„Entscheidungen sollten Win-win-Situationen sein“

Markt / 22.10.2014 • 22:23 Uhr
interview prof. dr. beck
interview prof. dr. beck

Moraltheologe Prof. Dr. Matthias Beck über gutes Entscheiden in der Wirtschaft.

Schwarzach. (VN-pes) Die Karriere von Matthias Beck schien vorgezeichnet: Mit 23 war der Münsteraner studierter Pharmazeut, dann legte er ein Medizinstudium mit Promotion nach. Dem folgte ein Richtungswechsel: Beck studierte Philosophie und Theologie, ebenfalls mit Doktortitel. Heute ist er Professor für theologische Ethik an der Uni Wien. Am Dienstag sprach er auf der Jahresversammlung des Sparkassenvereins Feldkirch.

Sie haben in Feldkirch zu dem Thema „Wie treffe ich eine ethisch gute Entscheidung in der Wirtschaft“ gesprochen. Was braucht es denn, um solch eine Entscheidung zu treffen?

Beck: Zunächst braucht es Sachkenntnis. Das gilt für die Wirtschaft, die Medizin, für alle Bereiche des Lebens. Aber da setzt schon ein erstes Problem ein: Nämlich dass viele Dinge intransparent sind. Wir brauchen größtmögliche Transparenz. Zweitens brauche ich Kriterien, wofür ich eigentlich entscheide. Entscheide ich wirtschaftlich, damit ich selbst mehr Geld verdiene, oder damit ich berühmt werde? Mache ich Wirtschaft für den Menschen oder Wirtschaft für die Wirtschaft?

Welche Verantwortung hat der Konsument, der durch Nachfrage ja auch das Angebot steuern kann?

Beck: Der kann gar nichts steuern, weil er ja nicht informiert ist. Die Welt ist so intransparent geworden, dass der Konsument abhängig davon ist, was der Anbieter ihm an Informationen zur Verfügung stellt. Der Konsument ist in der dümmsten aller Situationen – dafür kann er nichts.

Also beurteilen Sie das Informationsangebot für den Konsumenten als unzureichend?

Beck: Nein, ich beurteile das als gut, ich bin nur kritisch, ob alles stimmt. Ab und zu, weil ich Ethiker bin, hinterfrage ich zum Beispiel Studien. Und da gibt es erhebliche Mängel. Wir brauchen eine breite öffentliche Debatte. Wir benötigen auch die Medien, um in einer guten Demokratie offen zu diskutieren.

Was haben Sie am Dienstagabend den Zuhörern des Sparkassenvereins mit auf den Weg gegeben?

Beck: Engagiert euch für die Gesellschaft. Seht zu, dass ihr für euch selbst gute Entscheidungen trefft. Gut ist, was eine Win-win-Situation ist. Aus einer christlichen Ethik heraus kann ich sagen, Entscheidungen müssten zu 90 Prozent Win-win-Situationen sein. Ich soll als Bank Geld verdienen, ich soll den Kunden so beraten, dass es für ihn gut ist, dann geht es auch der Gesellschaft gut.

Wir brauchen größtmögliche Transparenz und Sachkenntnis.

Matthias Beck

Zur Person

Matthias Beck

Professor für Theologische Ethik an der Universität Wien.

Geboren: 1956 in Münster

Ausbildung: Studium der Pharmazie, Medizin, Philosophie und Theologie

Schwerpunkte: Medizinethik, Existenzialethik, interdisziplinäre Fragen