„Dumpingpreise sind der schlechteste Weg“

Markt / 11.03.2014 • 22:06 Uhr
Tourismusexperte Walter Junger und Dietmar Hoscher, Vorstandsdirektor der Casinos Austria, im Gespräch mit den VN.  Foto: VN/Hofmeister
Tourismusexperte Walter Junger und Dietmar Hoscher, Vorstandsdirektor der Casinos Austria, im Gespräch mit den VN. Foto: VN/Hofmeister

Tourismusexperte sieht Chancen für Hoteliers nur in Qualität und im Jahrestourismus.

Schwarzach. Man braucht als Hotel nicht 100 verschiedene Speisen am Frühstücksbuffet, dafür müssen Kaffee und Croissant Weltklasse sein, bringt es Tourismusexperte Walter Junger auf den Punkt. Er sprach gestern im Casino Bregenz über die Zukunft des Tourismus. Diese sieht er ausschließlich in der Qualität – egal ob Campingplatz oder 5-Sterne-Hotel. „Dumpingpreise sind der schlechteste Weg und machen alles kaputt“, ist Junger überzeugt. Spart man an Qualität, bleibt am Ende nichts mehr übrig. „Und der Gast kann für das gleiche Geld nach Ägypten fliegen und bekommt die Sonne noch gratis dazu.“ Denn längst konkurrenziere man nicht mehr nur mit dem Nachbarort, sondern mit der ganzen Welt. Da müsse man schon auf den Gast zugehen und sagen: „Ich bin in meinem Segment der Beste.“

Nächtigungszahlen alleine würden schon lange nicht mehr ausreichen. Es gehe auch um Wertschöpfung. Das verhalte sich so wie wenn der Umsatz stimmt, aber kein Ertrag bleibt.  Dazu komme, dass viele Hotels nur Saison-Betriebe seien. Junger ist davon überzeugt, dass die Zukunft nur in mehreren Saisonen liegt. „Mein Ziel muss immer sein, an 365 Tagen im Jahr ausgelastet zu sein“, so der Experte. Auch vom Nationendenken müsse man wegkommen. Vor allem die Chinesen, die mit Abstand am meisten Geld als Tourist ausgeben, werden oft vergessen.

„Attraktivster Job der Welt“

Für Junger ist übrigens die Arbeit im Tourismus der attraktivste Job der Welt. Man könne weltweit Karriere machen, und wenn man das nicht will, „bleibe ich zu Hause und mache meinen Bauernhof zum besten Campingplatz der Welt“. Klagen darüber, dass man kaum Mitarbeiter finde, lässt er nicht gelten. Auch als kleines Hotel könne man Leute motivieren, ein interessantes Produkt anbieten und Kontakte zu Hotels in anderen Ländern pflegen, damit ein Austausch stattfinden kann. Das fange schon beim Praktikum an. „Wenn ein Praktikant, der bei mir arbeitet, allen erzählt, das war der Wahnsinn, bekomme ich automatisch drei neue Praktikanten“, ist er überzeugt.

Zur Person

Walter Junger

Er blickt auf eine 20-jährige Hotelkarriere auf vier Kontinenten zurück. Westin, Shangri-La und The Ritz-Carlton (Vizepräsident Europa und Südamerika) zählen zu den Stationen. 2005 gründete er das Beratungsunternehmen Walter Junger & Friends, Ltd.