Viel Licht und ein Sorgenkind

Vorarlbergs Industrie wieder auf Weg nach oben. Preisdruck bereitet Kopfzerbrechen.
Feldkirch. (VN-reh) Vier Mal im Jahr berichtet die Vorarlberger Industrie, wie es ihr geht. Eines steht fest: Leichter ist es für die Betriebe in letzter Zeit nicht geworden, schließlich ist man als Exportland stark von internationalen Entwicklungen abhängig. So sprach man im vierten Quartal 2014 zwar von einer soliden Geschäftsentwicklung, warnte allerdings vor einer allzu großen Euphorie. Aufgrund der Exportstärke sei Vorarlberg keine Insel der Seligen. Dennoch sah man für das kommende halbe Jahr “Licht am Horizont”.
Nun liegen die Zahlen für das erste Quartal 2015 auf dem Tisch, und die Prognosen haben sich erfüllt. Laut aktueller Konjunkturumfrage in der Vorarlberger Industrie wird die Geschäftslage zurzeit überwiegend positiv beurteilt. Auch beim Mitarbeiterstand geht der Trend nach oben. „Die aktuelle Entwicklung ist erfreulich, zumal vor allem einige internationale Voraussetzungen für Wachstum, etwa durch einen konkurrenzfähigen Euro, gut sind“, erklärt Michael Amann, Spartengeschäftsführer der Vorarlberger Industrie. Um das Befinden der Vorarlberger Industrie in eine Zahl zu fassen, gibt es den „Geschäftsklima-Index“, das ist der Mittelwert aus der aktuellen Geschäftslage und der Einschätzung der Geschäftslage in sechs Monaten. Dieser hat sich gegenüber dem vierten Quartal 2014 von +23,30 auf +31,40 Prozent weiter verbessert. Damit bewegt er sich schon beinahe wieder auf Vorkrisenniveau.
Euphorie soll aber nicht entstehen, denn der hohe Preisdruck bleibt ein Sorgenkind. Er beschäftigt die Industriebetriebe schon länger. Ein Drittel der Unternehmen erwartet sogar ein weiteres Absinken ihrer Verkaufspreise. Die steigenden Kosten kann man kaum an den Kunden weitergeben, also heißt es, die Schrauben auf der Kostenseite anzudrehen.
Warten auf Reformen
Den Blick in die Zukunft sieht die Sparte eher verhalten; nur zehn Prozent der Befragten erwarten eine günstigere Geschäftslage. Im Umkehrschluss sind es aber immerhin 86 Prozent, für die die Lage gleich bleiben wird. Befragt wurden 37 Unternehmen mit insgesamt 18.239 Beschäftigten. Eines gilt immer: Wer erfolgreich bleiben will, muss sich auch darum bemühen, dass die Politik die Wünsche ernst nimmt. Davon gibt es genug. Denn blicke man auf Länder wie Deutschland oder Schweden, sehe man dort exzellente Zuwachsraten bei gleichzeitig hoher Beschäftigung. “Sie profitieren davon, dass sie Reformen gemacht haben, auf die wir in vielen Bereichen noch warten“, betont Michael Amann und gibt zugleich auch der Gewerkschaft bezüglich zusätzlicher Urlaubstage und Arbeitszeitszeitverkürzung einen Korb. “Dass Modelle einer stupiden Arbeitszeitverkürzung nicht zuträglich sind, sieht man an Beispielen wie Frankreich, wo ein deutlicher Einbruch der Wettbewerbsfähigkeit und höhere Arbeitslosenzahlen die Folge waren.”
Nein zu Bonus-Malus-System
Genauso wenig notwendig sei ein Bonus-Malus-System zur Beschäftigung Älterer. “Die Beschäftigungsquote der über 50-Jährigen entwickelt sich entgegen der polemischen Propaganda diverser Arbeitnehmerinteressenvertretungen sogar noch besser als die allgemeine Beschäftigung.” Man solle davon also besser die Finger lassen.
Branchenergebnisse
» Maschinen- und Metallindustrie: Geschäftslage weiter verbessert, aber höchster Preisdruck.
» Nahrungs- und Genussmittelindustrie: Geschäftslage stabil bis gut, Auslandsgeschäfte ziehen wieder an.
» Textilindustrie: Geschäftslage auf stabilem, aber vergleichsweise bescheidenem Niveau.
» Elektro- und Elektronikindustrie: Geschäftslage konstant gut entwickelt, keine weitere Verbesserung erwartet.