Industrie sieht sich weit entfernt vom Optimum

Ein positiver Trend ist in Vorarlberg da, nachhaltiges Wachstum aber nur mit Standort-reformen möglich.
Lustenau. (VN-reh) Eines vorneweg: Der Vorarlberger Industrie geht es nicht schlecht. Große Euphorie will wie in den letzten Quartalen aber auch nicht aufkommen. Wenn schon Optimismus, dann immer mit Vorsicht zu genießen. So ist es auch bei der aktuellsten Konjunkturumfrage von Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer unter 38 Vorarlberger Unternehmen mit über 20.000 Beschäftigten. Der positive Trend seit Mitte letzten Jahres setzt sich zwar in kleinen Schritten fort, von optimal sei man aber noch weit entfernt, so das Credo.
Weil der Exportmotor im Land derzeit so gut läuft, gibt es zumindest von der aktuellen Geschäftslage Positives zu berichten. Märkte wie Südeuropa und Großbritannien liefen in letzter Zeit wieder besser, sogar in Osteuropa gebe es einen Funken Besserung. Aber das seien nur Pfänzchen, auf jedem Markt könne jederzeit etwas Unvorhersehbares passieren. Und sowieso müsse man die Euphorie bremsen, sind IV-Präsident Martin Ohneberg, IV-Geschäftsführer Mathias Burtscher und WKV-Spartengeschäftsführer Michael Amann überzeugt. Denn es gebe eben auch einige negative Indikatoren. Besorgniserregend sind die Verkaufspreise, die stark unter Druck stehen. Im internationalen Wettbewerb treffe man auf viele Mitbewerber, die günstigere Bedingungen in ihrem jeweiligen Land haben.
Reformen dringend angehen
„Deshalb braucht es im Sinne einer Belebung der Wirtschaft endlich eine Entlastung für Arbeitgeber, etwa bei den Lohnnebenkosten oder mit Hilfe von Investitionsfreibeträgen“, fordert Präsident Ohneberg. Nachhaltiges Wachstum gebe es sowieso nur mit großen Reformen. Ein „es geht uns eh nicht so schlecht“ sei zu wenig. Auch weil man in allen Standortrankings sukzessive verliere. „Die Reformunfähigkeit – besonders im Bund – und der eindeutig zu großzügige Umgang mit Steuergeldern nimmt immer besorgniserregendere Ausmaße an“, so Ohneberg weiter. Dabei mangle es nur am politischen Willen. Sein Ziel: Über Best-Practice-Beispiele aus den Bundesländern die notwendige Reformdynamik auf Bundesebene zu erzwingen.
Besser vier als fünf Sterne
Dass man, wie unlängst Landeshauptmann Wallner vermeldete, in manchen Bereichen von 5-Sterne- auf das 4-Sterne-Niveau zurückfahren müsse, sei da nur verständlich. Das heiße nicht weniger Leistung, aber mehr Eigenverantwortung. So wie in der Schweiz, wo das staatliche Leistungsangebot zwar geringer ist, es den Bürgern aber mit einer geringeren Steuerbelastung und Begünstigungen leichter gemacht werde, ihre höhere Eigenverantwortung wahrzunehmen.
Die Industriebetriebe spüren den Kostendruck enorm.
Martin Ohneberg
Branchenergebnis
» Maschinen und Metallindustrie – bleibt konjunktureller Vorreiter und Treiber. Geschäftslage, Auftragsbestand und Auslandsaufträge gut. Wermutstropfen sind Verkaufspreise
» Nahrungs- und Genussmittelindustrie – Situation auf konstantem Niveau. Gute Lage bei Auslandsaufträgen. Der Blick in die Zukunft lässt aber keine große Euphorie aufkommen
»Textilindustrie – in nahezu allen Werten konstant auf zwischenzeitlich wieder stabilem Niveau. Aber leicht rückläufige Auslandsaufträge und etwas schlechtere Ertragslage
» Elektro- und Elektronikindustrie – erfreuliches Signal. Gute Geschäftslage und Auftragsbestand. Künftige Entwicklung stabil