Andreas Scalet

Kommentar

Andreas Scalet

Auf Mischung kommt es an

Markt / 08.04.2015 • 22:29 Uhr

Sind Vorarlberger die besseren (und sozialeren) Unternehmer? Und sind Firmen, die sich bei uns ansiedeln wollen, nur am Profit interessiert? Bestätigt die Untersuchung des Dornbirner Standort-Spezialisten Gerald Mathis all das, was einige immer schon vermutet haben (siehe links)?

 

Ja und nein. Das Ergebnis, nämlich dass sogenannte endogene Unternehmen für den Standort besonders wertvoll sind, stimmt für Vorarlberg wie für jeden anderen Standort. Wird also, sagen wir in Griechenland, weil’s davor derzeit allen schaudert, von einem Einheimischen ein Unternehmen gegründet, dann bleibt er auch in dieser wirtschaftlich angeschlagenen Region viel eher am Ort der Gründung als ein Deutscher, der in Athen und Umgebung besonders günstige Produktionsbedingungen oder einen großen Absatzmarkt vermutet. Wenn’s nicht mehr attraktiv ist, wird er sich wieder zurückziehen. Und umgekehrt natürlich auch. Der deutsche Unternehmer wird aber, sollte sein Unternehmern in der Heimat den Ursprung haben, den dortigen Standort halten.

 

Diesen Schluss ziehe jedenfalls ich aus den Recherchen bezüglich der Standorttreue von Unternehmen. Und noch etwas sollte festgehalten werden. Firmen, die sich vor Ort ansiedeln, mögen irgendwann wieder verschwinden. Bis es aber so weit ist, haben sie am Standort oft über viele Jahre und Jahrzehnte Arbeitsplätze geschaffen, Steuern gezahlt, Subunternehmen beschäftigt. Es gibt jedenfalls keinen Grund, diesen Firmen unredliches Verhalten vorzuwerfen. Ganz im Gegenteil. Wir werden auch in Zukunft froh sein über jedes Unternehmen, das in unserem Land investiert, das hier dafür sorgt, dass Arbeit geschaffen wird.

 

Die richtige Mischung bringt’s. Schließlich brauchen wir auch die Menschen aus anderen Ländern an den Werkbänken unserer Betriebe. Die „Gastarbeiter“ haben schon früher dafür gesorgt, dass die Unternehmen profitabel waren, und sie tun es auch jetzt. Was früher oft doch recht einseitig war, ist heute in den meisten Fällen einer Win-Win-Situation gewichen. Die Firmen sind froh, wenn sie überhaupt Spezialisten für den Standort überzeugen können.

 

Was sonst noch aus dieser Untersuchung herauszulesen ist: „Wir müssen uns viel konsequenter und professioneller um die Schaffung von unternehmerisch-innovativen und kreativen Milieus kümmern.“ (O-Ton Dr. Mathis).

Wir werden auch in Zukunft froh sein über jedes Unternehmen, das in Vorarlberg investiert und Arbeit schafft.

andreas.scalet@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-862