“Am Anfang habe ich viel Lehrgeld bezahlt”

Markt / 03.10.2014 • 21:19 Uhr
 Georg und Guntram Meusburger legen besonders viel Wert auf die Lehrlingsausbildung in ihrem Unternehmen.  
 Georg und Guntram Meusburger legen besonders viel Wert auf die Lehrlingsausbildung in ihrem Unternehmen.  

Wolfurt. Georg und Guntram Meusburger feiern heuer das 50-jährige Bestehen ihres Unternehmens. Im Interview sprechen sie über den Weg vom Ein-Mann-Betrieb zum Marktführer im Bereich hochpräziser Normalien, darüber, wie groß Meusburger noch werden kann und was bei einer Firmenübergabe besonders wichtig ist.

Vor 50 Jahren fingen Sie als Ein-Mann-Betrieb in Dornbirn an. Trotz Erfolg haben Sie den Betrieb in den 70er-Jahren dann umstrukturiert. Was war ausschlaggebend dafür?

Georg Meusburger: Ich bin 1962 aus Amerika zurückgekommen und habe mich 1964 selbstständig gemacht. Ziel war immer ein eigenes Produkt, aber ich wusste zunächst nicht, was. Ich dachte, ich fange mit Werkzeugbau an, dem Herz jeder Produktion. 1970 habe ich umgestellt auf das eigentliche Produkt, was wir heute machen, also standardisierte Formaufbauten. Ich habe damals aber ziemlich Lehrgeld bezahlt, weil der Formenbau kein Geld mehr abgeworfen hat. Das war für mich die härteste Zeit. Von dort weg lief es aber gut. Jedes Jahr hatten wir mehr Mitarbeiter und mehr Umsatz. Bis auf 2009 in der Krise, da gab es einen Einbruch. Wir haben aber nie jemanden entlassen müssen. Alles zusammen eine wunderschöne Zeit.

2013 wurde mit 700 Mitarbeitern ein Rekordumsatz von 160 Millionen Euro realisiert. Wie groß kann Meusburger eigentlich noch werden?

Guntram Meusburger: Heuer erwarten wir 190 Millionen Euro Umsatz und unser Ziel ist es, bis 2020 einen Umsatz von 300 Millionen Euro zu erzielen. Machen werden wir das, indem wir in Europa mit mehr Verkäufern den Markt intensiver bearbeiten. Wir haben erstklassige Kontakte zu sämtlichen Werkzeug- und Formenbauern in Europa. Ein großes Thema ist auch der Zusatzverkauf. Rund um die Spritzgusswerkzeuge gibt es viele Zubehörteile und andere Produkte, da werden wir noch intensiver hineingehen. Wir haben derzeit 120 Verkäufer, bis 2017 sollen es 200 Verkäufer sein.

Dann wird das Wachstum hauptsächlich aus Europa kommen?

Guntram Meusburger: Wir sind global dran. Wir haben Töchter in den USA, China und der Türkei. Geplant sind noch Indien und Mexiko. Dort gibt es nur bestimmte Produkte, die wir hauptsächlich an Kunden verkaufen, die ihr Headquarter in Europa haben. Es sind also reine Verkaufsstandorte, produziert wird ausschließlich in Wolfurt. Vom Gewicht her ist das nicht so groß. Die große Entwicklung wird sich weiter in den umliegenden Ländern abspielen. Deutschland ist dabei mit Abstand der beste Markt, was den Werkzeug- und Formenbau betrifft.

Georg Meusburger: Wir haben den Vorteil, dass die Weltmeister im Werkzeug- und Formenbau im Umkreis von 500 Kilometern zu Hause sind.

Wie erklären Sie eigentlich einem Laien, was standardisierte Normalien sind?

Georg Meusburger: Ich brauche für jedes Auto, Plastikteil oder Brille eine Form und diese besteht aus Stahl. Wir liefern das Grundkonzept dazu, die formgebende Partie macht dann der Formenbauer.

Die Entwicklung von Meusburger war immer auch durch unzählige Auszeichnungen gepflastert. Auf welche sind Sie besonders stolz?

Guntram Meusburger: Persönlich fand ich die Auszeichnung zum „Arbeitgeber des Jahres“ sehr schön. Genauso die Lehrlingsauszeichnungen.

Georg Meusburger: Wir legen viel Wert darauf, dass sich die Mitarbeiter wohlfühlen, vom Lehrling bis zum Pensionisten. Wir veranstalten auch viele Aktivitäten, Fischen und Mountainbiken genauso wie Langlaufen oder Fußball.

Sie befinden sich mitten in der Planungsphase eines zweiten Produktionsstandorts in Lingenau. Wie ist der aktuelle Stand?

Georg Meusburger: Wir sind noch bei den Einreichplänen dran, aber es schaut gut aus. Baubeginn soll nächstes Jahr im Frühling sein. Wir bauen auf 400 Quadratmetern Fläche zwei Geschoße und wollen dort dann sukzessive wachsen.

War das eine bewusste Entscheidung, näher zu den Bregenzerwälder Mitarbeitern zu rücken?

Georg Meusburger: Das war der Hauptgrund, dass die Mitarbeiter nicht pendeln müssen. Für uns ist das Neuland, weil es der erste Produktionsstandort außerhalb von Wolfurt ist.

Wie stolz ist man, wenn man sein Lebenswerk an die nächste Generation übergibt und das Werkl reibungslos weiterläuft? Und welche Tipps haben Sie für andere Unternehmer?

Georg Meusburger: Das ist natürlich das größte Glück. Denn man hört tagtäglich, dass es bei Übergaben oft Probleme gibt. Am Anfang hatten wir natürlich verschiedene Meinungen. Das Wichtigste ist, dass es beide wollen. Dann kann man sich auch zusammenraufen. Wenn man in etwas hineingeworfen wird, an dem man keine Freude hat, wäre ich der erste, der davonlaufen würde. Dass Guntram das sehr gut weiterführt, ist das Beste, was mir passieren konnte. Ich bin noch jeden Vormittag da und tue es nach wie vor gerne. Maschinen und Bauen sind mein Hobby. Was auch nicht funktioniert ist, wenn jemand nur das Geld sieht.

Guntram Meusburger: Der Wille ist das Um und Auf. Ich habe vor 15 Jahren angefangen und es gibt tausend Gründe, um das Handtuch zu werfen. Darum braucht man einen konstanten Willen, um immer wieder die Hürden zu überwinden. Ein Vorteil ist auch, dass wir von den Interessen her unterschiedlich sind. Mein Vater ist der Super-Techniker, ich kümmere mich u.a. um Vertrieb, Marketing und Verkauf.

Die Freude an der Firma, am Beruf und an der Arbeit ist das Wichtigste bei einer Übergabe.

Georg und Guntram Meusburger im Gespräch mit den VN am Firmensitz in Wolfurt.  
Georg und Guntram Meusburger im Gespräch mit den VN am Firmensitz in Wolfurt.  

Kennzahlen

Georg Meusburger GmbH

1964 gegründet, 1980 Umzug von Dornbirn nach Wolfurt

» Standort: Wolfurt

» Mitarbeiter: 800

» Umsatz: 160 Millionen Euro (2013)

» Gesamtnutzfläche: 50.000 m2

» Kunden: 12.000 weltweit

Zu den Personen

Georg Meusburger

geboren 1936 als Sohn eines Schwarzenberger Landwirtes; mit 16 Jahren Lehre zum Schlosser und anschließend Schüler der HTL Bregenz
1956: Meisterprüfung zum Schlosser, mit 20 Jahren einer der jüngsten Schlossermeister im Land
1959–1964: Auslandsaufenthalt als Werkzeugmacher in USA
1964: Gründung der Firma Meusburger Werkzeugbau als Ein-Mann-Betrieb in Dornbirn

Guntram Meusburger

geboren 1972 in Dornbirn; Matura in Fertigungsautomatisierungstechnik an der HTL Dornbirn; Sponsion Magister (FH) an der FHV für Betriebliches Prozess- und Projektmanagement
1999: Einstieg bei Meusburger
2007: Übernahme der Geschäftsführung von Meusburger