Ohne die Forschung kein Erfolg

Smart Textiles Plattform nutzt Innovationspotenzial der Vorarlberger Textiler.
Bregenz. (VN) Wissenschaft und Forschung sind heute Schlüsselbereiche für den wirtschaftlichen Erfolg
Vorarlbergs. Vor dem Hintergrund erstellt das Land Vorarlberg eine abgestimmte und koordinierte Wissenschafts- und Forschungsstrategie, die sowohl den Bereich der Grundlagen- als auch der angewandten
Forschung umfasst. Diese Strategie soll im Frühjahr 2015 präsentiert werden. Die F&E-Ausgaben in Vorarlberg werden allerdings zu fast 80 Prozent von den heimischen Unternehmen getragen, nur ein Fünftel der Gelder kommt vom öffentlichen Sektor und der EU. Das ist österreichweit der höchste betriebliche Anteil. Das Land Vorarlberg hat für Wissenschaft und Forschung 17 Millionen Euro budgetiert. Zur Förderung der betrieblichen
Forschung sind 3,25 Millionen Euro veranschlagt.
Hohe Innovationsfähigkeit und die Konzentration auf High-Tech-Produkte sind heute auch die bestimmenden Merkmale der Vorarlberger Textilindustrie. Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Textilbranche der mit Abstand wichtigste Produktionszweig im Lande. Dann kam der Schrumpfungsprozess.
Jene Unternehmen, die bis heute bestehen konnten, mussten sich teilweise neue Marktfelder suchen. Diese haben sie auch gefunden. Anstelle der großen Textilfabriken gibt es heute eine ganze Reihe hoch innovativer Unternehmen, die sich in Nischen, wo höchste Qualität und Know-how gefragt sind, hervorragend positioniert haben und damit weltweit erfolgreich sind. Sie beschränken sich längst nicht mehr auf Bekleidungsprodukte, sondern sind führend in der Entwicklung und Herstellung von Textilstoffen, die zum Beispiel im Automobil- oder Flugzeugbau verwendet werden. Zahlreiche führende Vorarlberger Betriebe sind im Rahmen der Smart Textiles Plattform vernetzt und beteiligen sich an Verbundforschungsprojekten. So können beispielsweise neuartige technische Textilien wie Leichtbauteile für die Automobilindustrie entwickelt werden. „Das enorme Potenzial liegt darin, dass für die Konzeption und die Herstellung neuester Produkte im Bereich der technischen Textilien in der Wirtschaftsregion sämtliche Kompetenzen im Umkreis von 30 km verfügbar sind“, zeigt sich Initiator Günter Grabher überzeugt vom Vorsprung der heimischen Textilwirtschaft gegenüber anderen Regionen.
Universitäre Forschung
Wesentliche Basis der Innovationserfolge ist eine enge Zusammenarbeit der regionalen Textilwirtschaft mit dem Institut für Textilchemie und Textilphysik unter der Leitung von Prof. Thomas Bechtold in Dornbirn. Als Ergebnis dieser Zusammenarbeit konnten substantielle Förderungen für Forschung und Entwicklung erschlossen werden, allein im Jahr 2014 bereits 2,5 Millionen Euro aus Förderungen der FFG (österreichische Forschungsförderungsgesellschaft).
Beispiele aus der Praxis
» Textil-Elektroden für Batteriesysteme: Mit einer neuen Generation von Batterieelektroden können schwere Metalllegierungen durch leichte Textilstrukturen in Batterie und Brennstoffzellen ersetzt werden.
» Intelligente Textilien: Schon heute finden im Bereich der Sporttextilien smart-textiles ihren Einsatz, um Körperfunktionen wie Puls, Blutdruck und Atemfrequenz über ein Sensor-T-Shirt zu detektieren.
» Textilbeton: Bewehrungen aus technischen Fasern erlauben die Herstellung leichter und hochfester Betonfertigelemente. Durch technische Stickerei können biegsame dreidimensionale Strukturen aus technischen Fasermaterialien erzeugt werden.
» Nässesensoren für den Pflegebereich: Die neuen Sensoren ermöglichen die rasche Detektion von Nässe und es wird dem Pflegepersonal die Möglichkeit gegeben, notwendige Maßnahmen schneller und zielgerichtet durchzuführen.
» Leichtbau und Verbundwerkstoffe: Textile Technologien bieten enormes Potenzial, automatisiert Mehrlagencomposites herzustellen. Als Grundlage für die unternehmensübergreifende Automatisierung werden textile Hybridmaterialien mit Verstärkungsfasern und thermoplastischen Matrixkunststoffen eingesetzt.
» Textile Hochtemperatur-Heizelemente: Die hohe Knickbeständigkeit dieser sehr dünnen, waschbaren Heiztextilien erlauben die Integration in medizinische Bandagen zur Wärmetherapie. Diese finden ihren Einsatz in der Flugzeugindustrie, als Frostschutz für Rotorblätter und Flügel als auch für großflächige Stallheizungen für Jungtiere in der Landwirtschaft.