Kein Schritt ins Leere

Lehrabbrüche können vermieden werden, wenn frühzeitig reagiert wird.
KONFLIKTE. (VN-dh) In Vorarlberg entschieden sich auch in diesem Jahr wieder mehr als die Hälfte aller Schulabgänger für eine Lehrausbildung. Angesichts einer – demografisch bedingten – sinkenden Anzahl an Jugendlichen und einer starken Konkurrenz durch höhere Schulen, ist dies für die auszubildenden Betriebe eine stattliche Zahl. Allerdings hat – der Statistik zufolge – in der Vergangenheit fast jeder fünfte Azubi seine Lehre abgebrochen oder die Abschlussprüfung nicht gemacht. In Vorarlberg sind es durchschnittlich über 1000 Lehrverhältnisse pro Jahr. Welche Konsequenz das mit sich zieht, sind sich die Jugendlichen meist erst hinterher bewusst. Denn ohne Lehrabschluss droht die Arbeitslosigkeit.
Gemeinsam Lösung finden
Freilich, völlig konfliktfrei wird es während einer Ausbildung kaum einmal ablaufen. Damit die Lehre kein Schritt ins Leere wird, ist es wichtig, frühzeitig zu reagieren. „In solchen Fällen kann das Lehrlingscoaching helfen“, rät Erika Fussenegger von der Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammer den Auszubildenden und Ausbildern, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Ausbildungsberaterin koordiniert dieses vom Land, dem AMS, der WKV und der AK unterstützte Projekt in Vorarlberg. „Die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigen deutlich, dass die frühe Unterstützung einer der wesentlichsten Erfolgsfaktoren für die Lösung während der Lehre auftretender Probleme und die Vermeidung daraus entstehender Konflikte sind“, so Fussenegger. Auch Christine Raggl, Leiterin der Jugend- und Lehrlingsabteilung in der AK, empfiehlt das Lehrlingscoaching, ehe (vorschnell) eine Entscheidung getroffen wird.
„In gewissen Situationen kann es durchaus notwendig werden, ein Lehrverhältnis aufzulösen. Aber gerade in solchen Fällen ist eine vorherige umfassende Beratung nur zu empfehlen.“ Oftmals liege der Konflikt auch in Kommunikationsproblemen zwischen Lehrling und Ausbilder. Gemeinsam kann dann versucht werden, Lösungen für Probleme frühzeitig zu finden.
Hohe Erfolgsquote
Im Ausbildungsjahr 2012/13 nahmen 210 Auszubildende das Lehrlingscoaching in Anspruch. 178 davon standen in einem aufrechten Lehrverhältnis. Dabei ergriffen 85 Unternehmen selbst die Initiative, um Konfliktfelder zu lösen. In weit mehr als die Hälfte der Fälle mit Erfolg. Denn in 112 Fällen – was einer Erfolgsquote von 63 Prozent entspricht – konnte dieses durch die gezielte Begleitung des Lehrlings und Einbindung seines Umfeldes aufrechterhalten werden. Und weitere 41 haben zwar die Lehrstelle gewechselt, verblieben aber im dualen Ausbildungssystem. Fussenegger: „Im Projekt Lehrlings-Coaching geht es letztlich darum, den unübersehbaren Auffälligkeiten in einem Lehrverhältnis Raum und Zeit zu geben und die Lehrlinge mit ihren Anliegen und in ihrer Über- oder Unterforderung ernst zu nehmen.“