“Die Sektsteuer ist von Grund auf idiotisch”

Sektsteuer stößt Herstellern nach wie vor auf. Schlumberger sucht Heil im Export.
Schwarzach. (VN-sca) Von übersprudelnder Stimmung kann keine Rede mehr sein. Die Sektsteuer hat der Branche das Geschäft im vergangenen Jahr ordentlich verdorben. 15 Prozent weniger österreichischer Sekt ging über die Ladentheken, dafür um 20 Prozent mehr Prosecco und Frizzante, die von der Steuer, die dem letzten Finanzminister Michael Spindelegger eingefallen ist, nicht betroffen sind. Der Rückgang durch die Steuer, die – wie wir aus einer Anfragebeantwortung des jetzigen Finanzministers Hansjörg Schelling wissen – statt der prognostizierten 30 Millionen lediglich sechs Millionen Euro gebracht hat, koste in der Branche auch Arbeitsplätze, klagt Eduard Kranebitter, Vorstandsvorsitzender des Sektherstellers Schlumberger, der zur Präsentation des Festspielsekts in Vorarlberg weilte, im VN-Gespräch.
Hoffnung auf Urteil
Wenn es um die Steuer geht, muss sich der Tiroler sichtbar zurückhalten. Von der Drohung, die er im ersten Ärger aussprach, dass Schlumberger die Produktion ins Ausland verlegt, nimmt er inzwischen Abstand, weil „Schlumberger ein Botschafter Österreichs ist“, doch den Kampf gegen die Steuer, fast ein Euro pro Flasche, gibt er nicht auf. Aktuell hofft er wie auch die anderen Sekthersteller und der Österreichische Weinbauverband, dass das Bundesfinanzgericht im Sinne der Produzenten entscheidet.
Starker Gewinnrückgang
Kranebitter klagt nicht nur, er kann die Diskriminierung des österreichischen Schaumweins auch mit den konzerneigenen Zahlen unterlegen: Der konsolidierte Umsatz der Schlumberger-Gruppe belief sich in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2014/15 auf 163,8 Millionen Euro. Das entspricht einem Rückgang von 17,8 Millionen Euro oder 9,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (181,7 Millionen Euro). Das Konzernergebnis in der Höhe von 1,3 Millionen Euro liegt um 490.000 Euro bzw. 27,2 Prozent unter dem Vorjahrswert von 1,8 Millionen Euro.
Neuer Besitzer
Kranebitter hat neben dem Kampf gegen die Sektsteuer aber auch sonst ein spannendes Jahr hinter sich. Der langjährige Hauptaktionär Underberg hat sich entschlossen, seinen Anteil am österreichischen Traditionsunternehmen zu verkaufen. Der schwedische Investor Frederik Paulsen bzw. dessen Schweizer Holdinggesellschaft Sastre SA übernahm die Underberg-Anteile und machte den Aktionären ein Angebot, das diese kaum ablehnen können. Aktuell besitzt Paulsen 80 Prozent der Aktien und will weiter aufstocken. Der neue Besitzer, so Kranebitter, wolle weltweit mit regionalen Genussprodukten reüssieren, das eröffne dem österreichischen Marktführer bei sprudelnden Weinen ganz neue Perspektiven. Man wolle den Export massiv ausbauen. „Derzeit exportieren wir jede dritte Flasche, unser Ziel ist es, dass jede zweite Flasche exportiert wird“, so der Getränkemanager. Besonders am US-amerikanischen Markt rechnet er sich Chancen aus.
Im vergangenen Jahr wuchs Schlumberger in Deutschland, einem besonders schwierigen Markt, in dem die Preise im Keller sind. Man habe sich auf die Gastronomie und den gehobenen Fachhandel konzentriert. Auch in Holland genießt der Austro-Sprudler hohes Ansehen. In der Schweiz sind die Trendprodukte rund um den White Secco sogar Marktführer. Nicht zu unterschätzen ist außerdem ein ganz anderer Markt: „Schlumberger ist in den Shops von 64 Flughäfen zu haben.“ Das erhöhe die Bekanntheit ungemein.
Schlumberger
» Gegründet: 1842, 1972 Übernahme der Mehrheit durch Underberg, 1973 Börsengang, 2014 Übernahme der Mehrheit durch Sastre SA
» Umsatz 2014/15 (erste drei Quartale): 163,8 Mill. Euro (-9,8 Prozent)
» Ergebnis 2014/15 (erste drei Quartale): 1,3 Mill. Euro (-27,2 Prozent)
» Marken: Schlumberger, Goldeck, Hochriegl, Sens
» Gruppe: TopSpirit, Mounier, Schlumberger Deutschland, Walraven Sax