Schuldenfalle Selbstständigkeit

Markt / 09.06.2015 • 21:03 Uhr
Schuldenfalle Selbstständigkeit

Arbeitslose, die Unternehmen gründen, sind laut Schuldenberatung besonders gefährdet.

Wien. (VN) Seit 1998 ist der Anteil jener Personen, die aus der Arbeitslosigkeit he­raus in die Selbstständigkeit gewechselt sind, stark gestiegen – und ebenso der Anteil der Unternehmer, die nach dem Scheitern wieder beim AMS gelandet sind – mit dem Unterschied, dass sie dann oft sehr hoch verschuldet sind. Fast jeder dritte der ehemaligen Unternehmer bei den Schuldenberatungen war vorher arbeitslos.

„Die Durchschnittsverschuldung bei ehemaligen Selbstständigen liegt mit 101.000 Euro deutlich über der allgemeinen Durchschnittsverschuldung der Klienten der Schuldenberatung“, rechnete Hans ­W. Grohs, Geschäftsführer der ASB-Schuldenberatung, vor. Die durchscnnittliche Verschuldung aller etwa 60.000 Personen, die im vergangenen Jahr die Beratung in Anspruch genommen haben, liegt bei etwa 67.000 Euro.

Die größte Ausfallsrate gibt es zwei Jahre nach der Unternehmensgründung, die Anzahl jener, die schon im ersten Jahr wieder aufgeben muss, ist aber am steigen. Für die Schuldenberater und die WU-Professorin Bettina Fuhrmann ein Alarmzeichen, dass es um die Finanzbildung in den Schulen und im Elternhaus schlecht bestellt ist. Viele könnten mit dem Begriff Inflation nichts anfangen – so unter dem Motto „ich tanke immer um 30 Euro“, erzählte Fuhrmann aus der Praxis. Auch würde es manchen schwerfallen, sich in Erinnerung zu rufen, dass Umsatz nicht gleich Gewinn ist. Und von dem eingefahrenen Geld auch das Finanzamt noch was will.

Insgesamt ging die Zahl der Firmeninsolvenzen im ersten Quartal 2015 allerdings trotz der schlechten wirtschaftlichen Lage zurück, während private Pleiten zunahmen.