Wieso zwei Bären nicht in eine Höhle passen

Peter Gaugg und Gerhard Burtscher über den Wechsel an der Spitze der BTV.
Feldkirch. Der Freitag vergangener Woche sei ein historischer Tag in der Bank für Tirol und Vorarlberg (BTV) gewesen. Als nämlich die Meldung an alle Mitarbeiter erging, dass der erst 54-jährige Vorstandschef Peter Gaugg sein Amt zurücklegen wird und Gerhard Burtscher mit 1. Jänner 2016 den Vorsitz übernimmt, sei die Bank „eine Stunde stillgestanden“, erzählten Gaugg und Burtscher im VN-Gespräch, das in der noblen Filiale „Villa Menti“ in Feldkirch stattfand. Auch spekuliert wurde danach viel. Aber eher von Personen, die uns nicht kennen, betonen die beiden.
Dabei seien die Gründe für den Wechsel an der Spitze eigentlich ganz einfach. „Ich habe viele Familienunternehmen bei ihrer Übergabe begleitet und gesehen, was es für Fehler gibt und welches die Erfolgsfaktoren dabei sind. Nämlich dass das Unternehmen in guter Kondition ist und dass man Nachfolger hat, die wollen, die können und aus den eigenen Reihen kommen“, erklärt Gaugg. Das alles sei bei der BTV der Fall. Und letztlich sei es doch so, dass zwei Bären nicht in eine Höhle passen. Sprich zwei Alphatiere wie er und Gerhard Burtscher an der Spitze verträgt es auf Dauer schlecht.
Er gibt zwar zu, dass es nach so vielen Jahren bei der BTV nicht einfach ist, loszulassen. Schließlich habe er persönlich viel in die Bank investiert und seine Arbeit nie als solche empfunden. „Ich habe die BTV immer so geführt, als ob sie mir gehört.“ Geholfen hat ihm letztlich aber der Benediktiner-Bruder David. Dieser habe eines Tages gesagt: „Sei dankbar für das, was war. Du hast ja nichts zu verlieren.“ Gesagt, getan, und das „altersunabhängig“. Gaugg überzeugte sich noch davon, dass sein Nachfolger Gerhard Burtscher seinen Job auch tatsächlich will. Denn erst überreden sollte man einen Nachfolger bestimmt nicht. Burtscher wollte. Die Übergabe sei letztlich also ein Geschenk. „Die Bank steht gut und gesund da. Ich bin seit eineinhalb Jahren im Vorstand und fühle mich pudelwohl. Besser geht es nicht“, freut sich auch der designierte Vorstandsvorsitzende Burtscher, der die Bank im Dreiervorstand leiten wird. Ein Vorschlag, der übrigens direkt von der Finanzmarktaufsicht kam. Das Geschäft werde zwar nicht leichter, aber die Chancen seien größer als die Probleme. „Wir bleiben zu 100 Prozent eine Kundenbank mit einem erfrischend konservativen Geschäftsmodell.“
Besserer Vorstand
Aber wieso ist Noch-Chef Peter Gaugg davon überzeugt, dass es der neue Vorstand besser machen wird als er selbst? „Alle drei haben das Geschäft bei uns gelernt und sie sind jünger. Diese Kombination ist sehr gut für die Herausforderungen der Zukunft“, erklärt er. Man werde zwar gewisse Dinge anders machen, aber am Schluss gehe es doch darum, so erfolgreich zu bleiben wie jetzt, ergänzt Burtscher.
Die Karrierewege von Gaugg und Burtscher ähneln sich übrigens sehr. Beide kommen aus einer Vorarlberger Unternehmerfamilie (Lebensmittelgeschäft der eine, Fahrschule der andere), absolvierten die Lehre bei der BTV, waren jeweils Leiter der Filiale in Bregenz, später für ganz Vorarlberg zuständig und landeten letztlich im Vorstand der Bank.
Bis zum Stichtag der Übergabe, dem 1. Jänner 2016, heißt es nun für die beiden Hunderte großer Kunden zu besuchen. Danach bleibt Peter Gaugg der BTV erhalten. Nur in einer anderen Funktion. Er wird sich um alle Belange der Bank kümmern, „die außerhalb passieren“. Da gibt es Beteiligungen wie an der Moser-Holding oder an Bergbahnen wie der Silvretta Montafon. Auch zu einem Aufsichtsratsmandat bei der BTV würde er nach eigenen Angaben nicht Nein sagen.
Erfolgreiches Jahr
Die BTV betreut in Westösterreich, Wien, Süddeutschland, der Schweiz (wo die BTV jeweils mit einer Vollbanklizenz ausgestattet ist) und Norditalien rund 110.000 anspruchsvolle Privatkunden und über 7400 exportorientierte, inhabergeführte Mittelständler. Im dritten Quartal (Ende 30.09.) erzielte die BTV einen Gewinn (Periodenüberschuss) von 75,1 Mill. Euro, das entspricht einem Plus von 12,7 Prozent. Das Eigenkapital kletterte auf 1,1 Mrd. Euro (Jahresergebnis 2013: 964 Mill. Euro). Die Kernkapitalquote stieg auf 13,55 Prozent.
Am Schluss geht es doch darum, dass die BTV so erfolgreich bleibt, wie sie jetzt ist.
Gerhard Burtscher
Zur Person
Peter Gaugg
Geboren: 15. Juli 1960 in Bregenz
Ausbildung: Lehre bei der BTV
Laufbahn: mit 26 Jahren Filialleiter der BTV Bregenz, später für ganz Vorarlberg verantwortlich, seit 1994 im Vorstand der BTV
Gerhard Burtscher
Geboren: 26. Oktober 1967 in Bregenz
Ausbildung: Lehre bei der BTV
Laufbahn: mit 21 Jahren Filialleiter in Wolfurt, danach in Bregenz und letztlich für ganz Vorarlberg verantwortlich, 2004 Aufbau BTV Schweiz, seit 2013 im Vorstand