Gold legt eine Verschnaufpause ein

Markt / 22.02.2015 • 20:56 Uhr

Anleger greifen wieder vermehrt zu Gold, Experten sehen Preisanstieg in den kommenden Monaten.

Schwarzach. (VN-sca) Die Lage in Griechenland oder der Franken-Schock: Werden die Zeiten scheinbar unsicherer, greifen die Anleger wieder vermehrt zu Gold. Einen richtigen Ansturm gab es nach der Finanzkrise. Folge: Der Goldpreis stieg 2011 auf das Rekordhoch von 1921 Dollar je Feinunze. Davon ist man momentan noch weit entfernt. Zu Jahresbeginn legte der Goldpreis zwar spürbar zu, stieg Ende Jänner als Reaktion auf die Ankündigung der EZB-Anleihenkäufe (QE) auf den bisherigen Jahreshöchststand von 1306 Dollar. Vergangene Woche lag er dann wieder bei 1230 Dollar und sank weiter ab.

Konsolidierungsphase

„Insgesamt befindet sich das Gold damit in einer kleinen Konsolidierungsphase und hieran wird sich vermutlich auch so schnell nichts ändern“, ist Roland Rupprechter, Leiter Asset Management bei der Hypo Landesbank, überzeugt. Er nennt dafür folgende Gründe: „Der kürzliche starke Anstieg von Vermögenswerten wie Gold aber auch Aktien und Anleihen war nicht allein dem QE der EZB geschuldet, sondern vor allem dem Überraschungseffekt. Am Markt war ein Umfang der Anleihenkäufe von 500 bis 600 Milliarden Euro erwartet worden und Notenbankchef Draghi verkündete mit Käufen in Höhe von 1140 Milliarden Euro das Doppelte. Dieser Überraschungseffekt ist jedoch schnell verpufft“, sagt Rupprechter. Der Verhandlungsmarathon mit Griechenland – ein Unsicherheitsfaktor der letzten Wochen – ist nun zumindest vorläufig beendet. Marktturbulenzen, die den Goldpreis antreiben würden, seien deshalb vorerst nicht zu erwarten. „Richtig spannend wäre diese Frage erst bei einem Scheitern der Verhandlungen geworden oder sie wird es bei anstehenden Wahlen in anderen Krisenländern.“ Zudem rücke nun die anstehende Leitzinsanhebung der US-Notenbank wieder in das Bewusstsein der Marktteilnehmer. „Eine erste Leitzinsanhebung im zweiten Quartal 2015 würde deshalb nicht überraschen. Der Goldpreis wird nach einem entsprechenden Entscheid beziehungsweise bereits im Vorfeld vermutlich negativ reagieren“, ist der Experte der Hypo Bank überzeugt. In Summe spreche also einiges gegen eine nahtlose Fortsetzung des schnellen Goldpreisanstiegs. „Für Anleger wie auch industrielle Verbraucher bieten sich die kommenden Wochen aber für Käufe beziehungsweise Absicherungsgeschäfte an.“ Nach der Meinung Rupprechters dürfte der Goldpreis durch die Anleihenkäufe gestützt werden, so dass er nach wie vor mit einem Anstieg im weiteren Jahresverlauf rechnet.

Nachfrage schüren

Das sagt auch Marcus Grubb, Managing Director des World Gold Council (WGC), das als Sprachrohr der Goldindustrie gilt. Er rechnet damit, dass sich Gold in den kommenden Monaten verteuern wird. Das bescheidene Angebot an Gold und das weiter niedrige Zinsniveau werden seiner Meinung nach die Nachfrage nach dem als Inflationsschutz beliebten Edelmetall schüren. Zudem sei die Nachfrage in den wichtigen Gold-Märkten China und Indien stark. In den kommenden Jahren dürften in den beiden Ländern rund 500 Millionen Menschen in die Mittelklasse aufsteigen. Diese Menschen hätten dann das Geld, um Gold zu kaufen.
Gold könnte also bald wieder anfangen zu glänzen.

Für Anleger bieten sich die kommenden Wochen für Käufe an.

Roland Rupprechter