Damit Österreich zukunftsfit wird
Die roten Fahnen, die am morgigen Tag der Arbeit geschwungen werden, waren auch schon zahlreicher. Darüber kann auch die Mobilmachung im noch roten Wien nicht hinwegtäuschen. Der Rückschluss kann dennoch nicht sein, dass eine starke Arbeitnehmervertretung obsolet geworden wäre. Was wir brauchen, ist eine moderne Gewerkschaft.
Unternehmen müssen sich tagtäglich auf die neuen Gegebenheiten in ihrer Branche einstellen. Sie müssen auf Herausforderungen und neue Situationen blitzschnell reagieren, denn der Wettbewerb wird immer schneller und härter. Wer nicht als erster agiert oder schnell reagiert, ist schnell weg vom Fenster. Das gilt insbesondere für etablierte Standorte wie Europa, Österreich, Vorarlberg, denn die sind nicht mehr so beweglich wie Länder und Regionen, die Nachholbedarf haben und sich nun ihr Stück vom Wohlstandskuchen sichern wollen.
Von Gewerkschaft und Arbeiterkammer dürfen die Mitglieder erwarten, dass sie nicht in der Vergangenheit verharren, sondern sich den aktuellen Anliegen ihrer Mitglieder und der Wirtschaft stellen, denn zahlreiche Standpunkte entsprechen nicht mehr der wirtschaftlichen Realität, was aber eine Reihe von Funktionären nicht sehen will oder, noch schlimmer, negiert.
Wenn schon von allen Seiten und immer wieder die Sozialpartnerschaft als das Erfolgsmodell Österreichs hervorgehoben wird, dann ist es an der Zeit, partnerschaftlich die Herausforderungen der Zukunft anzugehen, dem Gegenüber tatsächlich Vertrauen entgegenzubringen. Das gilt natürlich für beide Seiten, die sich trotz der ständigen Liebesschwüre mit großem Misstrauen begegnen, das so weit geführt hat, dass derzeit in Österreich in vielen Fragen einfach nichts weitergeht.
Bei flexibleren Arbeitszeiten herrscht ebenso Stillstand wie in der Pensionsfrage, von einem modernen Lohnsystem ganz zu schweigen. Dabei zeigt die Freizeitoption, die den Arbeitnehmern die Freiheit gibt, entweder mehr zu verdienen oder länger Urlaub zu machen, dass neue Ideen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern goutiert werden.
Der 1. Mai wäre genau der richtige Zeitpunkt, um zu zeigen, dass Gewerkschaft und Wirtschaft ein gemeinsames Ziel haben: nämlich Österreich zukunftsfähig zu machen, und damit die Arbeitsplätze und den hohen Lebensstandard für alle abzusichern.
Wenn die Sozialpartnerschaft wirklich ein Erfolgsmodell ist, wäre es an der Zeit, sie wieder zu beleben.
andreas.scalet@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-862
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