Andreas Scalet

Kommentar

Andreas Scalet

Die Kunst der Erpressung

Markt / 26.03.2014 • 22:05 Uhr

Entweder oder. Der Baumarkt-Besitzer pokert und setzt der Regierung einen ultimativen Termin. Schon diese Woche müsse die Republik seine Kunstsammlung kaufen (oder die Entscheidung dafür treffen), sonst könne er nicht für die 4000 Arbeitsplätze in seinen österreichischen Märkten garantieren, gibt er seine ureigene Verantwortung an die Politik weiter.

 

Das Kalkül des Herrn Essl könnte durchaus aufgehen. Denn die Regierung ist so angeschlagen wie sein Konzern, positive Meldungen sind da durchaus gefragt. Und da sind 4000 Arbeitsplätze schon etwas, was Kanzler Faymann in Versuchung führen könnte, die Wust an Bildern zu kaufen, die Essl angehäuft hat. Mit dem Kauf hätte  die Regierung dann nicht nur Arbeitsplätze gerettet, sondern auch Kulturgut für die Allgemeinheit gesichert.

 

Egal, wie man Essl’s Ultimatum interpretiert, die Vorgehensweise ist erpresserisch. Soll er seine Sammlung verkaufen, soll er das Geld in die Firma stecken, dafür würden ihn viele Menschen hochachten. Aber dem Staat die Arbeitslosen-Rute ins Fenster zu stellen, weil man selbst unternehmerische Fehlentscheidungen getroffen hat, das darf nicht sein.

 

Es geht nicht um die gegenständliche Sammlung, die sicher ihren Wert hat, auch wenn sich die Fachleute da nicht unbedingt ganz einig sind. Es geht darum, wie man mit der eigenen Verantwortung als Unternehmer umgeht, vor allem dann, wenn man an sich, an die Kollegenschaft in der Wirtschaft und an die Politik hohe Ansprüche stellte. Es geht auch darum, dass es nicht sein kann, dass die Politik und einmal mehr die Allgemeinheit dafür zahlen müssen, weil sich im konkreten Fall die Expansion als Krepierer erwiesen hat.

 

Kauft die Republik die Kunstsammlung, wird bald der nächste Sanierungsfall darauf pochen, dass seine Briefmarkensammlung, sein Reitstall, seine Autos etc. ins staatliche Portfolio übernommen werden müssen, weil damit die Firma gerettet und Arbeitsplätze erhalten werden können.

Zurecht pochen Unternehmer immer wieder auf Freiräume, auf weniger Bürokratie und darauf, dass der Staat sich möglichst nicht einmischt in ihr Tun. Dazu gehört eben auch, dass man die Konsequenzen für Fehlentscheidungen trägt und nicht den schwarzen Peter Politikern weiterreicht. Denn auch der Umgang mit Krisen fällt unter den Begriff „unternehmerische Ethik“ und dazu gehört es Verantwortung zu übernehmen.

andreas.scalet@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-862