Banken in Vorarlberg im Umbruch

In fünf Jahren wird die Bankbranche ein neues Gesicht haben. Einer der Gründe für eine Vorarlberg-Bank.
SChwarzach. (VN-sca) „Hätte es die Finanzkrise und ihre Folgen nicht gegeben, hätten Gespräche über eine Fusion gar nicht stattgefunden“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Dornbirner Sparkasse, Werner Böhler, im Gespräch mit den VN. In der Tat: In den vergangenen Jahren hat die Finanzbranche einen grundlegenden Wandel durchgemacht, der längst noch nicht abgeschlossen ist. Fachleute sind sicher, dass die Branche schon in den nächsten Jahren ein ganz anderes Gesicht hat.
Handlungsbedarf
Auch der Generalsekretär des Österreichischen Sparkassenverbandes, Michael Ikrath, sieht Handlungsbedarf, auf den man sich aber im Sektor vorbereitet habe. Mit dem Haftungsverbund und mit einer Stärkung der regionalen Sparkassen als Aktionären des Lead-Instituts Erste Bank.
Neue Regelungen machen es aber vor allem kleinen regionalen Banken schwer. „Den für die Finanzierung von Unternehmen und Privathaushalten unverzichtbaren Kundenbanken werden die regulatorischen und fiskalischen Daumenschrauben angesetzt. Erschwerend kommt hinzu, dass in Österreich die Bankensteuer im europäischen Vergleich exorbitant hoch ist“, stellt Ikrath fest. Er warnt: „Mittlerweile kommt eine weitere Belastungsflut aus Brüssel auf uns zu. Denn die Bankenunion wird uns weitere Mittel sowohl für Abwicklungs- als auch für einen Einlagensicherungsfonds abverlangen.“
Gleichzeitig müssen auch laut Basel III die Eigenmittelquoten massiv erhöht werden. Raiffeisen-Vorstandsvorsitzender und Bankensprecher Wilfried Hopfner beklagt, dass die EU mit ihren Regulativen vor allem die kleinen und regionalen Banken sehr stark belaste, obwohl diese nicht für die Bankenkrise verantwortlich waren und auch in den vergangenen Jahren mit solider Geschäftspolitik gepunktet haben. „Die Dinosaurier sind tot, aber die Ameisen arbeiten nach wie vor“, stellt Hopfner fest. Effizienzmaßnahmen seien auch im Raiffeisensektor ein Thema. Erst vor wenigen Monaten haben die Raiffeisengenossenschaften Bludenz und Montafon fusioniert. Momentan sei nichts geplant, aber das könne sich rasch ändern. Überhaupt sei die Dynamik in der Branche sehr hoch, auch die Technologie greife immer mehr ins Geschäft ein.
Optimierung auch bei der Volksbank: „Bei uns werden momentan österreichweit alle Volksbanken in acht Landes-Volksbanken zusammengefasst“, berichtet Gerhard Hamel, Chef der Volksbank Vorarlberg. Im Land habe man diesen Schritt schon in den 80er-Jahren vollzogen und der Zug zu mehr Effizienz habe sich im Volksbankensektor wegen der Schieflage des Hauptinstituts ÖVAG gezwungenermaßen ergeben. Durch die Digitalisierung sieht er die Volksbanken weiterhin in der Pflicht. Zu den Überlegungen von Hypo Vorarlberg und Dornbirner Sparkasse sagt er so viel: „Ich kenne und schätze die handelnden Personen. Die haben sich das sicher sehr gut überlegt.“
Eine aktuelle Studie der Managementberatung Horvath & Partner prognostiziert einen deutlichen Rückgang bei traditionellen Bankfilialen. Die befragten Experten rechnen damit, dass bis 2020 jede fünfte Bankfiliale aufgegeben wird. Bei Onlinefilialen und neuen Arten der Interaktion wird dagegen eine starke Zunahme erwartet.
Dinosaurier sind tot, aber die Ameisen arbeiten nach wie vor.
Wilfried Hopfner