Fast jeden zweiten Tag geht eine Firma pleite

Markt / 18.12.2014 • 22:20 Uhr
Fast jeden zweiten Tag geht eine Firma pleite

Vorarlberg hat österreichweit höchsten Zuwachs bei Firmen­insolvenzen.

Feldkirch. (VN-reh) Vorarlberg ist in vielen Bereichen Spitzenreiter. Bei den Lehrlingen beispielsweise oder beim Export. Und auch bei den Firmeninsolvenzen. Nur in diesem Fall ist das Wort Spitzenreiter eindeutig negativ besetzt. In keinem anderen Bundesland gab es 2014 einen höheren Zuwachs an zahlungsunfähigen Unternehmen. Dabei war es 2013 noch genau umgekehrt: Damals führte Vorarlberg die Insolvenzstatistik mit dem höchsten Rückgang an Unternehmensinsolvenzen (–23 Prozent) an.

Dennoch ist der Insolvenz­anstieg eine Entwicklung, die absehbar war. Zeigten doch schon die Halbjahreszahlen einen Anstieg von rund einem Drittel. Auch Sabine Welte von der Feldkircher KSV1870-Niederlassung sieht keinen Grund zur Panik. Insgesamt würden die Insolvenzzahlen den langjährigen Jahresdurchschnitt abbilden. „2010 gab es als Nachwehen der Wirtschaftskrise mit 289 Pleiten das Allzeit-Insolvenz-Hoch. Die letzten drei Jahre hatten wir dann immer sinkende Zahlen. Heuer scheinen es also nur auf den ersten Blick hohe Zahlen zu sein“, erklärt Welte. Insgesamt sind 2014 laut Hochrechnung des Kreditschutzverbandes in Vorarlberg 160 Unternehmen in die Pleite geschlittert – um 8,8 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Einen Rückgang gibt es aber trotzdem zu verzeichnen. Die Schulden sanken gesamt von 73 Millionen Euro im Jahr 2013 auf nunmehr 61 Millionen Euro. Auch die Zahl der von Insolvenzen betroffenen Arbeitsplätze ist von 775 auf 406 zurückgegangen. Heißt, es sind vorwiegend Ein-Personen- und Kleinst-Unternehmen, die heuer von einer Insolvenz betroffen waren. Die größten Unternehmensinsolvenzen vermeldeten die Bitschnau GmbH (8,2 Mill. Euro), „entec“ biogas gmbh (6,9 Mill. Euro), COMPACT Power Plant Products GmbH (3,6 Mill.), SunMedia Marketing GmbH (3,1 Mill.), ZIMBA Beratungs- und Beteiligungs GmbH (2,9 Mill.) sowie ARBÖ-Auto-Motor- u. Radfahrerbund Österreichs (2,3 Mill.).

Weniger Private betroffen

Anders zeigt sich die Situation bei den Privatkonkursen. 2014 wurden in Vorarlberg 407 Privatkonkurse eröffnet. Gegenüber dem Vorjahr mit 513 Verfahren, somit ein Rückgang von 20,7 Prozent, womit das Land hier die Spitzenposition mit umgekehrten Vorzeichen einnimmt. „In den letzten 20 Jahren, seit es Schuldenregulierungsverfahren gibt, hatten wir meist steigende Zahlen“, betont Welte. Dass es nun zum ersten Mal einen drastischen Rückgang gab, erklärt sie vor allem mit dem lange anhaltenden Zinstief. Dadurch sei der Leidensdruck, seine Schuldensituation aktiv anzugehen, nicht so hoch. Aufgrund der Erhöhung der Arbeitslosenrate, verbunden mit dem nach wie vor sehr hohen Niveau an Fixkosten, sei jedoch davon auszugehen, dass die Zahl der Privatkonkurse im kommenden Jahr wieder ansteigen wird.

Auch die Zahl der Firmenpleiten werde 2015 aufgrund der konjunkturellen Situation nicht sinken. Mit einer Insolvenzwelle sei jedoch nicht zu rechnen.

Die Zahlen entsprechen dem langjährigen Jahresdurchschnitt.

Sabine Welte, KSV1870