Andreas Scalet

Kommentar

Andreas Scalet

Weniger Geld, mehr Effizienz

Markt / 03.06.2015 • 22:18 Uhr

Ja geht denn das? Just zu einem Zeitpunkt, wo der Arbeitsmarkt in Vorarlberg einbricht, werden die Mittel für Schulungsmaßnahmen vom Sozialminister limitiert.  Umgekehrt müsste es doch sein: Mehr Menschen auf Arbeitssuche, also mehr Kurse.

Rund 1500 angestellte Erwachsenenbildner und ihre Arbeitgeber sehen das genau so. Sie sind deshalb in Wien auf die Straße gegangen, und haben gegen die Sparmaßnahme, die de facto gar keine ist (sie ist nur keine Erhöhung) protestiert – von der Politik bekamen sie Schützenhilfe und zwar vom FPÖler genauso wie von der Gewerkschaft. Der Sündenbock ist diesmal der sozialdemokratische Sozialminister Rudolf Hundstorfer.

 

Dass bei Schulungsmaßnahmen nun in den österreichischen Arbeitsämtern genau gerechnet werden muss , hat aber auch sein Gutes. Wenn der Euro zweimal umgedreht wird, achten die Auftraggeber verstärkt auf die Qualität. Statt automatischer Auftragsvergabe, die bislang einer Reihe von Kursanbietern zu sicheren Einnahmen verholfen hat, soll in Zukunft auch in diesem Bereich der Wettbewerb Einzug halten. Das nützt zuallererst den Kursteilnehmern und danach Anbietern, die schon bisher mit Akribie und Engagement unterrichteten.

Die Anbieter werden sich natürlich mehr anstrengen müssen, und die Strategen im AMS zwingt es dazu, das Geld für vernünftige Schulungsmaßnahmen auszugeben. Es mag manchem Politiker reichen, wenn durch die Schulungen die Statistik geschönt wird und arbeitslose Menschen nicht auf der Straße stehen, doch für die Betroffenen ist das viel zuwenig. Was sie brauchen, sind nämlich Kurse, die zu was führen, Schulungen, die ihnen berufliche Fähigkeiten vermitteln, mit denen sie erfolgreich wieder einsteigen können. Und nicht Workshops, die zeigen, wie man einen Lebenslauf aufhübscht und mittels Photoshop das eigene Bild pimpt.

Das derzeitige Schulungssystem ist ineffizient und die vom Sozialminister verordneten knappen Kassen müssen dazu führen, dass das System neu aufgestellt wird – Schulungsmaßnahmen müssen zertifiziert werden. Überprüfbar ist das auch in der Erfolgsquote, also jenen Teilnehmern an Schulungen, die so gut qualifiziert sind, dass sie langfristig am Arbeitsmarkt unterkommen. Das kann man doch verlangen, bei Aufträgen für jährlich rund 700 Millionen Euro.

Statt automatischer Auftragsvergabe muss in Zukunft auch bei Schulungen der Wettbewerb Einzug halten.

andreas.scalet@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-862