Der Druck nimmt zu

Gewerbe weniger optimistisch. Investitionen lassen nach, Ruf an die Politik.
Feldkirch. Lange hat das Vorarlberger Gewerbe und Handwerk der Entwicklung im Rest von Österreich, wo die Betriebe in einem Konjunkturtief steckten, getrotzt. Nun gerät man aber auch in Vorarlberg zunehmend unter Druck. Das zeigen die aktuellen Konjunkturzahlen der KMU Forschung Austria. Im ersten Quartal 2015 beurteilen nur noch 23 Prozent der Betriebe die Geschäftslage als gut, 18 Prozent sogar als schlecht. Und auch für das zweite Quartal erwarten die Unternehmer keine großen Verbesserungen. Ein weiteres Indiz ist die Investitionsfreude: 43 Prozent der Vorarlberger Betriebe wollen heuer investieren, im Jahr 2014 waren es noch 60 Prozent. Damals wurde aber bereits mit einer Durchschnittsinvestition von 5600 Euro je Beschäftigtem um 3100 Euro weniger investiert als 2013.
“Noch leicht darüber”
Die Umsatzentwicklung ist seit dem Jahr 2011 sinkend. Inzwischen hat man fast die österreichweiten Zahlen erreicht. „Wir liegen noch leicht darüber“, sagt Spartengeschäftsführer Thomas Peter. Die Gründe, wieso man sich so lange gegen den Trend wehren konnte, hängen für Spartenobmann Bernhard Feigl vor allem mit der geografischen Lage zusammen, denn andere Bundesländer spüren den Wettbewerbsdruck aus dem Ausland viel massiver. Aber natürlich macht die gesamtwirtschaftliche Entwicklung auch vor Vorarlberg nicht Halt. Eine Konsequenz daraus sind Schwierigkeiten im Export. Dieser ist aber wichtig für das heimische Handwerk, realisieren doch 36 Prozent der Betriebe Umsätze mit ausländischen Kunden. 16,3 Prozent des Gesamtumsatzes entfielen im Vorjahr auf Exporte. Das ist der höchste Exportanteil in ganz Österreich. „Hier bekommen wir natürlich auch den internationalen Trend stark zu spüren“, weiß Thomas Peter. Nun sei, weil eben das Vorarlberger Gewerbe und Handwerk eine der tragenden Säulen der Inlandskonjunktur sei, die Politik erst recht gefordert. „Es gilt, die Gesetze und Verordnungen auf Bundes- und Landesebene zu vereinfachen und zu deregulieren“, fordert Peter. Speziell in Vorarlberg sei es notwendig, bei den baurechtlichen Vorschriften einen Schritt in Richtung Vereinfachung zu setzen, um die Konjunktur zu beleben. Die Rahmenbedingungen bei den Gesetzen und den Fördermaßnahmen müssen passen. „In dem Zusammenhang halte ich die Zielorientierung für absolut wichtig“, betont Thomas Peter. Da passt es gut, dass diese Woche Landeshauptmann Markus Wallner auf der Top-100-Veranstaltung verkündete, dass die neue Bautechnikverordnung am 1. 1. 2016 fix kommt. Spät, aber doch. Schließlich sorgen ausufernde Vorschriften im Wohn- und Gewerbebau schon lange für hohe Kosten.
Wir bekommen den internationalen Druck stark zu spüren.
Thomas Peter