Wirtschaftsstandort mit Platzmangel

Nicht einmal 300 Hektar gewidmete Betriebsflächen stehen im Land noch zur Verfügung.
Schwarzach. Gerade hat sich Beschlägehersteller Blum in Dornbirn wertvolle Betriebsflächen gesichert, auf vier Hektar entsteht das neue Werk von Vorarlbergs größtem Arbeitgeber. Auch die anderen großen Unternehmen des Landes sichern sich vor allem im Rheintal Flächen für die Expansion.
Das ist einerseits erfreulich, zeigt es doch die Standortverbundenheit der großen Unternehmen im Land, andererseits zeigt es auf, wie rapide die Grundstücksreserven in Vorarlberg schmelzen. Bereits bei der letzten Erhebung der Landesraumplanung Vorarlberg Ende 2012 waren nur noch 290,6 Hektar oder 22,6 Prozent der als Betriebsgebiete ausgewiesenen Flächen verfügbar. Verschärfend kommt dazu, dass es in vielen Orten an großen zusammenhängenden Flächen fehlt.
Negative Nebenwirkungen
Das absehbare Ende der Ansiedlungen und Vergrößerung der betrieblichen Flächen in Vorarlberg hat aber freilich auch negative Nebenwirkungen: Expandierende Betriebe sind gezwungen, sich woanders umzusehen. Absiedlungen ins nahe Allgäu sind bereits geschehen, denn dort stehen bei etwa gleicher Infrastruktur noch große Betriebsflächenreserven zur Verfügung. Plus: Eine absolut wirtschaftsfreundliche Verwaltung, denn dem landwirtschaftlich geprägten Nachbarn tun weitere produzierende Unternehmen durchaus gut.
In Vorarlberg baut man, so Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser, auf neue Modelle: Bei der Sicherung von Betriebsflächen denkt man inzwischen in Regionen, nicht mehr in Kommunen. Allerdings habe man hier noch große Aufgaben zu bewältigen, da fast keine Grundstücke über 10.000 Quadratmeter verfügbar sind. Gemeindeübergreifende Kooperationen werden notwendig werden, obwohl von den Kommunen bislang wenig Aktivitäten in diese Richtung gesetzt wurden. „Noch dominiert das Kirchturmdenken“, so ein Raumplanungsfachmann gegenüber den VN.
Kein Platz in Bregenz
In 19 Gemeinden des Landes stehen überhaupt keine Betriebsflächen zur Verfügung. In den Städten wird zuerst Bregenz w.o. geben. Nur noch 2,8 Hektar stehen in der Landeshauptstadt zur Verfügung, wenn nicht zusätzliche Flächen umgewidmet werden. Ein schwieriges bis unmögliches Unterfangen, da neben der Landwirtschaft auch umweltschützerische Aspekte sowie die Meinung der Anrainer oft dagegen stehen. Für einen erfolgreichen Standort ist der produzierende Sektor allerdings unabdingbar, wie inzwischen auch die EU in einem Schwerpunkt für die nächsten Jahre formuliert hat: Bis zum Jahr 2020 soll der Anteil der Industrie an der europäischen Wirtschaftsleistung wieder auf 20 Prozent angehoben werden.
Am meisten Platz dafür bieten in Vorarlberg derzeit noch die Städte im Rheintal (siehe Grafik), für kleinere Betriebe gibt es aber durchaus in den Talschaften interessante Optionen, beispielsweise in Alberschwende, wo verkehrsgünstig gelegen noch interessante Flächen zur Verfügung stehen. Für Rüdisser ist bei der Zurverfügungstellung von Platz die Weitergabe im Baurecht eine probate und interessante Möglichkeit für die Unternehmen. Denn viele Besitzer der Gewerbeflächen wollen sich aus verschiedenen Gründen von ihrem Land nicht auf Dauer verabschieden.
Bei der Sicherung von Flächen denkt man inzwischen in Regionen, nicht mehr in Kommunen.
Karlheinz Rüdisser