“Österreich ist eine einzige Baustelle”

IV-Präsidenten Kapsch und Bertsch: Große Reform statt homöopathischer Dosen.
schwarzach. (VN) „Vielleicht braucht das Land einen Crash, um endlich dazuzulernen“, stellt Georg Kapsch, Präsident der österreichischen Industriellenvereinigung, anlässlich seines Vorarlberg-Besuchs fest. Zusammen mit Hubert Bertsch, der gestern seinen letzten Tag als Vorarlbergs IV-Präsident hatte, aber weiterhin Vizepräsident in Wien bleibt, gibt er die Hoffnung dennoch nicht auf und will auch weiterhin für längst überfällige Reformen kämpfen. Österreich sei letztlich eine einzige Baustelle. Eventuell spreche man bald von einem verlorenen Wachstumsjahrzehnt in Österreich. Chancen wurden vertan, auch mit der Steuerreform sei der große Wurf ausgeblieben. Kleine, homöopathische Dosen reichen nicht, sagt Kapsch.
Föderalismus nicht nur positiv
Währenddessen habe Nachbar Deutschland schlankere Strukturen, flexiblere Arbeitskosten, einen Budgetüberschuss und Erweiterungsinvestitionen. „Es ist nicht alles wunderbar dort, aber der Unterschied zu Österreich ist, in Deutschland vertrauen die Menschen der Politik.“ Schuld, dass in Österreich so wenig passiere, sei zu einem gewissen Teil auch der Föderalismus. Dieser sei zwar grundsätzlich positiv, nicht aber die Tatsache, wie er gelebt werde. Die Kompetenzen liegen teilweise beim Bund oder bei den Ländern oder den Gemeinden. Das führe oft zu Dreigleisigkeiten und erschwere eine Verwaltungsreform, „aber nur da liegt das große Geld“, ist sich Kapsch sicher.