Es ist nicht immer eine Frage der Qualifikation
9400 Menschen in Vorarlberg ohne Job. Qualifikation nicht immer ausschlaggebend.
Bregenz. (VN-reh) Arthur Melvin Okun (1928–1980) war ein US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler, nach dem ein eigenes Gesetz benannt ist, das okunsche Gesetz. Dieses beschreibt die Wechselbeziehung zwischen Produktionswachstum und Arbeitslosigkeit in einer Volkswirtschaft. Ist das Wirtschaftswachstum beispielsweise niedriger als das normale Produktionswachstum, steigt die Arbeitslosenquote. Dass nun die Arbeitslosigkeit in Vorarlberg im September um 5,1 Prozent höher lag als im Vorjahresmonat, liegt eben auch am fehlenden Wachstum. Denn dieses ist zu niedrig, um die Arbeitslosigkeit stabil zu halten. Dafür bräuchte es, so Experten, in Österreich ein Wirtschaftswachstum von zwei Prozent “plus x”.
101 Tage arbeitslos
So waren im September 9400 Menschen ohne Job. Zwar mehr als im September 2013, aber immerhin weniger als im August dieses Jahres. Insgesamt verzeichnete das AMS in Vorarlberg 3614 neue Zugänge in die Arbeitslosigkeit. 4023 Personen konnten aus der Arbeitslosenvormerkung genommen werden. Die durchschnittliche Vormerkdauer betrug 101 Kalendertage, um zwölf Tage mehr als im Vorjahr.
Dabei liegt Vorarlberg hier weiterhin auf dem negativen Spitzenplatz in Österreich. Heißt, bundesweit ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit mit 11,8 Prozent doppelt so stark ausgefallen. Auch die Arbeitslosenquote liegt in Vorarlberg mit 5,8 Prozent erneut deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 7,6 Prozent.
Zunahme bei Hilfsberufen
Dabei sind wie in den Monaten zuvor auch weiterhin die gering qualifizierten Personen überproportional stark von Arbeitslosigkeit betroffen. Fast die Hälfte aller Vorgemerkten hat keinen über die Pflichtschule hinausgehenden Bildungsabschluss. In den Hilfsberufen findet sich nach wie vor die stärkste Zunahme an Jobsuchenden. Wer allerdings denkt, qualifizierte Menschen tun sich derzeit leichter, der irrt. Denn immerhin rund ein Drittel aller als arbeitslos vorgemerkten Personen hat eine Lehre abgeschlossen, fast 13 Prozent haben eine weiterführende Schule abgeschlossen und fast fünf Prozent können eine akademische Ausbildung vorweisen.
Alter entscheidend
Auch das Alter spielt weiterhin eine entscheidende Rolle. Während die unter 20-Jährigen am besten abschneiden, ist die Zunahme bei den über 45-Jährigen am höchsten. Günstiger zeigte sich im September nur der Stellenmarkt. Mit 1924 sofort verfügbaren Stellenangeboten stehen aktuell um 166 mehr Jobangebote zur Verfügung als vor einem Jahr. Dabei gibt es vor allem bei den Gaststätten- und Büroberufen mehr freie Stellen, ganz im Gegensatz zu den Metall- und Bauberufen. Entspannt hat sich aufgrund des Beginns des Ausbildungsjahres im September der Lehrstellenmarkt. Es gibt 298 sofort verfügbare Lehrstellensuchende und 304 sofort verfügbare offene Lehrstellen.