Arlbergtunnel bekommt Ohren

Markt / 23.09.2014 • 22:18 Uhr
Arlbergtunnel bekommt Ohren

Die Sanierung des Arlbergtunnels beginnt. Die Planung erfolgte generalstabsmäßig.

Schwarzach. (VN-sca) 1978 begann für Vorarlberg eine neue Zeit. Damals rückte Österreich ein Stück näher an unser Bundesland, denn statt oben drüber kann man seit damals unten durch ins Nachbarbundesland Tirol fahren. Und auch wenn sich Nostalgiker und Separationsbefürworter freuen werden, herrscht zumindest zwischen April und November 2015 sowie 2017 während der Totalsperre des 14 Kilometer langen Arlbergtunnels Ausnahmezustand zwischen Klösterle und St. Jakob.

Dieser Ausnahmezustand sorgte bereits vor Beginn der Sanierung zwei Jahre lang für Sitzungen, Proteste, Abwägungen und Konflikte. Denn am Tunnel hängt in der Arlbergregion vieles. Das beginnt beim Tourismus und betrifft die Wirtschaft insgesamt, wenn man nicht einfach durch die Röhre fahren kann. Drei Jahre lang wird nun saniert, vorerst mit wechselseitigen Sperren in der Nacht. 30 Minuten leuchtet es in der jeweiligen Richtung Rot vom Portal.

Größtes ASFINAG-Projekt

Wer dem ausweichen möchte, kann sich auf Vorarlberger Seite bei der Raststätte Klösterle informieren. Dort und noch einmal kurz vor dem
Tunnel sind Informationstafeln platziert, die Auskunft über die verbleibende Wartezeit geben. „Dann kann man entscheiden, ob man auf einen Kaffee geht oder über den Pass fährt“, so Klaus Fink, Geschäftsführer der ASFINAG, zum derzeit größten Projekt des österreichischen Autobahn- und Tunnelbetreibers.

160 Millionen Euro kostet die Modernisierung des Tunnels, dazu kommen nochmals 30 Millionen Euro, die der ASFINAG während der Vollsperre an Mauteinnahmen entgehen. „Wir werden also genau darauf achten, dass die Termine eingehalten werden“, bekräftigt der Vorstand des Unternehmens, Alois Schedl. Gebaut und ausgerüstet wird der Tunnel ausschließlich von österreichischen Generalunternehmern, in der ARGE ist auch die Schrunser Jäger Bau vertreten.

Neue Sicherheitstechnologie

Im Arlbergtunnel kommt erstmals die neueste Sicherheitstechnologie zum Einsatz. Der Thermoscanner, der überhitzte Lkw bereits vor der Durchfahrt zum Abkühlen aussortiert, soll bereits nach der ersten Sperre Ende 2015 zur Verfügung stehen. Ebenfalls neu: „akustisches Tunnelmonitoring“: Mikrofone und Videokameras liefern Daten an eine spezielle Datenbank. Die eigene Software kann typische Verkehrsgeräusche von untypischen, wie sie etwa bei Zusammenstößen oder Vollbremsungen passieren, unterscheiden. Bei Alarm können die Mitarbeiter in der Tunnelüberwachungszentrale sofort reagieren. Der Tunnel erhält quasi Ohren für noch mehr Sicherheit.

Innovativ sei auch die Führung der 37 zusätzlichen barrierefreien Fluchtwege über den Zuluftkanal – eine Methode, die erstmals in einem ASFINAG-Tunnel eingesetzt wird, so die Straßen-Manager. Dadurch verkürzt sich der Abstand der Fluchtwege auf maximal 500 Meter. Eine Hochdrucksprühnebelanlage wird ebenfalls installiert. Für den Schwerverkehr gibt es Ausnahmeregelungen, auch mit den Touristikern sei man sich einig geworden. Damit der Arlbergpass dem Mehrverkehr standhält, werden bereits jetzt Adaptierungen vorgenommen, für nochmals 1,85 Mill. Euro, die die ASFIN­AG bezahlt. Wie es tatsächlich aussieht, wenn am Pass eine Panne passiert, will sich Dominik Tschol vom ÖAMTC nicht ausmalen. „Man hat unsere Einwände nicht wirklich berücksichtigt.“ Der Autofahrerclub prüft, ob während der Vollsperre nicht eine Pannenhilfe am Pass stationiert wird.

Ganz ohne Stau wird es bei Vollsperre nicht immer gehen.

Klaus Fink, ASFINAG

Zeitplan Sanierung

» bis 21. 4. 2015: abwechselnd 30-minütige Anhaltungen während der Nacht

» Vollsperre 1: 21. 4. bis  14. 11. 2015

» abwechselnde Anhaltungen während der Nacht: 14. 11. 2015 Ende: 12. 04. 2016 bis 18. 04. 2017

» Vollsperre 2: 18. 4. bis 26. 9. 2017