Ältere warten 182 Tage auf einen neuen Job

Arbeitslosen-Anstieg gedämpft, aber keine Trendwende. Über 50-Jährige tun sich besonders schwer.
Bregenz. (VN-reh) Die leichte Brise einer konjunkturellen Erholung, die durch Vorarlberg weht, ist auch für den Arbeitsmarkt gut. Sie sorgt nun zumindest dafür, dass die Arbeitslosenzahlen nicht mehr so rasant steigen wie in den Monaten zuvor. Für eine echte Trendumkehr ist es allerdings noch zu früh. Beim Arbeitsmarktservice (AMS) in Vorarlberg sind derzeit 9105 Menschen als arbeitslos vorgemerkt, ein Plus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zählt man die 1891 Schulungsteilnehmer hinzu, sind es aktuell 10.996 Menschen, die ohne Job sind. Damit liegt Vorarlberg wieder einmal am besten unter allen Bundesländern.
Österreichweit sind derzeit 376.522 Menschen ohne Job. Die Hoffnungen liegen vor allem auf 2016, dann soll nämlich das Wirtschaftswachstum dank Steuerreform und Wohnbaupaket anziehen. Aktuell lässt die steigende Arbeitslosigkeit Österreich im EU-Vergleich zurückfallen. Österreich hatte in den letzten zwei Jahrzehnten häufig mehr Wirtschaftswachstum als viele andere EU-Länder, „dieser Wachstumsvorsprung ist derzeit nicht vorhanden“, erklärt Helmut Mahringer vom Wifo.
Je älter, desto schwieriger
Aber auch wenn das Wachstum wieder anzieht, die Problemfelder, mit denen das AMS zu kämpfen hat, werden wohl bleiben. 50 Prozent der Arbeitslosen haben nur einen Pflichtschulabschluss, mehr als ein Viertel hat mit gesundheitlichen Einschränkungen zu kämpfen. Alles Punkte, die einen Wiedereinstieg am Arbeitsmarkt erschweren. Auch arbeitslose Menschen über 50 Jahre tun sich extrem schwer, wieder beruflich Anschluss zu finden. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Jobsuchenden um fast zehn Prozent angestiegen. „Arbeitslosigkeit dauert in dieser Altersgruppe auch wesentlich länger“, sagt AMS-Chef Anton Strini (61). Im Durchschnitt ist jemand 129 Tage arbeitslos, bis er einen neuen Job findet – 26 Tage mehr als im Vorjahr. Bei den Altersgruppen klafft die Dauer merklich auseinander. Denn während jemand unter 25 Jahren durchschnittlich 54 Tage auf einen neuen Job wartet, sind es bei Arbeitslosen über 50 ganze 182 Tage. Beim AMS versucht man mittels Lohnkostenzuschüssen, die Chancen für diese Personengruppe zu verbessern. Im ersten Halbjahr 2015 wurden in Vorarlberg über diese Schiene bereits 315 Personen mit einem Aufwand von ca. 1,5 Millionen Euro gefördert.
Die Reaktionen auf die AMS-Zahlen fallen indes wie immer sehr unterschiedlich aus. Die Arbeiterkammer fordert, die vorhandene Arbeit besser zu verteilen. Die Wirtschaftskammer will eine Lohnnebenkostensenkung. Und der ÖGB den Ausbau von Kindergärten, Schulen und Pflegeeinrichtungen.