Der mühevolle Kampf um die Handelsspannen

Markt / 08.07.2014 • 23:00 Uhr
Die Tabaksteuer steigt. Ziehen da die Hersteller nicht mit, bleiben den Trafikanten kaum Erträge. Foto: DAPD
Die Tabaksteuer steigt. Ziehen da die Hersteller nicht mit, bleiben den Trafikanten kaum Erträge. Foto: DAPD

Steigende Kosten, sinkende Einnahmen: Trafikanten sehen Arbeitsplätze in Gefahr.

Schwarzach. Im Frühjahr wurde die Tabaksteuer um 3 Euro pro 1000 Stück Zigaretten angehoben. Das heißt, dass gleichzeitig auch der Verkaufspreis um 30 Cent pro Packung ansteigen hätte müssen. Tat er allerdings nicht. Es waren nur 20 Cent und manch internationaler Zigarettenhersteller senkte seine Preise sogar um 30 oder 40 Cent. Was den Raucher freut, belastet zugleich die heimischen Trafikanten. Denn den Verkaufspreis kann der Trafikant nicht einfach erhöhen. Den Endverkaufspreis bestimmt die Zigarettenindustrie. Die Trafikanten aber leben vom Tabak-Verkauf. „Nebenprodukte dienen mehr als Kundenbringer, als dass man daran etwas verdient“, erklärt der Dornbirner Trafikant und stellvertretende Sprecher der Vorarlberger Trafikanten, Christian Hämmerle. Steigt also die Tabaksteuer, sinkt die Marge, wenn die Preise nicht entsprechend nachziehen. So liegt die derzeitige Handelsspanne im Schnitt bei 13 Prozent, also durchschnittlich 51 Cent pro verkaufter Packung. „Der Verlierer ist der Trafikant, weil er nur dabei zuschauen kann, wie seine Ertragslage sinkt“, erklärt Fachgruppengeschäftsführer Julius Moosbrugger. Wenn eine Marke nun ihre Preise senkt, bedeutet das automatisch einen Verlust für den Trafikanten. „Der Lagerwert wird weniger, genauso wie die Handelsspanne“, betont Hämmerle.

Arbeitsplätze auf der Kippe

In Österreich spricht man aufgrund dessen von ruinösen Zuständen. Viele Trafiken haben bereits geschlossen. In Vorarlberg gibt es ein etwas anderes Bild. Die Strukturen wurden bereits vor Jahren bereinigt, um den Trafikanten ein unternehmerisches Leben zu ermöglichen. „Es gibt weniger Trafiken, aber dafür umsatzstärkere“, so Moosbrugger. Nichtsdestotrotz sei es eine ernste Situation, weil sie Arbeitsplätze gefährde. Während also ein Trafikant im Osten Österreichs aufgrund der kleiner werdenden Handelsspanne zusperren muss, geht es bei den Trafikanten in Vorarlberg darum, teils langjährige Mitarbeiter abbauen zu müssen. Bei 70 reinen Trafiken spricht man dabei von mehreren Hundert Arbeitsplätzen.

50 Prozent mit Behinderung

Noch habe man zwar einen Vorteil durch den Tabaktourismus aus Deutschland und der Schweiz. Aber man wisse nicht, wie lange das anhalte, so Hämmerle. Letztlich sei die einzige Möglichkeit, um Kosten zu sparen, die Öffnungszeiten zurückzufahren und Mitarbeiter abzubauen. Auch wenn viele Trafiken gut dastehen würden, lange könne man diese Situation nicht durchhalten. Gerade eben weil man das nicht mit anderen Produkten kompensieren könne. Dazu kommt, dass über 50 Prozent der Trafikanten behindert sind und so ihre Existenz noch mehr an der Handelsspanne hängt.

Mindesthandelsspanne

Die Forderung liegt deshalb klar auf dem Tisch: Eine gesetzliche Regelung soll her, die den Trafikanten eine Mindesthandelsspanne garantiert, unabhängig davon, wie die Industrie ihre Preise gestaltet. Trotz vieler Gesprächstermine und der Brisanz für einen ganzen Berufsstand fühlen sich die Vertreter der Branche vom Finanzministerium vertröstet und hingehalten: Daher griffen die Trafikanten zur Selbsthilfe und protestierten beim Finanzminister per Mail und Fax gegen diese Verschleppungstaktik. Resultat: Das Anliegen der Branche wird dort zumindest „geprüft“, heißt es. Man behalte sich aber vor, weitere Protestmaßnahmen zu ergreifen. Denn das Gefühl sei eher das, dass nichts passiere, sprechen Branchenvertreter von „Funkstille“.

Die Kosten steigen, der Gewinn sinkt. Die Schere geht immer weiter zu.

Christian Hämmerle