Ein erstes Zuhause aus Holz

Kaufmann Bausysteme baut Flüchtlingsheime in Hannover: mit mehr Platz und aus Holz.
Reuthe. Bilder, wie Flüchtlinge in Zelten, Containern oder gar unter freiem Himmel schlafen, sind allgegenwärtig. Fakt ist, viele Gemeinden und Städte suchen händeringend nach passenden Unterkünften. In der Not entscheiden sie sich zunehmend auch für die Errichtung von Containersiedlungen. Die deutsche Stadt Hannover geht einen anderen Weg. Anstatt einfach Stahlcontainer aufzustellen, wurden drei große Flüchtlingshäuser an drei Standorten ausgeschrieben. Bedingung: Gewünscht war eine Holzbauweise.
Hier kommt Kaufmann Bausysteme aus Reuthe ins Spiel. Der Spezialist für Modulbauten hat bislang den Zuschlag für zwei der drei Häuser erhalten. Dabei handelt es sich um zwei dreigeschoßige Bauten, bestehend aus 180 Modulen und einem Gesamtauftragswert von 7,5 Millionen Euro brutto. „Wir konnten uns gegenüber dem Mitbewerb mit großem Abstand durchsetzen“, freut sich Geschäftsführer Christian Kaufmann (37). Denn während andere Hersteller die Konstruktionen mit Holz „einpacken“ müssen, weil ihre Module aus Stahlrahmen bestehen, ist die Kaufmann-Konstruktion aus Holz. Bis Dezember sollen die Wohnheime, die für 250 Flüchtlinge Platz bieten, fertiggestellt sein. Neben der schnellen Ausführung, die die Modulbauweise ermöglicht, sei das System auch wirtschaftlich interessant, erklärt Kaufmann, denn in Hannover kommt man bei der Bruttogrundfläche von insgesamt 6000 Quadratmetern und dem Auftragsvolumen von 6,3 Millionen Euro netto auf einen Quadratmeterpreis von 1050 Euro, rechnet Kaufmann vor. Zum Vergleich: Bei einem Einfamilienhaus in normalem Standard sind es rund 3000 Euro.
Elf Quadratmeter
Die Module gibt es in zwei unterschiedlichen Größen. Sie bieten Platz für je drei oder fünf Personen. Sie werden bereits mit Bad, WC und Küchenzeile ausgestattet nach Hannover geliefert. Pro Flüchtling ist ein Platz von elf Quadratmetern vorgesehen. Vorgeschrieben sind in Deutschland nur sieben Quadratmeter an Wohn- und Schlaffläche.
Das Thema Asylunterkünfte ist hochaktuell, und gerade in Deutschland entscheiden sich viele Kommunen bewusst dafür, in Holz zu bauen. In das Büro von Kaufmann Bausysteme flattern derzeit fast täglich Ausschreibungen für Flüchtlingsheime, bei denen eine Ausführung in Holz gewünscht wird. „Überall gibt es die Tendenz zu Holz“, erklärt Christian Kaufmann. Weil es klar ist, dass die Flüchtlinge eine Unterkunft nicht nur für ein paar Wochen, sondern oft für Jahre benötigen, und daher ein simpler Container keine adäquate Unterbringung bietet.
Flexible Weiterverwendung
Zudem biete die Holzmodulweise die Möglichkeit, die Gebäude je nach Bedarf später beispielsweise als Studentenwohnheime weiterzuverwenden, erklärt der Holzexperte. So können die Holzbauten auch in guten Lagen entstehen, ohne dass sie, im Gegensatz zu Containersiedlungen, als Fremdkörper wahrgenommen werden.
Auch für Vorarlberg könnte die Holzmodulbauweise eine sehr gute Lösung für Flüchtlingsunterkünfte sein, sagt Kaufmann. Erste Signale gibt es bereits: Landesrat Erich Schwärzler hat angekündigt, drei bis vier mobile Wohneinheiten aus Holz für je 30 Personen errichten zu wollen.
Wir sind sehr stolz auf unser Team. Nur mit ihm sind wir in der Lage, solche Projekte zu stemmen.
Christian Kaufmann
Fakten
Zwei Flüchtlingsheime für Hannover
» Gesamtauftragswert: 7,5 Mill. Euro (brutto)
» 180 Module mit Platz für 250 Flüchtlinge
» 6000 Quadratmeter Bruttogrundfläche
» Ausführungszeitraum: August – Dezember 2015