Den Mitarbeitern etwas zutrauen

Vom Lehrling zum selbstständigen Organisationsberater – Elmar Zotter weiß, wo Sand im Getriebe ist.
Unternehmensberatung. (VN-dh) Innovationen und die stetig wechselnden Anforderungen der Märkte zwingen Unternehmen in einen erbitterten Kampf ums Überleben. Das hat auch Auswirkungen auf die Mitarbeiter und ihr Arbeitsumfeld, das, um wettbewerbsfähig und produktiv zu bleiben, ständig optimiert wird. Wörter wie „Optimierungsprozesse“ und „Effizienzsteigerung“ lassen im Kopfkino von Beschäftigten regelrechte Horrorfilme abspielen. Sozusagen „A Nightmare on Elmstreet“ am Arbeitsplatz. Jeder fremde Anzugträger an der Seite des Chefs wird zu dessen Verbündeten. Zum Freddy Krueger der Belegschaft, die reflexartig Augen und Ohren zuhält, um dem Horror des ressourcen- und prozessorientieren Feindbildes zu entgehen.
Mitarbeiter als Ressource
Als selbstständiger Organisationsberater weiß Elmar Zotter, welche Irritationen sein Auftreten in einem Unternehmen mit sich bringen kann. Schließlich gehört es zu den Aufgaben des Harders, Strukturen zu durchleuchten, Ressourcenverschwendungen aufzuspüren und Mitarbeitern aufzuzeigen, dass kleine Änderungen oftmals schon große Wirkungen haben können. Doch statt als Freddy Krueger einen Horrortrip durch den Betrieb zu machen, sieht sich Zotter lieber als Clark Kent der Arbeitnehmer sein, der mit einem beidseitigen positiven Showdown für ein Happy End sorgt.
Seine Strategie beginnt damit, bewusst zu machen, dass die Mitarbeiter die wichtigste Ressource sind. Jeder von ihnen ist ein wertvolles Rädchen im Motor. Fehlt eines oder wird es an der falschen Stelle montiert, läuft das „Werkl“ nicht mehr rund. „Ich will damit darauf hinweisen, wie wichtig es ist, die Mitarbeiter dort einzusetzen, wo auch ihre Fähigkeiten liegen“, erklärt der systemische Berater und Geschäftsführer der Zotter Organisationsberatung. Außerdem rät der Experte, der zu Beginn seiner Karriere viele Jahre selbst als Maschinenmechaniker an der Werkbank gestanden ist, den CEOs: „Wer seinen Mitarbeitern etwas zutraut und ihnen auch Verantwortung überträgt, dreht damit ganz automatisch an der Motivationsschraube und vereinfacht zusätzlich noch betriebsinterne Vorgänge, was wiederum mehr Effizienz zur Folge hat.“ Als Beispiel nennt der 48-Jährige ein vielen nur allzu bekanntes Beispiel. „Oft müssen fünf Vorgesetzte mit ihrer Unterschrift zustimmen, ehe ein Prozess in Gang gesetzt werden kann“, nennt Elmar Zotter ein ineffizientes Exempel aus der Praxis.
Übel an der Wurzel packen
Natürlich kann immer mal wieder Sand ins Getriebe kommen, aber durch „Implentierung strukturierter Problemlösungsmethoden“ kann Abhilfe geschaffen werden.
Was so sperrig klingt heißt nichts anderes, als das Übel an der Wurzel zu packen. „Wenn am Auto die Kühlflüssigkeitsanzeige aufleuchtet, kann ich Wasser reinschütten. Wenn sie dann am nächsten Tag wieder aufleuchtet, kann ich wieder Wasser nachfüllen – oder der Ursache auf den Grund gehen, was natürlich viel sinnvoller ist“, so der Technik-, Wirtschafts- und Organisationsspezialist. Auf Unternehmen umgemünzt will er damit vermitteln, dass langfristiges Denken besser ist als kurzfristiges Kostensparen. „Letzteres kann zwar rasch einen Erfolg bringen, ist meist jedoch nur eine Symptombehebung.“ Zotter, der als Außenstehender einen ganz anderen Blickwinkel auf die internen Abläufe hat und nachhaltiges Denken in den Mittelpunkt stellt, hat so manchen Horror-Trip auch schon zur Reise ins Glück werden lassen. Er erinnert sich dabei an eine Angestellte, die in ihrem Job überfordert schien.
„Als ich sie beobachtete, sah ich, dass sie alles, was es zu bearbeiten gab, immer auf einen Stapel legte. Vergeblich versuchte sie, das Ganze abzuarbeiten und nahm stattdessen immer nur das Oberste herunter. So blieb natürlich viel liegen und unbearbeitet.“ Eine Aufteilung in mehrere Fächer wirkte Wunder. Das glückliche Gesicht der Frau hat er noch heute gut in Erinnerung. „Ich habe in diesem Fall sicher zu einer besseren Lebensqualität beitragen können“, freut sich der „Optimierer“ über den gelungenen Szenenwechsel.
Zur Person
Elmar Zotter
Ausbildung: Lehre als Maschinenmechaniker bei Blum Beschläge Höchst; DI (FH) für Maschinenbau; berufsbegleitendes Studium an der LIS Fachhochschule Liechtenstein; Mag.(FH) für Wirtschaft und Management; berufsbegleitendes Studium am MCI Management Center Innsbruck FH; MSc für Organisationsberatung & Organisationsentwicklung; berufsbegleitendes Studium an der FH Vorarlberg