Mega-Stau, Mega-Kosten: Das ist der Preis des Verkehrskollapses bei Dornbirn Nord

Vorarlberg / 11.12.2025 • 12:40 Uhr
Mega-Stau, Mega-Kosten: Das ist der Preis des Verkehrskollapses bei Dornbirn Nord
Täglich sind am Kreisverkehr Dornbirn Nord Tausende Fahrzeuge unterwegs. VN/Paulitsch

Staus wie Anfang der Woche bei Dornbirn Nord kosten Zeit, Geld und verursachen CO₂. Verkehrsplaner erklärt außerdem, warum eine Kreuzung statt des Kreisverkehrs kommen soll.

Darum geht’s:

  • Staus verursachen erhebliche Zeit- und damit finanzielle Verluste.
  • Verkehrszählungen zeigen hohen Fahrzeugdurchsatz bei Dornbirn Nord.
  • Stop-and-go-Verkehr erhöht Treibstoffverbrauch und CO₂-Emissionen.

Mirijam Haller & Matthias Rauch

Schwarzach Stau kostet nicht nur Nerven, sondern täglich enorme Summen. Schon 2013 schätzte der VCÖ die jährlichen Staukosten in Österreich auf rund vier Milliarden Euro, eine ÖAMTC-Studie kam 2015 sogar auf bis zu sechs Milliarden. Der größte Kostenfaktor entsteht dabei durch verlorene Zeit. Genau diese summiert sich, wenn es sich wie am Dienstag dieser Woche auf der A 14 rund um Dornbirn Nord massiv staut.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.

So viele Menschen stehen im Stau

Die Asfinag hat eine automatisierte Zählstelle bei Kilometer 13,6 zwischen Dornbirn Nord und Wolfurt. Im September 2025 passierten demnach an einem Arbeitstag unter der Woche 62.187 Fahrzeuge, davon 5158 Lkw, die Anschlussstelle Dornbirn Nord.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.

Die jüngsten Verkehrszählungen des Landes rund um Dornbirn Nord sind vom Dezember 2024. Durch den Achraintunnel fahren an einem normalen Arbeitstag (das Land zieht dafür Dienstag bis Donnerstag heran) 8780 Fahrzeuge in den Bregenzerwald und 7219 Fahrzeuge gen Tal. Vom Kreisverkehr in Richtung Lauterach waren durchschnittlich 7726 Fahrzeuge unterwegs, davon 1087 Lkw. Vom Güterbahnhof in Richtung Dornbirn Nord waren es 9240 Fahrzeuge, davon 1407 Lkw. Den Spitzenwert erreichte man am 5. Dezember: Zwischen 17 und 18 Uhr passierten 1625 Fahrzeuge die Zählstelle.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.

Älter sind die Auslastungsmessungen für den Kreisverkehr selbst: 2018 wurden von der Abteilung Straßenbau des Landes in den Morgen- und Abendspitzen bis zu 3900 Fahrzeuge pro Stunde gemessen. Für die weiterführende Planung des Umbaus werden nun neue Messungen und Prognosen durchgeführt.

Kreuzung statt Kreisverkehr

Lange galt der Kreisverkehr als leistungsfähigere Alternative zur Ampelkreuzung. Laut Jörg Zimmermann, Verkehrsplaner des Landes, gilt dies auch heute noch, wenn der Verkehr gleichmäßig aus allen Richtungen auf den Knotenpunkt zufließt. Im Fall von Dornbirn Nord schwankt der Verkehrsfluss jedoch stark, sowohl was die Fließrichtungen angeht als auch über die Tageszeiten verteilt. Daher kann der Kreisverkehr seine Stärken nicht ausspielen.
Hinzu kommt, dass sich die Ampeltechnik über die vergangenen Jahrzehnte weiterentwickelt hat. Moderne Ampelanlagen können den Verkehrsfluss messen und die Ampelschaltung entsprechend adaptieren. Sie hat dadurch je nach Verkehrslage inzwischen bessere Möglichkeiten, die verschiedenen Verkehrsflüsse abzufedern.

Mega-Stau, Mega-Kosten: Das ist der Preis des Verkehrskollapses bei Dornbirn Nord
So könnte die neue Mega-Kreuzung bei Dornbirn-Nord aussehen: KI-generierte Visualisierung basierend auf den aktuellen Planungsdaten des Landes. VOL.AT/KI-generiert

Kosten für Betriebe

Der spätere Arbeitsantritt vieler Pendler führt zusätzlich zu Einbußen für Betriebe. Verzögerte Lieferketten, Überstunden oder gar stockende Produktionsprozesse können die Folge sein. Wenn täglich etwa 10.000 Pendler eine halbe bis eine Stunde länger brauchen, gehen 5000 bis 10.000 Stunden verloren. Studien bewerten diese Zeit mit einem Anteil des Lohns: Die INRIX-Analyse 2024 legt etwa einen halben durchschnittlichen Stundenlohn zugrunde, zeigte das ZDF auf. Rechnet man mit zehn Euro “Freizeitwert” pro Stunde, entstehen jeden Tag indirekte Zeitkosten von 50.000 bis 100.000 Euro. 85 bis 90 Prozent aller Staukosten gehen laut Institut der deutschen Wirtschaft Köln auf solche Zeitverluste zurück. Zwar wird vieles nachgearbeitet, dennoch sorgen unverschuldete Verzögerungen für organisatorische Störungen und betriebswirtschaftliche Nachteile.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.

Klima- und Umweltkosten

Auch der Treibstoffverbrauch erhöht sich durch Stop-and-go-Verkehr und Leerlauf erheblich. Ein Pkw benötigt laut einem Rechenbeispiel des Schweizer Dachverbands der Wirtschaft im Stand 0,8 bis 1,5 Liter pro Stunde. Bei 30 Minuten zusätzlichem Stau entstehen so pro Fahrzeug 0,4 bis 0,8 Liter Mehrverbrauch, in Summe also 4000 bis 8000 Liter täglich. Bei 1,50 Euro pro Liter entspricht das 6000 bis 12.000 Euro, die buchstäblich im Stau verrauchen.

Stau hat auch Einfluss auf das Klima. Jeder Liter Kraftstoff erzeugt etwa 2,4 kg CO₂. Bei maximal 8000 Litern Mehrverbrauch entstehen rund 19 Tonnen CO₂, was vergleichbar mit den Jahresemissionen von rund 23 Pkw ist. Beim aktuellen CO₂-Preis von 55 Euro pro Tonne bedeutet das zusätzliche Klimaschäden von etwa 1045 Euro pro Tag, dazu kommen gesundheitlich relevante Luftschadstoffe.