“Gute Marken wollen da sein, wo andere sind”

Markt / 30.01.2015 • 18:18 Uhr
Norman J. Huber in einem seiner Geschäfte in Vaduz. Er ist stolz darauf, als einziger in der Region Marken wie Rolex oder Patek Philippe verkaufen zu können. Fotos: VN/Hofmeister
Norman J. Huber in einem seiner Geschäfte in Vaduz. Er ist stolz darauf, als einziger in der Region Marken wie Rolex oder Patek Philippe verkaufen zu können. Fotos: VN/Hofmeister

Vaduz. Norman J. Huber ist täglich von schönen und exklusiven Dingen umgeben, von Uhren und Schmuck. Ob es sein Traumjob ist, wie er auf geänderte Kundenwünsche reagiert hat und wieso ihm das niedrige Zinsniveau in die Karten spielt, erzählt er im Interview mit den VN.

Ihre Familie beschäftigt sich seit Generationen mit Uhren und Schmuck. Von schönen Dingen umgeben zu sein, sehen viele als Traumjob. Auch Sie?

Huber: Ja, da habe ich Glück gehabt. Die Arbeit ist Passion, Emotion, und die Menschen sind glücklich. Da ist auch das ganze Drumherum, wie das Marketing, eine spannende Sache.

Ist die Tradition auch Grund dafür, dass Sie die elitärsten Marken im Sortiment haben?

Huber: Wenn man bereits gute Marken hat, ist es einfacher, weitere gute zu bekommen. Da hat man die Reputation, und die guten Marken wollen da sein, wo die guten Marken sind, weil durch die breitere Auswahl auch die guten Kunden kommen. Wir sind die einzigen in der Region weit und breit, die Rolex und Patek Philippe verkaufen. Das sind die Gradmesser in der Uhrenindustrie.

Sie suchen gerade Mitarbeiter, die Hochchinesisch sprechen. Wie hoch ist der Anteil an asiatischen Kunden?

Huber: Mittlerweile sind sie sehr, sehr wichtig für uns. Liechtenstein hat im Jahr 100.000 asiatische Touristen. Wir machen einen Großteil unseres Umsatzes mit Asiaten. Wir haben derzeit 15 chinesisch sprechende Mitarbeiter, die nur im Verkauf tätig sind, um diese Kunden zu betreuen. Die Stammkunden und Einzelreisende kommen eher in unser anderes Geschäft. Wir wollen das auch trennen, denn sonst fühlen sich beide nicht wohl.

Inwieweit trifft Sie die Freigabe des Franken? Weichen die Kunden da eher ins Geschäft nach Lech aus?

Huber: Wir haben zum Glück die Möglichkeit. Die letzten zwei Wochen war es auch so, dass die Kunden  ausgewichen sind. Aber die Uhrenindustrie ist gerade dran, die Preise anzupassen. Das wird sich also wieder ausgleichen. Vielleicht nicht alles sofort, aber zumindest so, dass wir wieder gut arbeiten können.

Spielt Ihnen auch das niedrige Zinsniveau in die Karten? Kauft man vermehrt Uhren und Schmuck als Geldanlage?

Huber: Das spüren wir schon. Es gibt da zwei Tendenzen. Die Menschen kaufen teure Uhren als Sammlerstücke oder auch Diamanten und Gold als Geldanlage.

Sie haben derzeit einen Abverkauf. Vertragen sich denn teure, exklusive Stücke und „Sale“?

Huber: Das verträgt sich in dem Moment, dass es der erste überhaupt ist, den wir je gemacht haben. Wir wollen uns im neuen Geschäft, im „Weißen Würfel“, neu ausrichten. Das neue Sortiment ist der Hauptgrund. Es sind auch keine Uhren, sondern nur Schmuck. Neue Kunden bekommen wir dadurch nicht unbedingt.

Wo verkauft es sich leichter? In Lech oder in Vaduz?

Huber: Das sind zwei völlig verschiedene Sparten. In Lech ist es einfacher, weil der Kunde im Urlaub ist und Zeit hat. Da geht allerdings ein Verkauf nicht sofort über die Bühne. Man überlegt und entscheidet erst später. In Vaduz ist das einfacher, weil da mehr Geschäftsleute sind, und die entscheiden sofort. Die nervliche Anspannung ist daher in Vaduz geringer. Das Sortiment unterscheidet sich nicht. Lech hat alles, was Vaduz hat. Lech hat nichts, was Vaduz nicht hat. So können wir auch mit dem Lager spielen. Ansonsten könnten wir in Lech kein Geschäft führen, das saisonal bedingt ist. Mit den Standorten können wir die weniger wichtigen Wochen in Vaduz dann in Lech ausnutzen.

Erkennen Sie als Unternehmer Unterschiede zwischen den Ländern?

Huber: Ich bin kein Buchhalter, aber ich weiß, dass wir in Vaduz ziemlich frei sind. In Lech hatten wir schon mehrere Prüfungen. Nicht dass wir etwas zu verbergen hätten, aber aus dieser Betrachtungsweise ist es in Liechtenstein einfacher. Vielleicht ist es auch einfach das Vertrauen. Wenn es heißt, eine Liechtensteiner Firma hat in Lech ein Geschäft, löst das in den Köpfen schon etwas aus.

Wie sind Sie damals nach Lech gekommen?

Huber: Ich war viele Jahre in Lech Ski fahren und habe immer gedacht: Wieso gibt es im Ort eigentlich keinen Juwelier? Bis vor 24 Jahren; mittlerweile ist das Geschäft etabliert und auch in der Gemeinde anerkannt. Es ist damals sehr schnell gegangen. Im April dachte ich, das wäre doch was, und im Dezember stand das Geschäft. So gesehen war es sehr unkompliziert. Lech hat ein Traumpublikum und ein tolles Niveau bei Hotels und Restaurants. Da passen wir perfekt dazu. Letztlich ist es für beide gut, für die Gemeinde und auch für mich.

Tragen Sie selbst Schmuck?

Huber: Ich trage keinen Schmuck, nur Manschettenknöpfe. Ansonsten ist mein Schmuck die Uhr. Ich habe Lieblingsstücke und ich wechsle sie ein- bis zweimal die Woche.

In Liechtenstein haben wir einen Fürst. Dazu kommt die Kleinheit. Das alles gefällt den Asiaten.

Bei Huber arbeiten fünf Uhrmacher, eine Tätigkeit, die höchste Präzision erfordert.
Bei Huber arbeiten fünf Uhrmacher, eine Tätigkeit, die höchste Präzision erfordert.

Kennzahlen

Huber Watches Jewellery

» Gegründet: 1900, in fünfter Generation im Familienbesitz

» Mitarbeiter: 42 Mitarbeiter, davon 15 chinesisch sprechende Berater und fünf Uhrmacher

» Marken: 30, von Rolex, IWC und Hublot bis Swatch

» Standorte: Vaduz (3), Lech (1), neues Hauptquartier im „Weißen Würfel“ eröffnet im Frühsommer des Jahres 2015

Zur Person

Norman J. Huber

Geschäftsführender Gesellschafter Huber Fine Watches and Jewellery in Vaduz sowie Huber Uhren Schmuck GmbH in Lech

Geboren: 14. 4. 1955

Ausbildung/Laufbahn: Ausbildung zum Goldschmied in Zürich, sechs Jahre in Vancouver (Kanada) zur Weiterbildung, Tätigkeit für verschiedene Juweliere, nach dem Tod des Vaters im Jahr 1981 kam Huber zurück in den Betrieb nach Vaduz, seit 1985 Geschäftsführer, später Ausbildung zum Gemmologen in Los Angeles, 1990 Eröffnung des Geschäftes in Lech

Familie: verheiratet, eine Tochter (27), ein Sohn (25)