Wirtschaftskammer wird nach Wahl bunter

Markt / 14.01.2015 • 22:19 Uhr
Manfred Rein wird auch nach dem 25. Februar Präsident der WKV sein. Fotos: VN/Hofmeister, Gmeiner

Manfred Rein wird auch nach dem 25. Februar Präsident der WKV sein. Fotos: VN/Hofmeister, Gmeiner

Am 24. und 25. Februar wählen die Vorarlberger Unternehmer ihre Vertreter. Die Auswahl ist heuer groß.

SCHWARZACH. (sca) Diesmal haben die rund 19.000 Mitglieder der Vorarlberger Wirtschaftskammer (WKV) wirklich die Qual der Wahl. Dominierte über Jahrzehnte die sogenannte Friedenswahl, so treten diesmal acht Listen an, die sich für die Unternehmer einsetzen wollen. Wirtschaftskammer-Präsident wird dennoch auch nach dieser Wahl Manfred Rein bleiben.

In allen 91 Fachgruppen tritt allerdings nur eine der wahlwerbenden Gruppen an: Die Vorarlberger Wirtschaft, eine Wahlgemeinschaft aus Wirtschaftsbund und dem Ring freiheitlicher Wirtschaftstreibender (RFW). Wahlen mit mehreren politischen Optionen gibt es in 58 Berufsgruppen.

Friedenswahl passé

Über Jahrzehnte bildeten schwarze, blaue und rote Wirtschaftsverbände mit einem durchaus nachvollziehbaren Argument eine gemeinsame Liste: Die besten Köpfe sollen gemeinsam die Interessen der Wirtschaft nach innen und außen vertreten, statt sich gegenseitig zu behindern. Die Für und Wider ziehen sich durch die Fraktionen. In Wien wünscht sich durchaus auch die Wirtschaftsbund-Führung einen Wahlkampf in Vorarlberg, auch die Freiheitlichen sind auf Bundesebene eher auf Wahlen getrimmt, die Grünen sowieso. Die lassen sich auch von der Koalition auf Landesebene nicht beeindrucken und kündigten bereits im Präsidium der WKV, in dem sie mit Wolfgang Pendl einen Vertreter haben, an, das Wahlrecht ganz penibel umzusetzen.

Die sozialdemokratischen Unternehmer haben sich bereits bei den Wirtschaftskammerwahlen vor fünf Jahren entzweit, weil der damalige Obmann des Wirtschaftsverbandes, Roland Saur, die Friedenswahl weiterführen wollte, und der Bundesverband dem nicht zustimmte und eine eigene Liste aufstellte. Diesmal setzt auch Saur auf echte Wahlen. Zur Überraschung vieler Wahlbeobachter und der anderen wahlwerbenden Gruppen wird sein Vorarlberger Wirtschaftsverband in 38 Fachgruppen oder Fachvertretungen kandidieren.

Weit weniger Lust auf Wahlen hat hingegen der Spitzenkandidat des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes, Reinhold Einwallner, der seit fünf Jahren im Wirtschaftsparlament vertreten ist. Man könne wegen der herrschenden Strukturen nichts umsetzen, das Wirtschaftsparlament sei ein zahnloses Instrument, resümiert er. Dennoch: In 14 Innungen und Gremien treten die Sozialdemokraten an.

Ganz neu und mit großen Vorsätzen starten die Unos, die Unternehmerorganisation der Neos: Bundessprecher Sepp Schellhorn, der sich dezidiert als Gegner der Pflichtmitgliedschaft bzw. des Kammersystems deklariert, will nicht von außen, sondern aus der Organisation heraus das System verändern. In Vorarlberg wird vorsichtig gestartet. In sieben Fachgruppen stellen sich die Wirtschaftsliberalen der Wahl.

Neben diesen großen und größeren Gruppen gibt es noch eine Reihe von Einzelkämpfern, die sich der Wahl stellen: bei den Unternehmensberatern das Unabhängige Wirtschaftsforum, außerdem je ein Kandidat in den Fachgruppen Holzbau und Tischlerei. Sie werden höchstwahrscheinlich ihren Platz in der Interessenvertretung finden, denn die Wahlordnung der Interessenvertretung ist minderheitenfreundlich ausgelegt.

797 Funktionäre

Gewählt werden in der Kammer die Vertreter in den Fachgruppen und -vertretungen. 797 Unternehmer, Geschäftsführer und Manager sind so aktiv in die Arbeit eingebunden. Aus diesen Funktionären wird dann der Spartenausschuss gebildet. In der Wirtschaftskammer gibt es die Sparten Gewerbe und Handwerk, Industrie, Banken und Versicherungen, Tourismus und Freizeitwirtschaft, Transport und Verkehr, Information und Consulting sowie Handel.

In der Wirtschaftskammer gibt es neben den aktiven Mitgliedern auch „ruhende Mitglieder“, die derzeit keine gewerbliche Tätigkeit ausüben. Diese wählen nicht automatisch, sie müssen um ihr aktives Wahlrecht ansuchen, so Armin Immler, der die Wahl in der Wirtschaftskammer organisiert.

Stichwort.

Bei der WK-Wahl geben die Mitglieder ihre Stimme bei der Urwahl ab. Das bedeutet, dass sie die Mitglieder der Fachgruppenausschüsse und die Fachvertreter auf Grundlage des allgemeinen, gleichen und geheimen Verhältniswahlrechts direkt wählen. Die Mitglieder der übrigen Organe (der Spartenkonferenzen sowie des Präsidiums und des Wirtschaftsparlaments) werden gemäß dem Ergebnis der Urwahlen durch indirekte Wahlen bestimmt.

Fragen zur Wirtschaftskammer-Wahl. Was ist Ihr Wahlziel?

Wirtschaftsbund Vorarlberg:

Ein klarer Auftrag für die Wahlgemeinschaft „Vorarlberger Wirtschaft“ der Unternehmerinnen und Unternehmer des Landes, um die großen Aufgaben und Ziele der kommenden Jahre für die Mitglieder der Wirtschaftskammer und den Wirtschaftsstandort zu erreichen.

Ring Freiheitlicher Wirtschaftstreibender Vorarlberg:

Wir sind für das bewährte Vorarlberger Modell der Friedenswahl, weil die Interessen und Anliegen der Wirtschaft zu schade sind, um auf dem Altar der Parteipolitik geopfert zu werden. Wir sind gegen eine politische Wahl, weil die Wirtschaft nur mit einer gemeinsamen Stimme stark genug ist, gehört zu werden.

Grüne Wirtschaft Vorarlberg:

Wir möchten als Grüne Wirtschaft auf allen Ebenen der Wirtschaftskammer Vorarlberg deutlich an Mandaten zulegen, um in den nächsten fünf Jahren die Standpunkte der Wirtschaftskammer in unserem Land noch stärker mitzubestimmen.

Vorarlberger
Wirtschaftsverband:

Durch unser erstmaliges eigenständiges Antreten bei einer Wirtschaftskammerwahl sind die Angaben von Prozentzahlen nicht so einfach. Wir sind jedoch sehr optimistisch. Uns beflügelt die unglaublich hohe Resonanz bei den vielen Betriebsbesuchen, die wir in den vergangenen Wochen durchgeführt haben.

Sozialdemokratischer
Wirtschaftsverband:

Das Ergebnis der Wirtschaftskammerwahl 2010 zu halten, beziehungsweise leicht auszubauen.

Unos (Neos):

Wir stehen am Beginn eines Marathons, denn der Antritt zur WK-Wahl ist für neue Fraktionen ein bürokratischer Spießrutenlauf. Jede Stimme ist ein Erfolg.

Morgen: Was die Fraktionen
in der WKV in den nächsten fünf Jahren umsetzen wollen.