplinlosigkeit bei der Umsetzung von Strategien sorgen für Verwirrung, Vertrauensverlust und vertane Zukunftschancen. Umgekehrt ist auch stures Festhalten an falschen Entscheidungen (zum Beispiel der GmbH Light oder beim Gewinnfreibetrag für Unternehmer) ein Signal in die falsche Richtung. Denn woher sollen auch die vom CEO Werner Faymann und CFO Michael Spindelegger prognostizierten Gewinne der Österreich AG kommen, wenn die Ideen besonders engagierter Mitarbeiter (die selbstständig arbeiten wollen ) schon im Keim erstickt werden? Die nächste Aktionärsversammlung könnte für diesen Vorstand bitter werden.
andreas.scalet@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-862
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