Schaffa, schaffa, kein Haus bauen

Bei Eigenheimen ist kein Ende der Krise in Sicht: Experte Amann sieht fatale Entwicklung.
SCHWARZACH. Die Wohnbaukrise ist nicht vorbei, auf den ersten Blick scheint das Schlimmste jedoch überstanden zu sein: In den ersten Monaten dieses Jahres ist die Zahl der Baubewilligungen in Vorarlberg erstmals deutlich gestiegen. Wolfgang Amann vom „Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen“ (IIBW) hat die Entwicklung für den „Fachverband der Stein- und keramischen Industrie“ in der österreichischen Wirtschaftskammer analysiert und präsentiert im Gespräch mit den VN eine Prognose: Nachdem im Vorjahr hierzulande nur 2450 Wohnungen zur Errichtung freigegeben worden sind, sollen es heuer 3100 und im kommenden Jahr 3600 werden. Das wären dann zwar noch immer deutlich weniger als im Spitzenjahr 2021 (4720), es steht jedoch dafür, dass es wieder aufwärts gehen dürfte.
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„Das ist eine Prognose“, betont Amann: „Damit es so kommt, muss vieles mitspielen. Ein Problem ist zum Beispiel, dass gewerbliche Bauträger nach wie vor darunter leiden, dass Banken sehr restriktiv sind bei den Finanzierungen.“
Im Detail fällt auf, dass die Erholung vor allem im Siedlungsbau stattfindet. Das ist gut für Wohnungssuchende und Mieter, es dürfte wieder deutlich mehr Wohnraum entstehen. In der Krise bleibt daneben jedoch der Eigenheimbau.
Pro 1000 Einwohner im Land sind in vergangenen Jahren meist über zwei neue Eigenheime baubewilligt worden. In den 2000ern hatte es sich um bis zu 2,9 bzw. insgesamt 1050 in einem Jahr gehandelt. 2024 waren es nur noch 550 bzw. 1,3 pro 1000 Einwohner. Heuer und im kommenden Jahr dürfte die Kurve nur leicht auf 1,6 nach oben gehen, wie der Prognose von Amann zu entnehmen ist. Das würde dann 680 Eigenheimen entsprechen.
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Was ist da los? Der Wohnbauexperte hat Erklärungen: „Vor allem wegen der Grundstückskosten platzt für mehr und mehr Menschen der Traum vom Eigenheim. Vorarlberg hat hier die mit Abstand größte Dynamik: Sind die Kosten von 2015 bis 2024 bundesweit um 80 Prozent gestiegen, haben sie sich hierzulande beinahe verdreifacht und um 180 Prozent zugenommen.“
Außerdem gebe es Druck vonseiten der Raumordnung: „Neuwidmungen werden nur noch sehr restriktiv gehandhabt und bereits gewidmetes Bauland wird von Eigentümern oft nicht bebaut. Es ist schließlich die beste Veranlagung, die man sich vorstellen kann. Volkswirtschaftlich ist es jedoch schädlich.“

Für Amann ist das eine fatale Entwicklung: „Ich bin der Überzeugung, dass man gerade jungen Leuten wieder die Perspektive geben sollte, dass ein eigenes Haus machbar ist, wenn man über eine Ausbildung verfügt sowie gesund und fleißig ist. Es ist nicht gut für sie und die Gesellschaft insgesamt, wenn sie von vornherein feststellen, dass es nicht machbar ist und daher in Miete bleiben und Teilzeit arbeiten.“
Der Wohnbauexperte empfiehlt daher, gegenzusteuern. Gemeinden und das Land könnten zum Beispiel für kleine Grundstücke sorgen, die mit einem „normalen Einkommen“ finanzierbar sind. Außerdem könnte die Wohnbauförderung attraktiviert werden, wie er meint.
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Seit die Zinsen in den 2010ern gesunken und Kredite damit günstiger geworden sind, ist die Nachfrage nach der Wohnbauförderung deutlich gesunken. Viele Eigenheime werden längst ohne „Landesgeld“ errichtet. Früher war das bei fast allen der Fall.
Der Bedeutungsverlust ist laut Amann bedauerlich: „Die Wohnbauförderung hat eine wichtige Lenkungsfunktion: Duch sie kann man Hausbauer zum Beispiel dazu bringen, thermisch qualitätvoll über dem baurechtlichen Mindeststandard zu bauen.“