Eine Provokation mit Folgen

Markt / 08.05.2014 • 18:13 Uhr

WKÖ-Vizepräsident Fritz Amann muss nach Aussagen über Ein-Personen-Unternehmen zurücktreten.

Wien, Schwarzach. (VN-reh) Ein-Personen-Unternehmen (EPU) seien keine Unternehmen, findet WKÖ-Vizepräsident Fritz Amann und löste damit eine heftige Debatte aus, die letztlich mit seinem Rücktritt endete. Aber zunächst der Reihe nach: In seinem Kommentar im Wirtschaftsblatt schrieb Amann, diese Gruppierung sei kein Glücksfall für die Wirtschaft, sondern ein echter Problemfall. EPU seien vielmehr Arbeitslose, die aufgrund der Versagenspolitik von Rot-Schwarz-in die Scheinselbstständigkeit gedrängt wurden. „Daher ist es auch kein Wunder, dass das einzige Interesse dieser Gruppierung in der sozialen Absicherung liegt. Wenn diese Personen das Rückgrat des Wohlstandes sind, dann gute Nacht Österreich“, polterte er weiter. Dass die Reaktionen im ganzen Land heftig ausgefallen sind, mag da nicht verwundern. Bernd Bösch, Landessprecher der Grünen Wirtschaft, stellte klar: „Tatsächlich schaffen diese EPU in Vorarlberg 10.000 Arbeitsplätze – nämlich ihre eigenen.“ Er verwies auch darauf, dass die Äußerungen von Fritz Amann kein Ausrutscher seien. „Er hat sich bereits 2012 ähnlich geäußert. Damals bezeichnete er Ein-Personen-Unternehmen als „offenbar unfähig“ und empfahl ihnen, sich statt bei der Wirtschaftskammer lieber beim Arbeitsamt zu melden“, so Bösch, der seitens der Wirtschaftskammer eine Klarstellung verlangte. Diese kam auch prompt.

Keine Entschuldigung

Der oberste „Wirtschaftskämmerer“, WKÖ-Präsident Christoph Leitl, zeigte sich von Amanns Aussagen betroffen: Die Ein-Personen-Unternehmen seien ein unverzichtbarer Bestandteil von Österreichs Wirtschaft und mit dem ihnen gebührenden Respekt zu behandeln. Er habe sich eine Entschuldigung erwartet, diese sei aber leider ausgeblieben. So habe er mit dem Bundesobmann des Rings Freiheitlicher Wirtschaftstreibender, Matthias Krenn, Kontakt aufgenommen und ihn ersucht, für das Amt des WKÖ-Vizepräsidenten eine Neunominierung vorzunehmen.

Dem schloss sich gestern auch Manfred Rein, Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg, an. Amanns Zeit laufe zwar im Juni aus, er solle aber sofort zurücktreten. Seine Aussagen bezeichnet er als „unnötig und beschämend“ für eine große Gruppe von Unternehmern, die tagtäglich ihrer Arbeit nachgehe und auch wichtige Partner für andere Betriebe seien. Amann sei zwar immer ein Provokateur gewesen, nun habe er aber eine Grenze überschritten. „Das geht zu weit, weil er damit Menschen angreift, und so tut, als ob sie nichts wert sind.“ Immerhin: 57 Prozent der Wirtschaftskammer-Mitglieder sind österreichweit Ein-Personen-Unternehmen, insgesamt 267.000. In Vorarlberg gibt es rund 10.000 EPU.

Und so führten die Sager letztlich dazu, dass Amann gestern Nachmittag seinen Hut nehmen musste. „Er tritt mit sofortiger Wirkung von allen seinen Ämtern zurück“, so Nachfolger Krenn. Er habe ihn dazu bewegen können, die Konsequenzen zu ziehen.

Wer nur sich selbst anbieten kann, war und ist ein Tagelöhner. Unternehmen heißt wirklich etwas zu unternehmen.

Fritz Amann