30. Juni wird Schicksalstag

Markt / 12.05.2015 • 22:19 Uhr
Sparkasse-Dornbirn-Vorstandsvorsitzender Werner Böhler: „Alles was uns in der Mitsprache hilft, ist in unserem Sinne.“  Foto: VN/Rhomberg  
Sparkasse-Dornbirn-Vorstandsvorsitzender Werner Böhler: „Alles was uns in der Mitsprache hilft, ist in unserem Sinne.“ Foto: VN/Rhomberg  

Fusionsplan der Sparkasse Dornbirn schockte den Sektor. Ende Juni fallen Entscheidungen.

Dornbirn. Die Kollegen von Werner Böhler sind die vergangenen Monate etwas auf Abstand zu ihm gegangen. „Ich war noch nie so wenig in Wien wie derzeit“, schildert der Direktor der Dornbirner Sparkasse, der in zahlreichen Bundesgremien zugange ist, die derzeitige Lage im Sparkassenlager. Sein Plan, mit der Hypo Landesbank Vorarlberg zu fusionieren, hat ihm bei den Vorständen der übrigen Sparkassen nicht wirklich Freunde gebracht. Dabei betont er im Gespräch mit den VN: „Ich mache das auch für die anderen selbstständigen Sparkassen in Österreich.“ Was er derzeit macht, ist nicht die Fusion mit der Hypo-Bank, die in Vorarlberg durchaus mit Wohlwollen aufgenommen würde, voranzutreiben. Er verhandelt mit dem Leitinstitut der Sparkassen, der Erste Bank. Dort will man den Trennungswünschen der Dornbirner auf keinen Fall nachgeben, wie aus zuverlässiger Quelle zu erfahren ist. Aber sehr wohl sind die Sparkassen-Manager bereit, der Sparkasse Dornbirn innert des Sektors entgegenzukommen, sprich: mehr Mitsprache- und Gestaltungsmöglichkeiten einzuräumen, was Böhler auch bestätigt.

Dass die Fusion abgeblasen wird, wie in Wien bereits kolportiert, stimme allerdings nicht. „Wir haben uns eine Frist gesetzt. Am 30. Juni werden wir spätestens entscheiden, wir wir weiter vorgehen werden“, sagt der Dornbirner-Sparkasse-Vorstand. Bei den Sparkassen habe der Vorschlag jedenfalls für Bewegung gesorgt. „Es ist schon ein Erfolg, wenn wir mehr Einfluss bekommen. Alles was uns in der Mitsprache hilft, ist in unserem und auch im Sinne der anderen Sparkassen“, betont Böhler. Es gebe verschiedene Modelle, die derzeit diskutiert werden, verrät der Banker, darunter könnte auch eine Beteiligung der Erste Bank sein, die die Position von Dornbirn im Verbund, aber auch im Wettbewerb stärken würde.

Enges Korsett

Der Stein des Anstoßes für die Separationsaktivitäten der Dornbirner Sparkasse ist der erst im vergangenen Jahr unterschriebene Haftungsverbund der Sparkassen, der die föderal agierenden Institute in eine enges Korsett schnürt. Wer aus dem Verbund austreten will, braucht Geduld. Nicht nur wegen der Verhandlungen im Sektor selbst. Auch die Finanzmarktaufsicht und schlussendlich die Europäische Zentralbank müssten den Sanktus zu den Plänen geben. Und wenn diese Hürden überwunden sind, beträgt die Kündigungsfrist zehn Jahre. Beim Fusions-Wunschpartner Hypo Landesbank, mit dem die First akkordiert ist, kann man derzeit ruhig abwarten. Natürlich sei man auch weiterhin für Gespräche offen, wenn es denn nach dem 30. Juni noch aktuell sei, ist von Hypo-Vorstand Michael Grahammer zu erfahren.

Haftungsverbund

Erste Bank und Sparkassen haften im Rahmen von wechselseitigen Haftungsvereinbarungen für die Auszahlung der Kundeneinlagen weit über die gesetzlich gesicherten Beträge hinaus.

Der Haftungsverbund wirkt ergänzend zur gesetzlichen Einlagensicherung und Anlegerentschädigung als zusätzliches Sicherheitsnetz. Er ist ein unterstützendes Instrument, das im Absicherungsfall nach der gesetzlichen Einlagensicherung in Kraft tritt – etwa bei Eröffnung des Konkurses über ein Mitglied des Haftungsverbunds. Alle österreichischen Sparkassen – mit Ausnahme der Allgemeinen Sparkasse Oberösterreich – gehören dem Verbund an.