Zwischen Vorzeigeprojekt und fehlender Notwendigkeit

Der VN-Stammtisch zum Thema Windenräder am Pfänder sorgte für breites Interesse. Der Leiblachtalsaal in Hörbranz war bis auf den letzten Platz gefüllt. Fotos: vn/Hofmeister
Die Windräder am Pfänderrücken sorgten bei VN-Stammtisch für rege Diskussion.
Hörbranz. (VN-reh, toh) 52 Meter misst das Dornbirner Panoramahaus, zwischen 60 und 70 Meter die höchsten Kirchtürme Vorarlbergs. Ein Windkraftwerk habe rund 190 Meter. „Das Auge wird durch die Drehbewegung hingezogen. Die Windräder wären bis Nonnenhorn sichtbar“, warf Wilfried Bertsch, Leiter der Landesraumplanung und von Berufes wegen ein Skeptiker, beim VN-Stammtisch in den Raum. Und stellte die Frage nach Notwendigkeit und Naturverträglichkeit. Er plädierte auch dafür, den Planungshorizont weiter offen zu halten, also auch Standorte ausfindig zu machen, die aus seiner Sicht besser geeignet wären. Dass das Thema Windräder am Pfänderrücken emotional bewegt, zeigte der VN-Stammtisch in Hörbranz gestern Abend eindrücklich. Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Leiblachtalsaal. Soll es Windräder am Pfänderrücken geben war die entscheidende Frage, und die Meinungen dazu gingen in alle Richtungen.
Alfons Rädler, Bürgermeister von Eichenberg und Sprecher der Energieregion Leiblachtal, plädierte eindrücklich dafür das vorhandende Potenzial zu nutzen, weil es an sauberer Energie fehle. Nur über Hilflosigkeiten zu diskutieren gehe ihm „über die Hutschnur“. Auch Joachim Payr, Experte für Windkraftanlagen, vertrat den Standpunkt, Windräder sollen dort gebaut werden, wo auch Strom verbraucht wird. Der Pfänderrrücken sei zwar kein Top-Standort wie die Nordsee, habe aber die Windverhältnisse von 80 Prozent aller Binnenlandstandorte. Er bemerkte aber auch, dass es eine Energiewende nur dann gebe, wenn auch das Thema Energieeffizienz vorangetrieben werde. Stromsparen heißt die Devise und er teilte damit die Meinung vieler Teilnehmer des Stammtisches. Auch für Wilfried Bertsch wäre Energiesparen der erste Ansatz. Genauso wie der Ausbau der bereits etablierten Energieträger wie Solar, Biomasse oder Photovoltaik – ganz nach dem Motto: Auf den Dächern ist noch genügend Platz.
Schaden für Tourismusregion
Hermann Gmeiner, Alt-Bürgermeister von Eichenberg und jetziger Tourismussprecher, ist vom Projekt Windräder am Hochberg herzlich wenig begeistert. Er befürchtet eine negative Entwicklung für den Tourismus genauso wie für die Gesundheit und die Umwelt. Durch das Projekt würde das Natur- und Erholungsgebiet zu einer Industrielandschaft verkommen, ist Gmeiner überzeugt und forderte eine Abstimmung unter den Bürgern Eichenbergs. Er sei jedenfalls überzeugt, dass 80 Prozent der Eichenberger gegen das Projekt seien. Dass sich Windkraft und Tourismus nicht ausschließen, versuchte Payr mit Zahlen aus dem Burgenland zu belegen. „Im Bezirk Neusiedl stehen 300 Windkraftanlagen, die Nächtigungszahlen sind seit 2005 um 20 Prozent gestiegen.“
Manch ein Teilnehmer bemängelte auch die fehlende Information im Vorfeld des Projektes. Das habe sehr wohl stattgefunden, widersprach Bürgermeister Rädler. Er warnte allerdings davor, unnötige Panikmache zu betreiben und mit den Ängsten der Bevölkerung zu spielen. Stattdessen lud er alle ein, sich einen Windpark in der Nähe selbst anzuschauen.
„Ich will eine schöne Landschaft, aber wenn sie aufgrund unserer Energieimporte woanders versaut wird, ist es mir wurscht?“ Diese Frage stellte Hans Punzenberger, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft „Erneuerbare Energien“, gegen Ende in den Raum. Und eines wurde gestern deutlich: Informationen kann es nie genug geben und letztlich ist es oft keine Diskussion darüber, ob man gegen Windenergie ist, sondern ob sie einem gefällt.

Leonhard Giselbrecht, Sulzberg Aufgrund der derzeitigen Energiesituation bin ich eindeutig dafür. Denn andere Energiearten wie Fracking oder Atom wollen wir nicht und sind zudem zu gefährlich.

Gerhard Monschein, Feldkirch Wir wissen, dass wenn wir jetzt nichts tun, die Energieautonomie bis 2050 nicht erreichen werden. Die Anlagen, die ich bisher gesehen habe, haben mich nie gestört.

Ingrid Lingenhöle, Hörbranz Mich interessiert dieses Thema, weil es gewissermaßen vor meiner Haustüre errichtet würde. Wir müssen zukunftsorientierte Projekte installieren. Und das wäre so eines.

Josef Moosmann, Bregenz Ich bin weder dafür noch dagegen. Für mich stellt sich die Frage, für wen sich diese Anlage rentieren würde? Und was haben die Leute davon, die dort wohnen, wo diese Anlage dann steht?

Markus Schertler, Eichenberg Ich wohne in unmittelbarer Nähe. Wir Anrainer sind beunruhigt hinsichtlich des Infraschalls. Es gibt Berichte von deutschen Höfen, die wegziehen wollen, wo solche Windkraftanlagen stehen.

Der VN-Stammtisch zum Thema Windräder am Pfänder sorgte für breites Interesse. Der Leiblachtalsaal in Hörbranz war bis auf den letzten Platz gefüllt. Fotos: vn/Hofmeister
Umfrage. Warum sind Sie für oder gegen eine Windkraftanlage am Pfänderrücken?
Jetzt machen Sie doch nicht so einen Wind, nur weil eine Nächtigungszahl auf meiner Homepage nicht stimmt.
Hermann Gmeiner
Das ist nicht meine persönliche Haltung. Diese Haltung ist mit dem Haus, sprich mit der Regierungspolitik abgestimmt. Ich persönlich bin für die Windkraft.
Wilfried Bertsch
Windparks sind für mich majestetisch und friedlich und ein Symbol für die Eigenverantwortung. Die Landschaft wird dadurch allerdings nicht schöner.
Adi Groß
Es gilt beim Wind der Veränderungen die Segel zu setzen.
Hans Punzenberger
Der Wind bläst da oben gratis und das muss man nützen. Fremdenverkehr ist dort oben sowieso nicht viel.
Ehrenreich Walter
Eichenberg. (VN) Die Windmessungen am Hochberg zwischen Eichenberg und Möggers sind abgeschlossen. Die Berechnungen wurden laut Joachim Payr, Geschäftsführer der Energiewerkstatt GmbH, die eine Großzahl der Windkraftanlagen in Österreich errichtete, vorerst für ein Windkraftwerk – also ein Windrad – angestellt. 5,86 Meter je Sekunde.
Und demnach kann man sagen, dass ein ausreichendes Windaufkommen vorherrscht um die Anlage „gut wirtschaftlich“, wie Payr es formuliert, führen zu können. Mit einem solchen Windaufkommen werden zudem 80 Prozent der Binnen-landstandorte in Europa betrieben.