Fachhochschul-Pionier

Simon Martin zählte zu den 45 Studenten, die beim ersten Studienlehrgang an der FH Vorarlberg dabei waren.
DORNBIRN. (VN-dh) Auch heute mit 46 reizen Simon Martin neue Herausforderungen. „Vor allem jene, die mit Menschen zu tun haben“, beschreibt der Entwicklungsleiter für Isolationsbefestigung bei der Hilti AG in Liechtenstein sein Profil. Ähnlich hat der Göfner wohl auch vor 20 Jahren gedacht, als er sich entschloss, ein Studium an der Fachhochschule in Dornbirn zu beginnen. Diese akademische Bildungseinrichtung war damals etwas ganz Neues in Österreich und der nunmehrige Diplom-Ingenieur einer jener 45 Pioniere, die von Anfang an dabei waren. Es gab nur die Studienrichtung Fertigungsautomatisierung, die schließlich 24 Absolventen im Jahr 1998 erfolgreich abschlossen. Unter ihnen befand sich auch Simon Martin. Und wenn er heute zurückblickt, war es tatsächlich eine Herausforderung, mussten doch professionelle Strukturen erst nach und nach eingerichtet werden. „Ich kann mich an einen Dozenten erinnern, der extra zweimal pro Monat von der TU Graz für einen Tag nach Dornbirn kam, um zu unterrichten. Ein anderer wiederum hatte nur am Montagnachmittag Zeit.“
Erster Auslandsstudent
Auf die heutige Struktur umgemünzt, war das Studieren in den Pionierzeiten der FH tatsächlich etwas Abenteuerliches. „Wir waren immer wieder vor Probleme gestellt, die wir aber dann gemeinsam doch irgendwie meisterten.“ Dennoch war für den Oberländer klar, dass er sein Diplom-Studium im Land absolvierten wollte. „Aber nicht, weil es mir schwergefallen wäre, irgendwo anders hinzugehen, sondern weil mich die Kombination Technik und Wirtschaft am besten gefallen hat.“ Er hatte sich auch über ähnliche Studienrichtungen in Innsbruck, Linz und Graz informiert, aber nichts Gleichwertiges gefunden. Noch etwas Besonderes zeichnete Martin aus. Er war der erste Student an der FH Vorarlberg, der ein Auslandssemester absolvierte. „Dafür gab es damals keine Unterstützung und ich musste mir auch alles selber zusammensuchen und organisieren.“ Schließlich entschied er sich für einen Aufenthalt an der Universität Portsmouth in England. „Ich musste dafür 2000 Pfund Studiengebühr bezahlen, was natürlich ein Riesenbetrag für mich war.“ Die Erfahrungen, die der Göfner sammelte, waren jedoch unbezahlbar. Um das halbe Jahr „Fehlzeit“ an der FH nicht nachsitzen zu müssen, legte Martin die Prüfungen vor beziehungsweise nach seiner Studieneise ab.
Studium war Voraussetzung
Zwanzig Jahre nach Studienbeginn kann der 46-Jährige auf eine bewegte Karriere zurückblicken. „Ich wusste, dass ich beruflich nur vorwärts kommen konnte, wenn ich ein Studium absolvieren würde“, so Martin, der nach dem HTL-Abschluss sieben Jahre arbeitete und dann an der FHV inskribierte. Und weil er gerne mit Menschen zu tun hat. „Ja es menschelte damals sehr – denn die ausgiebigen Studentenfeiern gehörten einfach dazu“, blickt er mit einem Lachen zurück.
Wir waren immer wieder vor Probleme gestellt, die wir aber gemeinsam irgendwie meisterten.
Simon Martin