Woche der Entscheidung für MGT Mayer Glastechnik

Markt / 01.12.2025 • 16:34 Uhr
MGT Mayer Glastechnik
MGT Mayer Glastechnik, Firmensitz in Feldkirch: Für das vor 39 Jahren gegründete Unternehmen geht es um die weitere Existenz: Diese Woche ist entscheidend. VN/sca

Großes mittelständisches Unternehmen nach fünf Jahren Branchen- und Wirtschaftskrise finanziell ausgeblutet. Derzeit intensive Gespräche mit Investoren, um Insolvenz doch noch abzuwenden.

Feldkirch Die Betriebsversammlung bei MGT Mayer Glastechnik war für die Mitarbeiter ein Schock. Die Unternehmensführung, die Brüder Christoph und Martin Mayer, informierte die 110 Mitarbeitenden über die Situation der Firma, die wie die Glasbranche insgesamt seit fünf Jahren mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. “Wir haben alles versucht, das Unternehmen zu stabilisieren”, erzählt Christoph Mayer im Gespräch mit den VN, “jetzt mussten wir die Bremse ziehen.” Bis vor Kurzem wurde noch mit einem Interessenten über den Einstieg bei MGT Mayer Glastechnik verhandelt. Überhaupt habe man viele Gespräche mit Investoren geführt, “leider gab es keine Lösung”.

Christoph Mayer
Geschäftsführer Christoph Mayer (Bild) und sein ebenfalls geschäftsführender Bruder Martin versuchten und versuchen nach wie vor, für ihr Unternehmen einen Investor zu finden. VN/sca

Gespräche werden diese Woche weiterhin geführt – mit Kunden, Lieferanten und den Banken. “Wir versuchen, die Insolvenz zu vermeiden. Das wird dafür die entscheidende Woche”, erklärt Mayer. Seit die wirtschaftliche Lage des renommierten Betriebes in der Öffentlichkeit bekannt wurde, seien diese Gespräche aber deutlich schwieriger, so der Firmenchef. Geplant sei gewesen, nach den Mitarbeitern am Freitag am Montag die Geschäftspartner persönlich zu informieren. So oder so: In den nächsten Tagen wird sich die Zukunft der Feldkircher Firma entscheiden. Wie diese aussieht, vermag Mayer nicht zu sagen, aber er sagt: “Es wäre uns auch recht, wenn jemand aus der Insolvenzmasse übernimmt und damit auch die Arbeitsplätze gerettet werden könnten.”

Wichtigstes Anliegen

Die Mitarbeiter sind der Familie Mayer das wichtigste Anliegen. “Wir haben einen engen Bezug zu den Mitarbeitern.” 40 Prozent von den Mitarbeitenden sind schon über zehn Jahre bei uns, viele über 20 und sogar 30 Jahre. “Für unsere Glastechnik-Lehrlinge bemühen wir uns jetzt schon, einen Betrieb zu finden, wo sie ihre Ausbildung abschließen können”, sagt Mayer, denn es sei MGT immer wichtig gewesen, junge Mitarbeiter selbst auszubilden. Entsprechende Zertifikate als “ausgezeichneter Lehrbetrieb” schmücken die Wände, gerade haben außerdem zwei Lehrlinge bei den Austrian Skills Spitzenplätze erobert. Dass man die Mitarbeitenden bereits am Freitag informierte, hänge mit den Stichtagen zusammen, erklärt Mayer. Sollte kein Investor oder Übernehmer gefunden werden, erfolgt die Kündigung Ende Dezember, beim AMS anmelden muss man das aber einen Monat zuvor, also Ende November.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat hat MGT Mayer Glastechnik bereits sechs Prozent des Stromverbrauchs eingespart.  mgt
Firmensitz des Glastechnik-Unternehmens in Feldkirch. FA

“Wenn wir wissen würden, dass es Anfang 2026 wieder aufwärts geht mit der Auftragslage, hätten wir versucht, die Zeit zu überbrücken”, erklärt Christoph Mayer. Danach sieht es aber nicht aus: Das Jahr 2026 werde nicht mehr Aufträge bringen, erst 2027 werde es für die Branche wieder besser werden. Neben den fehlenden Aufträgen wurde das Ergebnis durch hohe Energiepreise und die hohen Lohnabschlüsse belastet. Diese lange Zeit hätte man nicht geschafft, die Reserven sind aufgebraucht. In den vergangenen zwei Jahren habe man auch das Eigenkapital dazu verwendet, um Rechnungen und Löhne zu bezahlen. Jetzt war es an der Zeit, zu handeln. “Alles andere wäre fahrlässig”, stellt er fest.

Branche in der Krise

Nicht nur MGT wurde von der Krise erwischt – erst Anfang Oktober wurde Glas Marte an die Schweizer Firma Glas Trösch verkauft. Außerdem habe sich die in Deutschland, Frankreich und Italien ebenfalls notleidende Branche auf die wenigen Aufträge in der Schweiz gestürzt, was zu Preisen geführt hat, die weit weg von der Kostenwahrheit seien. Bis die wirtschaftliche Durststrecke durchschritten sei, “fallen noch einige Dominosteine, das erwischt noch etliche mittlere und kleine Unternehmen”, ist sich Mayer sicher.

Die MGT esys GmbH, die in Zusammenarbeit mit MGT Mayer Glastechnik Photovoltaik-Systeme entwickelt, produziert und montiert, ist von den wirtschaftlichen Schwierigkeiten übrigens nicht betroffen. Das Greentech-Unternehmen fertigt individuell anpassbare Elemente und innovative Photovoltaik-Lösungen.