Industrie-Talfahrt beschleunigt

Wirtschaftsklima wächst, nur Industrie konnte sich dem nicht anschließen.
Wien. (VN) Das Wirtschaftsklima in Österreich ist im März mit einem Plus von 2,3 Prozent am zweitstärksten innerhalb aller 28 EU-Staaten gewachsen. Nur Italien konnte gegenüber Februar mit +2,4 Prozent einen noch höheren Anstieg einfahren. Die EU legte um 0,9 Prozent zu, die Eurozone konnte sich beim Economic Sentiment Indicator (ESI) um 1,6 Prozent steigern.
In insgesamt 13 Ländern wurde eine Abnahme des Wirtschaftsklimas verzeichnet, am stärksten in Großbritannien (-2,7 Prozent). Dann folgen Malta (-2,4 Prozent), Luxemburg (-2,3 Prozent), Bulgarien (-2,2 Prozent), Schweden und Slowakei (je -2,0 Prozent), Griechenland (-1,4 Prozent), Estland (-1,1 Prozent), Dänemark und Tschechien (je -0,5 Prozent), Polen und Rumänien (je -0,4 Prozent) sowie Zypern (-0,2 Prozent).
Indes konnte sich Österreichs Industrie zu Frühlingsbeginn laut Bank Austria der Verbesserung des Konjunkturklimas in Europa nicht anschließen, der Beschäftigungsabbau nahm zu. „Die Talfahrt der Industrie in Österreich hat sich im März entgegen dem positiven gesamteuropäischen Trend beschleunigt“, so Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. Der Bank-Austria-EinkaufsManagerIndex (EMI) fiel im März um 1 Punkt auf 47,7 Punkte. Der Indikator habe in den letzten zweieinhalb Jahren selten tiefer notiert als jetzt. Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone habe im März mit 51,9 Punkten ein stärkeres Wachstum als in den Vormonaten signalisiert.
Stellenabbau beschleunigt
Im März hätten sich in der Industrie in Österreich der Produktions- und Auftragsrückgang fortgesetzt, „auch der Stellenabbau beschleunigte sich im Vergleich zum Vormonat nochmals“, so Bruckbauer. Der Rückgang der Einkaufs- und Verkaufspreise habe sich dagegen abgeschwächt. Eine Erholung des Sektors dürfte sich nach Einschätzung der Bankökonomen zumindest in die zweite Jahreshälfte 2015 verschieben. Die Industriekonjunktur leide unter fehlenden Exportaufträgen und der schwachen Investitionsnachfrage im Inland. Das aktuelle Umfrageergebnis unter Österreichs Einkaufsmanagern biete derzeit keine Signale für eine unmittelbar bevorstehende Trendumkehr, denn auch das Verhältnis zwischen Neuaufträgen und Lagerbestand – ein generell zuverlässiger Indikator für die Entwicklung in den kommenden Monaten – zeige keinen Aufwind an.
Bei der Beschäftigung habe der seit mehr als einem halben Jahr laufende Jobabbau mit Frühlingsbeginn „sogar noch an Tempo zugelegt“, so Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl. „Angesichts der aktuellen Auftragsentwicklung ist eine Trendwende bei Beschäftigung und Arbeitslosigkeit im Sektor derzeit nicht in Sicht.“ Die Lage am Arbeitsmarkt werde angesichts des noch geringen Auslastungsgrads voraussichtlich noch längere Zeit angespannt bleiben.