„Suchen Beteiligungen außerhalb des Handels“

BÜRS. Thomas Fritz führt die Geschäfte bei Schmidt’s seit 2003. Im Gespräch mit den VN spricht er über den Wandel des Unternehmens, die lange Tradition und wohin die Reise den Großhändler führen soll.
Vor 127 Jahren wurde Schmidt’s gegründet. Seither gab es kein Jahr ohne Gewinn. Warum spüren Sie keine Krisen?
Fritz: Ein Teil ist das koninuierliche Wachstum. Wir sind die letzten Jahre immer über dem Markt gewachsen. Die Firma war und ist kostenmäßig gut aufgestellt. Wir versuchen dort, wo es geht, zu rationalisieren. Das alles führt dazu, dass man über einen langen Zeitraum und in schwierigen Zeiten – noch schwieriger als sie es heute sind – keine Verluste macht.
Angefangen hat es als Bauspenglerei, heute sind sie Komplettanbieter. Ist das der Schlüssel zum Erfolg?
Fritz: Natürlich. Wir sind sehr breit aufgestellt, was das Sortiment anbelangt. Von den Kundengruppen her bedienen wir zu 95 Prozent Kunden aus Industrie und Gewerbe, also vom Tischler über den Metallbauer bis hin zu den großen Industriebetrieben. Unsere Stärke ist sicher das breite Sortiment mit fast 45.000 Lagerartikel.
Wenn sie nur fünf Prozent Privatkunden bedienen, dann sind die großen Baumärkte ja nicht unbedingt ihre direkte Konkurrenz?
Fritz: Nein, das ist nicht unsere direkte Konkurrenz. Wir bedienen aber den Privatkunden natürlich sehr gerne mit. Ein Beispiel: Bosch hat eine Privat- und eine Industrieschiene. Die Privatschiene haben wir nicht. Wir wollen den Privatkunden auch mit qualitativ hochwertigen Werkzeugen bedienen, wie sie die Industriekunden von uns erwarten.
Bis vor 17 Jahren Jahren war Schmidt’s ausschließlich regional tätig. Erst dann folgte die Expansion in andere Bundesländer. Ein Schritt, der sich gelohnt hat bzw. der weiter vorangetrieben wird?
Fritz: Das war ein ganz wichtiger Schritt, dass man sich Ende der 90er-Jahre entschieden hat, aus dem Land rauszugehen. Ich bin mir fast sicher, dass wir zu klein am Markt wären, wenn wir in Vorarlberg geblieben wären. In unseren Produktdivisionen sind wir in Österreich immer unter den Top 3. Da ist die Akzeptanz in der Industrie ganz anders und es ergeben sich auch Vorteile beim Einkauf.
Also wird die Expansion weiter vorangetrieben?
Fritz: Wir sind dran. Gezielte Expansionen würden wir machen, sind auch auf der Suche. Wir versuchen zu diversifizieren. Wir haben begonnen, eigene Schrauben zu entwickeln. Unserer Meinung nach haben wir mittlerweile die schnellste Holzbauschraube am Markt entwickelt. Um auf Ihre Frage einzugehen, wir sind auch auf der Suche nach Beteiligungen, die außerhalb des Handels liegen. Das kann also durchaus ein produzierender Betrieb sein. Wir haben eine positive Nettoliquidität, haben also keine Bankschulden und wollen das Geld eben investieren. Wir sind vielen Branchen gegenüber offen eingestellt.
Ihre Exportquote liegt bei acht Prozent. Wie entstehen solche Geschäftsbeziehungen bis nach Ghana oder Vietnam?
Fritz: Im Prinzip durch ein Unternehmen, mit dem wir eng zusammenarbeiten. Es hat Aufträge auch außerhalb Europas und nimmt uns als Lieferant für Werkseinrichtungen mit. Im Bereich Tiefbau, also Wasser-Ver- und Entsorgungsrohre, exportieren wir selber direkt. Da gibt es teilweise Weltbank-Ausschreibungen unterschiedlichster Art. An unserem Standort in Klagenfurt haben wir eine Exportabteilung mit fünf Leuten, die den ganzen Export für uns bearbeitet und abwickelt.
Welchen Anteil am Erfolg hat der Direktvertrieb? Sie beschäftigen ja 40 Außendienstmitarbeiter?
Fritz: Der Direktvertrieb wird immer eine wichtige Rolle einnehmen. Was allerdings ist, die Außendienstrolle hat sich sehr verändert. Heute geht man mit dem Laptop zum Kunden, hat alle Angebote, die gerade erst erstellt wurden, dabei. Der Internetshop ist sehr stark am Kommen. Aber mehr als Ergänzung zur Beratung, um die Bestellabwicklung zu erleichtern. Den Außendienst und die damit verbundene Kundenpflege wird es immer brauchen.
Wie managen Sie Ihre Logistik?
Fritz: Wir haben zwei Zentrallager. In Vorarlberg, von wo aus wir auch Tirol beliefern, und das andere ist in Klagenfurt, von wo aus wir Kärnten, Steiermark und Osttirol bedienen.
Lager kostet ja immer. Wie wirken Sie dem entgegen?
Fritz: Das ist die große Herausforderung. Wir haben derzeit ein Lager, das 15 Millionen wert ist. Das ist aber auch enorm wichtig für die Kunden, weil wir in unserem Kerngebiet innerhalb von 24 Stunden liefern wollen. Das wollen wir aber nicht nur, sondern „heute bestellen, morgen bekommen“ ist eine Forderung des Marktes. Da hilft ein niedriges Zinsniveau, ansonsten ist das die Kunst, die richtige Ware in der richtigen Menge am Lager zu haben.
Direktvertrieb über den Außendienst wird es immer geben. Online-Shops sind nur Ergänzung.
Zur Person
Thomas Fritz
Alleingeschäftsführer der Schmidt’s Handelsgesellschaft mbH, der HB-Technik GmbH, der Schmidt GmbH sowie der Josef Schmidt’s Erben GmbH & Co KG
Geboren: 26. 12. 1964
Ausbildung: Volksschule und Hauptschule in Nenzing, Handelsakademie/Handelsschule in Bludenz, Universitätslehrgang für „Angewandte Betriebswirtschaftslehre“
Laufbahn: sechs Jahre im Bankenbereich tätig, anschließend zwölf Jahre beim Kranspezialisten Liebherr in Nenzing, seit elf Jahren Geschäftsführer bei Schmidt’s mit Stammsitz Bürs