Andreas Scalet

Kommentar

Andreas Scalet

Eine Anleitung für die Zukunft

Markt / 09.07.2014 • 22:29 Uhr

Der Wirtschaftsbericht der Bundesregierung fasst Jahr für Jahr alle Fakten des Standorts zusammen. In schönen Tabellen und ebensolchen Worten werden steigende Exporte gelobt und das Wachstum dargestellt. Der dicke Bericht, der Jahr für Jahr herausgegeben wird, ist aber auch eines: eine Gebrauchsanleitung zum Erfolg.

 

Grundsätzlich positiv sei die wirtschaftliche Situation im Lande, so die politischen Spitzen des Landes bei der immerhin gemeinsamen Präsentation des Berichts. Optimismus ist natürlich gut, auch wenn er nicht immer der Realität entspricht. Halbwegs gute Stimmung wäre trotz der fatalen Wirtschaftspolitik der letzten Monate immer noch angebracht, wenn man den Bericht studiert. Trotz steigender Arbeitslosigkeit bekommen fast alle Jugendlichen in Österreich einen Arbeitsplatz, während in anderen EU-Ländern bis zu 40 Prozent Jugendarbeitslosigkeit herrscht.

 

Das Bruttoinlandsprodukt ist nur in Luxemburg höher als in unserem Land, die Exporte sind wieder gestiegen: in Vorarlberg und in ganz Österreich. Und überhaupt: Die Alpenrepublik gehört zusammen mit Nachbar Deutschland zu den Vorzeigeländern in der Europäischen Union.

 

Der Wirtschaftsbericht hat aber auch eine andere Funktion, und die sollte man genauso ernst nehmen. Über die Jahre lassen sich langfristige Tendenzen feststellen. Aufgabe ist es, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und umzusetzen, damit auch weiterhin gute Stimmung bei der Präsentation herrscht.

 

Der Wirtschaftsbericht ist quasi ein Aufgaben- und Umsetzungsheft für die Politik, von ihr selbst in Auftrag gegeben und auch vorgestellt. Der Bericht benennt ohne Häme und objektiv wo Handlungsbedarf herrscht, damit unser Land weiterhin zu den Musterschülern gehört. Die Politik wäre gut beraten, wenn sie das ernst nimmt und umsetzt, was längst bekannt ist: die Steuerreform, die Wirtschaft und Arbeitnehmer entlastet und gleichzeitig die Inlandsnachfrage ankurbelt, eine Entbürokratisierung, die eine echte Entlastung für die Firmen bringt, den leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt für Migranten und Frauen, eine Reform des Pensionssystems, das derzeit nur Reparaturwerk ist. Als dringlichste Aufgabe: ein neues Bildungssystem, das nicht nur der kleinste gemeinsame Nenner der verschiedenen Interessengruppen ist. Mit ein bisschen Willen und Liebe zum Land wäre das doch umzusetzen, liebe Politiker und Lobbyisten.

andreas.scalet@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-862