„Die Rentabilität sollte immer das Ziel sein“

Markt / 14.03.2014 • 18:32 Uhr
Christoph Längle, Geschäftsführer des SC Rheindorf Altach, in der CASHPOINT Arena. In das Stadion wird laufend investiert. Fotos: VN/Hartinger
Christoph Längle, Geschäftsführer des SC Rheindorf Altach, in der CASHPOINT Arena. In das Stadion wird laufend investiert. Fotos: VN/Hartinger

Altach. Christoph Längle hat sich ganz dem Fußball verschrieben. Als Geschäftsführer des SCR Altach managt er die Geschicke des Fußballclubs. Im Interview spricht er über Fußball als Wirtschaftsfaktor, Budgets und soziale Verantwortung.

Beim SCR Altach spielt nicht nur der Sport eine wichtige Rolle. Auch der Wirtschaftsfaktor ist nicht zu vernachlässigen.

Längle: Meines Wissens sind wir der größte Kommunalsteuerzahler in Altach. Der Sport muss immer mit dem Makel leben, dass er Förderungen bekommt. Allerdings fließt auch vieles wieder zurück. Wir bewegen uns zwischen 3,5 und 4 Millionen Euro an Budget. Durch das damit verbundene Steuer­aufkommen profitieren Finanzamt, Gemeinde und VGGK. Wenn wir uns nicht selber tragen könnten, hätten wir im Profifußball nichts verloren.

Geht es um die schwarze Null oder ist ein Fußballverein rentabel zu führen?

Längle: Rentabilität sollte immer Ziel sein. Das ist uns letztes Jahr nicht gelungen, die Jahre zuvor haben wir es immer wieder geschafft. Es hängt viel vom sportlichen Erfolg ab. Wir sind unseren Mitgliedern verpflichtet, dass wir das Ganze wirtschaftlich im Griff haben. Große Gewinne müssen wir keine erzielen, und wenn, wird das Geld ins Stadion investiert.

Wie plant man ein Budget, wenn man nicht weiß, in welcher Liga der Verein kommende Saison spielen wird?

Längle: Das ist keine einfache Aufgabe. Aber wir haben unsere Erfahrungswerte, und wir können das gut einschätzen. Die zweite Liga haben wir gut im Griff. In der Bundesliga wissen wir auch, was dann passiert. Da weiß ich, mit dem Geld ist zu rechnen. Insgesamt 1,5 bis 2 Millionen Euro an Mehreinnahmen. Von den Reisekosten und der Administration her ändert sich nicht viel. Der größte Teil würde in die Personalkosten fließen, weil die Spieler in der Bundesliga mehr verdienen.

Sie unterhalten Geschäftsbeziehungen mit vielen Unternehmen im Land. Wie leicht ist es, Sponsoren zu finden?

Längle: Leider ist das Bewusstsein nicht in dem Ausmaß da, wie wir es uns wünschen würden. Mir fehlt das Bekenntnis in der Region. Es geht ja nicht nur darum, Sponsoring-Flächen zu füllen. Vielmehr muss man es in Richtung „Employer Branding“ denken. In Deutschland beispielsweise nutzen Firmen das Sponsoring bei Klubs, um an Mitarbeiter heranzukommen, Lehrlinge zu finden.

Welche finanzielle Rolle spielt die Tatsache, dass immer wieder internationale Mannschaften ins Schnabelholz kommen?

Längle: Das bringt uns Einnahmen, ganz klar. Wobei die nicht übertrieben hoch sind. Die Gelder müssen an den Veranstalter abgeführt werden, dafür zahlen wir keine Antrittsgage. Wir haben ein paar Vermarktungsmöglichkeiten und die Gastronomie. Aber vor allem geht es auch darum, dem Publikum etwas zu bieten.

Sie sind aufgestiegen und haben das Stadion inklusive Geschäftsstelle errichtet. Wie schwer ist es, einen solchen Apparat aufrecht zu erhalten?

Längle: In Altach haben wir eine sehr gewachsene Sponsorenstruktur. Viele treue Partner, die uns die Stange halten, weil sie einen Mehrwert sehen und Herzblut zum Klub entwickelt haben. Wir versuchen das alles professionell zu betreiben und jeden Tag besser zu werden. Oft wird Professionalität mit Arroganz verwechselt. Das hat man uns immer wieder vorgeworfen. In Wahrheit braucht man diese Strukturen, um einen Verein in dieser Größenordnung zu führen.

Die Aufwendungen für den Stadionausbau sind ja bald abbezahlt. Wie sieht’s aktuell in Sachen Infrastruktur aus?

Längle: Wir haben mit Stand heute die Investitionen zurückgezahlt. Aber es werden weitere anstehen. Zum einen hängt es davon ab, in welcher Liga wir spielen. Sollten wir aufsteigen, müssten wir das Flutlicht erweitern. Neu ist die verpflichtende Rasenheizung ab 2016. Aber egal in welcher Liga, im Fokus stehen die Kabinen sowie überdachte Hinter-Tor-Tribünen, damit die Fans dort im Trockenen stehen.

Sie legen auch Wert darauf, hilfsbedürftige Personen oder soziale Einrichtungen in den Mittelpunkt zu stellen. Sehen Sie das als Verpflichtung?

Längle: Nein, wir versuchen einfach die Aufmerksamkeit, die der Fußball genießt, zu nutzen, um auf diese Menschen aufmerksam zu machen. Das machen wir gerne. Mit der Lebenshilfe spielen wir einmal im Jahr ein Turnier. Wir gehen auch in Volksschulen und machen mit den Kindern Sport.

Schwarzgeldzahlungen sind wieder Thema und aus dem Profisport nicht ganz zu verbannen. Ist man als ehrlicher Verein im Nachteil?

Längle: Ganz sicher. Wenn es so ist, dann ist das kein Fairplay und führt zu einer Wettbewerbsverzerrung. Das einzige, um dem entgegenzusteuern, ist aus meiner Sicht Transparenz, die Zahlen offenzulegen. Dann hat man Vergleiche und kann Plausibilitätsprüfungen anstellen.

Ich sehe Fördergelder gerechtfertigt, nicht jedoch Subventionen wie in anderen Bundesländern.

Christoph Längle im Gespräch mit den Vorarlberger Nachrichten in der Geschäftsstelle im Altacher Stadion.
Christoph Längle im Gespräch mit den Vorarlberger Nachrichten in der Geschäftsstelle im Altacher Stadion.
Christoph Längle im Gespräch mit den Vorarlberger Nachrichten in der Geschäftsstelle im Altacher Stadion.
Christoph Längle im Gespräch mit den Vorarlberger Nachrichten in der Geschäftsstelle im Altacher Stadion.
Christoph Längle, Geschäftsführer des SC Rheindorf Altach, im Schnabelholzstadion. In das Stadion wird laufend investiert. Fotos: VN/Hartinger
Christoph Längle, Geschäftsführer des SC Rheindorf Altach, im Schnabelholzstadion. In das Stadion wird laufend investiert. Fotos: VN/Hartinger

Kennzahlen

Der SCR Altach wurde 1929/30 gegründet

» Umsatz 2012/13: 3,45 Millionen Euro

» Mitarbeiter: 37

» Personalkosten: 2,35 Millionen Euro

» Kommunalsteuerabgaben: 57.000 Euro jährlich

» Kinder im Nachwuchs: 245

» Nachwuchstrainer: 32

» Stadion: 8500 Zuschauer

Zur Person

Christoph Längle

seit 2008 Geschäftsführer des SCR Altach

Geboren: 7. 6. 1970

Ausbildung: Pflichtschule, Handelsschule in Lustenau, Universitätslehrgang für Sportmanagement

Laufbahn: seit 2000 beim SCR Altach, zunächst ehrenamtlich als sportlicher Leiter sowie als Vizepräsident. Verwaltungsangestellter Vorarlberger Gebietskrankenkasse, Verkaufsleiter in der Versicherungsbranche, seit 2008 Geschäftsführer SCR Altach

Familie: verheiratet