Andreas Scalet

Kommentar

Andreas Scalet

Eine Pleite, die auch Chance ist

Markt / 19.02.2014 • 22:19 Uhr

Die schlechte Stimmung, die spätestens seit der Angelobung von Faymann, Spindelegger und Konsorten die Österreicher in eine kollektive Depression getrieben hat, kann also doch noch getoppt werden. Die Regierungsmannschaft hat uns sehenden Auges über Jahre und Monate in eine Lage manövriert, in der nun alle Österreicher unentrinnbar gefangen sind.

 

Die Österreicher reagieren auf das Fiasko am Wörthersee mit Ärger über das politische Führungspersonal. Das wirft weiter Nebelbomben, hüllt sich entweder in Schweigen oder sagt mit vielen Worten nichts. Die Politikverdrossenheit wird jedenfalls nicht weniger, im Gegenteil: Die Menschen leben ein Leben jenseits der politischen Teilhabe. Sie organisieren selbst, was ihnen wichtig ist. Sie setzen Initiativen und verzichten auf die Unterstützung aus der Politik – allenfalls ein parteiloser Bürgermeister wird noch akzeptiert, wenn man selbst für seine Umwelt sorgt, Bildungsaktivitäten setzt oder soziale Anliegen umsetzt.

 

Es ist aber das Gegenteil von Politikverdrossenheit, wenn jetzt viele „ihre“ Dinge wieder selbst in die Hand nehmen. Im besten Falle wird aus den kleinen Initiativen wie zum Beispiel die aus der Unternehmerschaft entstandenen Projekte „Wolfurter Handwerkerschule“ oder
„Moll, des goht“ eine breite Bewegung, die eigene Politik macht, die darauf verzichtet, von perspektivlosen Machterhaltern an der Hand genommen zu werden. Die Jahrzehnte im Wohlfahrtsstaat, der seinen Bürgern  auch das Denken abgenommen hat, sind jedenfalls gezählt. Und es ist nicht nur eine Bank, die vor dem Untergang steht, es ist das politische System, das in die Insolvenz geschickt werden wird.

 

Die politische Bankrotterklärung des Proporzstaates Österreich, die wie die Bankenpleite noch hinausgezögert wird, bietet die Chance zu einer Erneuerung, die nicht nur nottut, sondern unausweichlich ist. Zu einer Erneuerung, die schon begonnen hat, während sich das politische System noch streitet wie eh und je, weil seine Vertreter die Zeichen nicht erkennen wollen (siehe Seite 2 in dieser VN-Ausgabe) und ihre Spiele weiterspielen, während sich neues Leben regt (und damit sind nicht die NEOS gemeint) und hoffentlich kräftig wächst.

 

Die unternehmerischen Tugenden Eigeninitiative und Verantwortung sind wieder gefragt, und das ist das Gute an der Causa Hypo Alpe Adria.

andreas.scalet@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-862