“Im Montafon kann noch vieles entstehen”

Markt / 30.10.2014 • 19:24 Uhr
Peter Marko im Sporthotel Silvretta Montafon. Das größte 4-Sterne-Hotel im Montafon mit 172 Betten gehört ebenfalls zur Silvretta Montafon Bergbahnen AG. Fotos: VN/Hofmeister
Peter Marko im Sporthotel Silvretta Montafon. Das größte 4-Sterne-Hotel im Montafon mit 172 Betten gehört ebenfalls zur Silvretta Montafon Bergbahnen AG. Fotos: VN/Hofmeister

Gaschurn. Seit 1. Oktober ist Peter Marko alleiniger Vorstand der Silvretta Montafon Bergbahnen. Im Interview spricht er über das neue Miteinander im Tal, Investitionspläne, und welche Rolle der Sommer künftig spielen soll.

Es scheint, es ist nach vielen Streitereien Ruhe eingekehrt im Montafon. Inwieweit ist das auch Ihr Verdienst?

Marko: Zum einen sind es die handelnden Personen, und zum anderen war der Leidensdruck, als der Ski-Pool infrage gestellt wurde, sehr groß. Da haben alle gesehen, dass man sich damit mehr schadet. Was die Seilbahnen betrifft, haben wir eine sehr gute Gesprächsbasis. Früher haben wir teilweise oft eigene Wege parallel laufen gehabt, jetzt haben wir eine Linie, die sich durchzieht.

Sie sind nun Alleinvorstand der Silvretta Montafon Bergbahnen. Welche Handschrift wollen Sie dem Tal geben?

Marko: Für mich ist das Zusammenarbeiten ein ganz wichtiges Thema. Man kann nur miteinander Erfolg haben. Im Moment gibt es zwei Geschwindigkeiten. Am Berg wird deutlich mehr investiert als im Tal. Ich hoffe, dass wir durch das Miteinander eine Initialzündung geben können, damit auch das Tal optimistisch in die Zukunft geht. Das drückt sich immer dann aus, wenn man Geld in die Hand nimmt und investiert.

In den letzten Jahren wurden bereits Millionen investiert, bald wird das Großprojekt Panoramabahn eröffnet. Ist das Investitionsprogramm damit erstmal abgeschlossen?

Marko: Wir haben in den letzten sechs Jahren 108 Millionen Euro investiert und mindestens in dem Tempo geht es weiter. Zum einen wollen wir einige neue Dinge bringen und zum anderen haben wir Bahnen wie die Versettla- oder die Valisera-Bahn, wo es Zeit wird, diese auszuwechseln. Genauso wird in Beschneiung und  Sicherheit investiert, und wir müssen schauen, dass wir bei Gastronomie, Skiverleih und Sportgeschäften mit den Mitbewerbern im Alpenraum Schritt halten.

Zu den besten Skigebieten zu gehören, ist das der sportliche Ansatz?

Marko: Die Größe ist mehr oder weniger vorgegeben. Aber um im gesamten Gebiet besser zu werden, müssen wir am ersten Eindruck arbeiten. Wie komme ich zur Bahn, wie zum Skiverleih und zu den Tickets. Am Berg haben wir den Vorteil, dass wir eine der ganz wenigen Anbieter sind, die alles aus einer Hand anbieten können. Das ist aber auch eine große Verantwortung. Denn wenn am Berg irgendetwas nicht klappt, sind wir immer selbst dafür verantwortlich.

Bei der Silvretta Montafon kann ich alles buchen, vom Hotel bis zum Ticket und zur Skischule. Inwieweit ist das ein Wettbewerbsvorteil?

Marko: Der Vorteil ist natürlich groß. Wenn eine Firma beispielsweise ein Skirennen mit 350 Leuten veranstalten will, kann man alles in einem Gespräch verhandeln und entscheiden. Man muss also die Leute nicht noch extra zum Skiverleih oder zur Skischule schicken.

Bringt das auch mehr Wochen-Touristen?

Marko: Das ist unser Ziel, aber dazu brauchen wir Betten. Davon hat das Tal sicher zu wenig und deshalb haben wir nicht die gewünschte Wochenauslastung, wie sie andere Gebieten haben.

Und immer weniger Montafoner haben Lust auf Privatzimmervermietung . . .

Marko: Ja und deshalb ist jedes Bett, das dazukommt, oft kein neues, sondern nur ein ersetztes.

Wie schwierig ist es, Hotel-Investoren ins Tal zu locken?

Marko: Wichtig ist, dass wir auch im Sommer weiterkommen. Denn ein Investor wird wegen einer Saison nicht diese Investition auf sich nehmen. Man muss also in Richtung Ganzjahrestourismus gehen und denken. Die Grundvoraussetzungen sind gut. Wir haben für solche Vorhaben Grundstücke an den Bahnen gesichert.

Was ist der augenscheinlichste Unterschied zwischen St. Gallenkirch und Ihren früheren Stationen wie Kitzbühel?

Marko: Man kann sie nicht miteinander vergleichen. Am Berg kann es die Silvretta Montafon mit Kitzbühel oder Sölden klar aufnehmen. Im Tal sind die Unterschiede am größten. Kitzbühel hat eine Tradition, die immer fortgeführt wurde. Da hat der Ort mehr Kraft als das Skigebiet. Bei uns ist es noch umgekehrt. Aber da kann noch viel entstehen. In den letzten zwei Jahrzehnten wurde im Tal nicht viel investiert. Im Vergleich: Kitzbühel hat in den letzten sechs Jahren vier neue Fünfstern-Hotels bekommen und es gab viele andere, die ausgebaut haben.

Zuguterlezt müssen wir Sie natürlich nach der neuen „Ländle-Card“ fragen…

Marko: Ich bin sehr froh, dass sie nach langen Verhandlungen jetzt am Markt ist. Aus meiner Zeit in Tirol weiß ich, dass eine Landeskarte von den Skifahrern stark nachgefragt wird. Wie in Tirol sind beim Start noch nicht alle Gebiete dabei. Wir gehen aber davon aus, dass weitere dazu kommen werden. Theoretisch ist eine Erweiterung auch heuer noch möglich.

Ich kenne kein Skigebiet, wo man an allen Talstationen Platz hat, um Hotelbetten zu entwickeln.

Peter Marko im Sporthotel Silvretta Montafon. Das größte 4-Sterne-Hotel im Montafon mit 172 Betten gehört ebenfalls zur Silvretta Montafon Bergbahnen AG. Fotos: VN/Hofmeister
Peter Marko im Sporthotel Silvretta Montafon. Das größte 4-Sterne-Hotel im Montafon mit 172 Betten gehört ebenfalls zur Silvretta Montafon Bergbahnen AG. Fotos: VN/Hofmeister
Peter Marko, GF Silvretta Montafon Bergbahnen, im Gespräch mit den VN in Gaschurn.
Peter Marko, GF Silvretta Montafon Bergbahnen, im Gespräch mit den VN in Gaschurn.

Kennzahlen

Silvretta Montafon Bergbahnen AG

 

» Umsatz: 50,4 Millionen Euro

» Mitarbeiter: über 900

» Gesellschafter: VoMoNoSi Beteiligungs AG (99%), die wiederum zu 100% der MPR Holding GmbH gehört, die wieder im Eigentum der BTV AG ist.

» 1,35 Millionen Wintertouristen

» 140 Pistenkilometer

Zur Person

Peter Marko

Seit 1. Oktober 2014 Geschäftsführer der Silvretta Montafon Bergbahnen AG

Geboren: 30. März 1963 in Leoben (Stmk.)

Ausbildung: Realgymnasium, Fremdenverkehrskolleg in Innsbruck, staatliche Skilehrerausbildung, Marketing-Lehrgänge an der Cronell University (USA)

Laufbahn: mehrere Saisonen in Hotellerie und Gastronomie (Sylt, Zürs, Tegernsee), Skilehrer in Argentinien und den USA, Promotion und Product Manager bei Fischer, Direktor Tourismusverband Kirchberg und Sölden, Direktor von Kitzbühel Tourismus, Vorstand der Silvretta Montafon Bergbahnen

Familie: 3 Kinder