Ein unerwartetes Plus

Markt / 29.04.2014 • 22:41 Uhr
Richard Erne (Feldkirch), Johannes Ortner, Wilfried Hopfner, Michael Alge (alle Vorstand Raiffeisenlandesbank Vorarlberg), v.l.. Fotos: VN/B.R.

Richard Erne (Feldkirch), Johannes Ortner, Wilfried Hopfner, Michael Alge (alle Vorstand Raiffeisenlandesbank Vorarlberg), v.l.. Fotos: VN/B.R.

Raiffeisenbanken blicken auf positives Geschäftsjahr zurück. Plus bei Ergebnis und Bilanzsumme.

Bregenz. (VN-reh) Vor einem Jahr waren die Verantwortlichen der Vorarlberger Raiffeisenbanken noch etwas pessimistischer. Rechneten sie für 2013 doch mit einem rückläufigen Betriebsergebnis. Nun lief das Geschäftsjahr doch besser als erwartet. Es sei immer schwierig die Auswirkungen der Niedrigzinsen und der regulatorischen Auflagen abzuschätzen, betonte Wilfried Hopfner, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenlandesbank bei der gestrigen Bilanzpressekonferenz. Schließlich machte allein die Bankenabgabe drei Millionen Euro für das vergangene Jahr aus, heuer werden es bereits sechs Millionen sein. „Das tut schon weh. Bei allem Verständnis, aber welche andere Branche haftet schon für die Misswirtschaft seiner Kollegen?“, stellte Hopfner die Frage in den Raum. Da gebe es noch ausreichend Diskussionbedarf mit der Politik. Von einer Drohung, den Standort ins Ausland zu verlagern, halte er nichts. Ganz zu schweigen, dass das auch nicht im Sinne einer Regionalbank sei.

Bei den Kennzahlen konnte Hopfner größtenteils über Zuwächse berichten. So beim Betriebsergebnis, bei der Bilanzsumme sowie bei der Eigenkapitalquote. Zurück gingen aufgrund der geringeren Sparquote die Kundeneinlagen. Ganz nach dem Motto: Mehr investieren und konsumieren anstatt sparen. Das markanteste Plus gab es beim EGT (Ergebnis nach Risiko): Dieses wurde um über 60 Prozent gesteigert. Grund dafür waren Einmaleffekte, die aus dem Verkauf von Anteilen an Produkttöchtern an die Raiffeisen Zentralbank resultierten und so für außerordentliche Buchgewinne sorgten. Aber auch ohne diesen Effekt, wäre das EGT mit rund zehn Prozent im Plus gewesen. An direkten und indirekten Steuern führten die Vorarlberger Raiffeisenbanken 21 Millionen Euro ab und förderten mit 1,7 Millionen kulturelle, sportliche, schulische und weitere Aktivitäten im ganzen Land.

Die Gründe für das gute Jahr sieht Vorstand Johannes Ortner neben dem klassischen Bankgeschäft aber auch in der „Wertewelt“ der Bank begründet. Genossenschaftliche Strukturen würden derzeit eine Renaissance erleben und jeder Bankenskandal führe dazu, dass die Zahl der Kunden wachse. Auch die Mitbestimmung der Raiffeisen-Kunden entspreche dem aktuellen Zeitgeist. Genauso wie die persönliche Nähe zu den Kunden. Und darum werde es auch in Zukunft bei Raiffeisen kein „elektronisches Kundengespräch übers iPad“ geben.

Keine Kreditklemme

Zurück ging die Nachfrage nach Krediten, gerade Unternehmen hätten eine gute eigene Cash-Position. Von einer Kreditklemme könne deshalb keine Rede sein. „Das heißt ja, dass man als Bank kein Interesse an der Kreditvergabe hat. Und das trifft nicht zu“, erklärte Vorstand Michael Alge. Wurden doch im letzten Jahr 600 Millionen Euro an frischen Krediten vergeben. Nichtsdestotrotz müsse man – auch wenn die Kreditausfallsquoten aufgrund der niedrigen Zinsen derzeit gering sind – die Qualitätsanforderungen für eine Finanzierung aufrecht halten. Oder anders gesagt, die Wahrscheinlichkeit dass jemand einen Kredit zurückzahlen kann, muss dementsprechend hoch sein. Zudem plädierte er dafür, bei den regulatorischen Bestimmungen den Unterschied zwischen Groß- und Regionalbanken zu berücksichtigen. „Es ist nicht möglich, gleichzeitig die Eigenkapitalquote zu erhöhen, Bankenabgabe zu bezahlen, mehr Kredite zu vergeben und dabei die Zinsmargen nicht zu erhöhen“, so Alge.

“Brot- und Butter-Bank”

Trotz aller Anforderungen an die Banken, sei man auch weiterhin für alle Kundengruppen da, nicht nur für jene, bei denen sich viel Geld verdienen lasse. Als klassisches „Brot und Butter-Geschäft“ bezeichnete das Wilfried Hopfner. Also ein Bankgeschäft bei dem zum einen die Einlagen der Kunden sorgsam verwaltet und zugleich die Kunden mit Krediten versorgt werden. Insgesamt bezeichnet er die Raiffeisenbank als „solid aufgestellt“. Für das laufende Jahr zeigte er sich „verhalten optimistisch“ das gute operative Ergebnis zu halten.

Raiffeisen Bankengruppe Vorarlberg

Kennzahlen in Mill. Euro 2013 2012 Veränderung
Bilanzsumme konsolidiert 11.188 11.103 +0,8 %

Einlagen von Kunden/Eigenemissionen 7.351 7.412 -0,8 %

Forderungen an Kunden 6.543 6.548 -0,1 %

Eigenmittel konsolidiert 937 853 +9,8 %

Eigenmittelquote konsolidiert 15,8 %  13,9 % 1,9 Punkte

Verwaltetes Kundenvermögen 10.363 10.638 –2,6 %

Ergebnis nach Risiko (EGT) 81,3 50,7 + 60,4 %

Anzahl Mitarbeiter 1.589 1.610

Anzahl Neukunden 17.500 13.700