Schumacher beschwört den “Zumtobel-Geist”

Markt / 18.06.2014 • 20:16 Uhr
CEO Ulrich Schumacher dreht bei Thorn, Tridonic und Zumtobel an der Synergieschraube. Foto: VN/Hartinger
CEO Ulrich Schumacher dreht bei Thorn, Tridonic und Zumtobel an der Synergieschraube. Foto: VN/Hartinger

Zumtobel entwickle sich auf gesundem Weg, sagt der Vorstandsvorsitzende.

Dornbirn. Vor acht Monaten übernahm Ulrich Schumacher das Ruder beim Dornbirner Leuchtenhersteller Zumtobel. Seither ist viel passiert. Jobabbau und Werksschließungen führten zu Verunsicherung. Schumacher hat dieses negative Empfinden überrascht, wie er sagt. Denn von der weltweiten Strukturierung seien in Dornbirn nur vier Personen betroffen gewesen. Daher sei es aus seiner Sicht ein unproportionales Aufregen vor Ort gewesen. Und genauso wie er darin keinen Grund zur Panik sieht, sind für ihn die unlängst präsentierten Rekorde bei Umsatz und Produktion in den Dornbirner Werken keine Jubelmeldung. Es sei eigentlich das eingetreten, was er immer vorhergesagt habe. Es entwickle sich alles wie erhofft auf gesundem Weg.

Jobs sollen jedenfalls im laufenden Geschäftsjahr keine mehr abgebaut werden. Vielmehr wolle man nun Ruhe hineinbringen. Was im kommenden Geschäftsjahr passiert, könne allerdings noch nicht abgeschätzt werden. Vieles hängt von der Marktentwicklung ab. Die Gründe für die Werksschließungen sind unterschiedlich. In Schweden und Nord-China sind es Auslastungsprobleme, in der Schweiz veraltete Technologien und der Preisdruck.

Beim Tochterunternehmen in Innsbruck, das verkauft wurde, passte das Geschäft nicht mehr in die Ausrichtung der Tridonic. Ob es noch bei anderen Werken Anpassungen geben soll, wird gerade ausgelotet.

Generell aber war in den vergangenen Jahren der Umstieg von der konventionellen Lichttechnik zur LED-Technologie ein Grund für die aufkeimenden Schwierigkeiten. Es fand ein Technologiewandel statt, auf den nicht sofort reagiert wurde. Nun werde aber LED trotz ständiger Innovationen für die nächsten zehn, 20 Jahre Bestand haben. Es sei immer mehr ein Zusammenspiel von Technologie und im weitesten Sinne auch „Fashion“. „So wie Dolce & Gabbana mit technologischem Background. Man muss beides beherrschen“, ist Schumacher überzeugt.

Nichtsdestotrotz wird nun an der Synergie-Schraube gedreht. So werden Zug um Zug die bislang getrennten Vertriebsorganisationen von Zumtobel und Thorn zusammengeführt. Das heißt gleichzeitig, dass doppelt besetzte Stellen abgebaut werden. Und so bietet jemand, der früher nur Zumtobel-Leuchten verkaufte, nun auch die Produkte von Thorn oder Tridonic an.

Mehr Wir-Gefühl

Zugleich will Schumacher die drei Firmenkulturen von Zumtobel, Thorn und Tridonic zusammenführen. Mehr Wir-Gefühl, mehr Identifikation mit der Zumtobel Gruppe. Das sei in den vergangenen Jahren nicht gelungen. Allerdings, so Schumacher, müsse man das vorleben. Denn den Ausruf „Wir sind eine Firma“ habe es in der Vergangenheit immer wieder gegeben. Allerdings habe man es dann zu wenig effektiv verfolgt. Auch jetzt gebe es noch Mitarbeiter, die sich sagen, die Vorstände kommen und gehen, aber wir sind immer noch da. Es gilt, diese „Lehmschicht“, wie Schumacher sie bezeichnet, für die Veränderung zu gewinnen.

Kein Zumtobel-Spezifikum

Dass das nicht von heute auf morgen umsetzbar ist, sei normal und auch kein Zumtobel-Spezifikum. Das passiere in jeder Firma, der man es gestattet hat, sich zehn Jahre lang auseinander zu entwickeln. „Bei Siemens war das so. Das ist bei fast allen Firmen, die ich kenne, so“, sagt der Zumtobel-Manager. Es gebe wenige Unternehmen, die im kulturellen Bereich so gut geführt sind, dass es nur ein Team gebe. Deshalb seien familiengeführte Unternehmen aufgrund ihrer Kultur in der Regel auch erfolgreicher als börsennotierte.

Schumacher ist es wichtig, den Zumtobel-Geist zu rufen, also wieder mehr Familien-Geist in die Zumtobel-Gruppe zu bringen. Denn das sei etwas Einendes. In den vergangenen Jahren sei der Einfluss der Familie merklich reduziert worden. Das soll sich nun ändern.

Die Gerüchte, wonach die Familie Zumtobel ihre An­-teile veräußern wolle, kann Schumacher daher nicht nachvollziehen. „Mein Eindruck ist, dass die Familie Zumtobel mehr Spaß am Unternehmen hat als vorher.“ Auch ihm persönlich mache die Arbeit jeden Tag mehr Spaß. „Man sieht, dass sich etwas tut, und wie die Menschen nun anders zusammenarbeiten.“

Man sieht, dass sich etwas tut, und wie die Menschen nun anders zusammenarbeiten.

Ulrich Schumacher