„Vorarlberg ist sicher keine Insel der Seligen“

Industrie sieht in positivem Ausblick keinen Grund für Euphorie. Wettbewerb wird immer härter.
Dornbirn. (VN-reh) Der internationale Wettbewerb wird für die Vorarlberger Industrie immer härter. Vorarlberg sei keine Insel der Seligen. Als starkes Exportland spüre man die Auswirkungen auf den internationalen Krisenherden massiv, so zum Beispiel im geringeren Geschäft mit Russland. Die Geschäftsentwicklung der Vorarlberger Betriebe könne man zwar als solide bezeichnen, Euphorie sei jedoch nicht angesagt, erklärt Industrie-Spartenobmann Christoph Hinteregger anlässlich der aktuellsten Konjunkturumfrage für das vierte Quartal 2014.
42 Unternehmen mit knapp 20.000 Beschäftigten haben sich daran beteiligt. Ihre Botschaft ist klar: Die Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage haben sich zwar verschlechtert, bleiben aber auf einem stabilen, verhalten positiven Niveau. Erfreulicher als in den letzten Umfragen ist der Ausblick für das nächste halbe Jahr. „Licht am Horizont“, sagt Hinteregger, aber eben kein Grund für Hochstimmung. Denn der positive Ausblick lasse sich nur mit der hohen Exporttätigkeit erklären.
Massiv unter Druck stehen die Verkaufspreise. Fast die Hälfte der Industriebetriebe erwarten in den nächsten drei Monaten fallende Preise. Weil dies nicht an die Kunden weitergegeben werden könne, bedeute das, dass man auf der Kostenseite etwas tun müsse. Besser schaut es mit der Ertragslage aus. Leicht optimistisch sind auch die Einschätzungen bei der Produktionstätigkeit und der Auslastung von Produktionskapazitäten.
Dabei geht es den einzelnen Branchen recht unterschiedlich, berichten Spartengeschäftsführer Michael Amann und IV-Geschäftsführer Mathias Burtscher. In der Maschinen- und Metallindustrie ist die Geschäftslage mäßig, es ist aber Besserung in Sicht. Allerdings bereiten die sinkenden Verkaufspreise Sorgen. In der Nahrungs- und Genussmittelindustrie zeigt sich ein düsteres Bild. 73 Prozent rechnen mit sinkenden Verkaufspreisen. Schuld ist die hohe Konzentration im Lebensmittelhandel. Erfreulicher geht es derzeit der Textilindustrie. Sie zeigt sich stabil, allerdings auf einem bescheidenen Niveau. Sie ist aber die einzige Branche, die mit steigenden Verkaufspreisen rechnet. Verantwortlich dafür ist die Tatsache, berichtet Textiler Georg Comploj, dass man in stark dollargewichteten Ländern unterwegs sei. Die Elektro- bzw. Elektronikindustrie präsentiert sich von allen am besten.
Keine Quote für Ältere
Für Spartenobmann Hinteregger ist die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. Auch andere Belastungen gebe es für die Betriebe zur Genüge. So kommt für ihn das aktuell diskutierte Quotensystem für Betriebe hinsichtlich der Beschäftigung älterer Mitarbeiter überhaupt nicht in Frage. Damit sollen Betriebe, bei denen nicht zehn Prozent der Beschäftigten älter als 50 Jahre sind, bestraft werden. „Der Lieblingssport in Österreich ist: Wie komme ich am frühesten in Pension? Das können wir nicht beeinflussen“, merkt Hinteregger an. Die Betriebe wüssten sehr wohl, dass sie vom Know-how älterer Mitarbeiter profitieren. So habe doch in Vorarlberg der Anteil der Mitarbeiter über 45 Jahre zwischen 2009 und 2014 von 44.444 auf 55.871 um 25 Prozent zugenommen. Das sei nicht nur der Demografie geschuldet. Für ihn gebe es nur ein Anreizmodell, das fruchten würde. „25-25-50“ heißt es und beinhaltet Folgendes: Wer über das beginnende Pensionsantrittsalter hinaus arbeitet, bekommt 25 Prozent seines Pensionsanspruchs zusätzlich zum Lohn ausbezahlt. 25 Prozent der Ansprüche werden dem Arbeitgeber als Lohnzuschuss überwiesen. Die restlichen 50 Prozent verbleiben im Pensionstopf und entlasten damit das System.
Noch etwas stellt Hinteregger klar: SPÖ-Vorschläge zu Vermögens- oder Erbschaftssteuern kämen einer eiskalten Enteignungswelle gleich und wären ein Totalschaden für die Wirtschaft.