Die Börse ist nicht nur für Mutige

Markt / 26.11.2014 • 20:19 Uhr

Aktien bleiben im kommenden Jahr trotz aller Turbulenzen attraktiv, nicht nur für Zocker.

Schwarzach. Das Jahr 2014 neigt sich dem Ende zu. Anleger an den Börsen brauchten die vergangenen elf Monate vor allem eines: gute Nerven. Nachdem beispielsweise der DAX im Juli die 10.000er-Marke geknackt hatte, ging es mit den Kursen im Herbst in stürmische Gefilde. Vor allem im Oktober steuerten die Aktienkurse in eine Kurskorrektur von bis zu zehn Prozent und ließen den DAX Richtung 8500 Punkte purzeln.

Doch zuletzt brachen Börsianer wieder in Jubelstimmung aus. Grund: Der DAX zeigte zehn Tage en suite nach oben. Die 10.000 Punkte rücken so wieder ins Blickfeld. Zurückzuführen war das freundliche Umfeld für Anleger auf EZB-Chef Mario Draghi, der eine noch expansivere Geldpolitik in Aussicht stellte. Darüber hinaus überraschte Japan mit dem Bekenntnis, ein neues Anleihenkaufprogramm zu starten und so die Märkte zu beflügeln. Für VN-Börsenkommentator Roland Rupprechter von der Hypo Vorarlberg steht und fällt der Verlauf der nächsten sechs Monate mit der EZB-Politik. Wenngleich schon viele Unternehmen hoch bewertet seien, ist er für das kommende Halbjahr positiv gestimmt. „Wir sehen den DAX bis im Juni 2015 durchaus bei 11.000 Punkten“, sagt Rupprechter und begründet seinen Optimismus mit den guten Ergebnissen aus den USA, der expansiven EZB-Politik und der Hoffnung, dass dann die europäische Konjunktur nachzieht.

Qualitätsaktien

Weil aber die globalen Krisenherde wie ein Damoklesschwert über den Aktienmärkten schweben, würde Rupprechter auf qualitativ hochwertige Aktien setzen. „Das können Unternehmen mit einem hohen Freefloat sein und Unternehmen, die ihre Branche anführen, oder die ganz Großen, sogenannte Bluechips“, sagt der Experte.

Europa Aufholpotenzial

Ebenfalls positiv steht Monika Rosen-Philipp den Aktien für die kommenden Monate gegenüber. Die Anlageexpertin der Bank Austria ist ebenfalls seit Jahren für die VN als Börsenkommentatorin tätig und meint: „Die Bewertungen sind zwar schon relativ hoch, aber Anleihen sind ausgereizter.“ Zudem würde der Markt wesentlich höhere Kurs-Gewinn-Verhältnisse vertragen, allein wegen des niedrigen Zinsniveaus. Eines gibt Rosen-Philipp jedoch zu bedenken: „Wir hatten schon fast sechs Jahre keine größere Korrektur von 20 Prozent gehabt, das kann jederzeit passieren. Aber der übergeordnete Bullenmarkt ist intakt.“

Anlagechancen bieten für sie die Sektoren, die zuletzt hinterherhinkten. „US-Retailer waren heuer der zweitschlechteste Sektor nach Energie, die Aktien sind relativ günstig.“ Im Energiesektor sei die Bewertung im Zuge des Ölpreisverfalls zurückgekommen und es gibt Übernahmefantasien. Mutige würden antizyklisch einsteigen.

Und schließlich sind Aktien längst nicht mehr den Zockern vorbehalten, denn wie Prof. Dr. Max Otte unlängst in den VN sagte: „Alle Aktien haben weltweit eine Dividendenrendite von vier Prozent. Und Aktien haben bisher alle Krisen überlebt. Also was ist an einer OMV, Voestalpine oder Verbund zu zocken?!“

Bis Juni 2015 könnte der DAX bei 11.000 Punkten stehen.

Roland Rupprechter

Wir hatten sechs Jahre keine Korrektur von 20 Prozent.

Monika Rosen