Mahrer-Rücktritt offiziell: Martha Schultz soll jetzt Reformen in die Wege leiten

Markt / 13.11.2025 • 10:27 Uhr
Mahrer-Rücktritt offiziell: Martha Schultz soll jetzt Reformen in die Wege leiten
Bislang noch nicht offiziell bestätigten Informationen zufolge soll die Tiroler Unternehmerin Martha Schultz, aktuell Vizepräsidentin der WKÖ, das Amt von Mahrer übernehmen. APA

Jetzt ist es offiziell: Harald Mahrer hat am späten Nachmittag seinen Rücktritt als Präsident der Wirtschaftskammer Österreich in einem Videostatement auf Facebook bestätigt, zur Nachfolge äußerte er sich nicht: Internen Informationen aus der WKÖ zufolge wird mit der Tiroler Tourismusunternehmerin Martha Schultz erstmals eine Frau die Führung der Interessenvertretung übernehmen – sie steht vor großen Aufgaben.

Wien, Feldkirch Der Druck, der auf ihm lastete, wurde offenbar zu hoch für Harald Mahrer. Auf Facebook bestätigte er am Donnerstag abend seinen Rücktritt. In den vergangenen Tagen sind die Telefone heiß gelaufen – besonders in den Bundesland-Kammern – die Präsidentinnen von Tirol und Oberösterreich forderten den Rücktritt vehement, und sie bekamen immer mehr Verbündete – auch in der ÖVP. Der Name des Vorarlberger WKV-Präsidenten Karlheinz Kopf fiel in den letzten Tagen bei den Spekulationen um die Nachfolge oft, doch Stellung nehmen wollte der Altacher Politprofi und ehemalige Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich dazu am Donnerstag nicht. Nicht zu diesen Gerüchten und nicht zu den Vorgängen rund um die Führungskrise.

“Echter Neustart”

Aus seinem Umkreis jedenfalls ist zu hören, dass er einem Ruf aus Wien nicht folgen wolle. Verwiesen wurde gegenüber den VN auch bereits am frühen Donnerstag vormittag darauf, dass im Falle eines Rücktritts eine sehr geeignete Vizepräsidentin die Nachfolge Mahrers zumindest interimistisch antreten könnte. So dürfte es nun auch kommen – es ist die Vizepräsidentin der WKÖ, die Tiroler Tourismusunternehmerin Martha Schultz. Ihr wird zugetraut, dass sie eine erfolgreiche Reform einleiten und durchbringen könnte. Einen Schnellschuss werde es nicht geben, sagten Kammer-Insider bereits am Donnerstag in Gesprächen mit den VN, denn die Reform der Kammer sei dafür zu wichtig. “Es braucht jetzt einen echten Neustart”, betonte ein Vorarlberger Kammerfunktionär, der ungenannt bleiben will, gegenüber den VN.

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Karlheinz Kopf wurde österreichweit ins Nachfolgespiel gebracht – aus seinem Umfeld gab es ein Dementi. Dass er als ehemaliger Generalsekretär die Kammer kennt, ist ein Faktum. VN/Steurer

Die Präsidentinnen und Präsidenten der Landeskammern und wohl weitere Entscheidungsträger treffen sich am Freitagvormittag zu Beratungen über die aktuelle Lage und über die nun einzuleitenden Maßnahmen, um die Wirtschaftskammer wieder in ruhigere Gewässer zu führen. Dass es im Vorfeld eine echte Abstimmung unter den Landeskammer-Präsidenten gegeben habe, wie in Wien kolportiert wird, soll allerdings nicht stimmen, versichern mit der Sache vertraute Insider.

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Harald Mahrer stolpert über die Gehaltserhöhung in der Wirtschaftskammer, über Doppelverdienste und überhaupt über die falsche Einschätzung der Causa. APA

Dass Mahrer die Lawine, die ihn nun überrollt hat, erst spät – zu spät – erkannt hat, ist eine Tatsache. Dadurch droht auch der Wirtschaftskammer insgesamt Ungemach – Stimmen zur Abschaffung der Pflichtmitgliedschaft oder zur Rückzahlung von Beiträgen wurden in den letzten Tagen immer lauter. Auslöser für diesen Tsunami waren bekanntlich die Gehaltserhöhung der WKÖ-Belegschaft, zum Teil sehr hohe Entgeltsteigerungen in den Präsidien der Bundes- und Länderkammern sowie die verunglückte Kommunikation Mahrers dazu. Vorgeworfen wurde Mahrer auch die Kumulierung vieler Ämter.

Mahrer-Rücktritt offiziell: Martha Schultz soll jetzt Reformen in die Wege leiten
Industriellenvereinigungs-Präsident Elmar Hartmann fordert eine umfassende und echte Reform. Er betont aber, dass es in der Wirtschaftskammer Bereiche gibt, die “ganz toll” funktionieren. FA/Fa

In Vorarlberg gibt es offene Kritik an der Kammerpolitik, z. B. von ehemaligen IV-Präsidenten Martin Ohneberg, ihren Unmut äußern aber zahlreiche Mitglieder aus allen Branchen – auf die Bühne wollen sie aber nicht. Differenziert sieht der amtierende IV-Präsident Elmar Hartmann die Lage: “Wir alle wollen eine starke Vertretung, doch dafür ist unbedingt eine Neuaufstellung notwendig.” Es brauche ganz konkrete Schritte, um die Interessenvertretung zu stärken. Hartmann stellt aber auch klar: “Die Wirtschaftskammer macht viele Dinge ganz toll, und es gibt dort viele gute Leute.” Potenzial, das man nutzen soll.