Nur ab und zu ein Danke

Viele Mitarbeiter beklagen sich über zu wenig Lob und Anerkennung von den Vorgesetzten.
UMFRAGE. (VN-dh) Lob und vor allem Anerkennung sind lebenswichtig für die Motivation im Job. Allerdings gehen österreichische und deutsche Arbeitgeber damit äußerst sparsam um. Im Schnitt nur alle 75 Tage – und damit auf Arbeitstagen umgerechnet nur jeden dritten Monat – erhalten Beschäftigte Wertschätzung für ihre Arbeit. Zu diesem ernüchternden Ergebnis kommt das Wiener Online-Start-ups Kraftwerk Anerkennung. Die Wertschätzungskultur in Firmen wird dementsprechend von den meisten Befragten nur mit vier von zehn möglichen Punkten bewertet. 95 Prozent glauben, dass Maßnahmen nötig sind, um Anerkennungskultur zu leben. „Wir wollten unser eigenes Bild auf den Prüfstand stellen“, erläutert Gründer Patrick Killmeyer die Beweggründe für die Umfrage „Anerkennungskultur in unserer Wirtschaft“. 200 Personen vorrangig aus Österreich und Deutschland haben mitgemacht, die Teilnahme ist weiterhin unter http://kW-a.com möglich. „Uns wurde in persönlichen Gesprächen oft gesagt, dass alles bestens sei. Das hat sich – leider – nicht bewahrheitet.“ Die Umfrage zeige ein anderes Bild der Realität, als sie viele Führungskräfte wahrnehmen.
Dopamin ausgeschüttet
So wie man in den Wald hin-
einruft, so hallt es auch zurück, besagt ein Sprichwort. Auf Unternehmen umgemünzt bedeutet dies, dass Anerkennung zu mehr Loyalität, Zufriedenheit und Vertrauen sorgt. Und damit letztlich auch zum Unternehmenserfolg beiträgt. Mitarbeiter, die Wertschätzung und Anerkennung erfahren, fühlen sich wohl und bleiben im Unternehmen. Fehlende Anerkennung ist für über 60 Prozent der Grund für ihren Jobwechsel. Anerkennung setzt übrigens auch Dopamin frei und erhöht damit die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit. Zusätzlich werden auch Glückshormone (Endorphine) ausgeschüttet, die den Blutdruck senken, für Entspannung sorgen sowie die Angst vor Fehlern reduzieren. Vertrauen wächst, Selbstvertrauen sprießt, und der Mitarbeiter blüht auf. Laut einem Ergebnis des Gallup-Institutes können Fehlzeiten dadurch bedeutend – und zwar um 43 Prozent – gesenkt werden.
Fehlt ein wertschätzendes Umfeld – oder herrschen gar gegenteilige Zustände vor wie Mobbing – kann das krank machen. Wer die meiste Zeit damit beschäftigt ist, spöttische Bemerkungen, Gerüchte, ständige Kritik oder Ignoranz-Attacken abzuwehren, hat den Kopf weniger frei für seine Arbeit.
Nur spärliches Lob
Mehr als 81 Prozent der befragten Führungskräfte geben zwar an, häufig Lob oder Anerkennung auszusprechen. Demgegenüber meinen 67 Prozent der Mitarbeiter, nur selten Anerkennung zu erhalten. „Ab und zu ein ‚Danke‘“ sei laut einem Teilnehmer das Maximum dessen, was man erfährt. Je länger man bereits im Unternehmen ist, umso länger sollte auch der Atem sein. Mitarbeiter, die seit mehr als zehn Jahren im selben Unternehmen beschäftigt sind, müssen über 100 Tage auf Anerkennung warten.