Bartholomäberg braucht ein neues Gemeindeamt: „Alles ist eine Verbesserung zu jetzt“

Zu wenig Platz, zu niedrige Decken, nicht barrierefrei: Das Gemeindeamt in Bartholomäberg entspricht nicht mehr den baulichen Standards. Jetzt rückt ein anderes Gebäude in den Fokus.
Bartholomäberg Die Decke des Gemeindeamtes ist nicht einmal zwei Meter hoch. Im Sommer ist es hier heiß, im Winter so kalt, dass es einen zusätzlichen Heizstrahler braucht. „Bestimmte Voraussetzungen wie die klimatischen Bedingungen passen nicht mehr“, sagt Vizebürgermeister Manfred Bitschnau im Besprechungsraum, der auch als Aufenthaltsraum genutzt wird. „Die Arbeitsplatzvoraussetzungen sind ziemlich an der Grenze.“


Das Gemeindeamt befindet sich im ersten Geschoss und ist nur über eine Treppe erreichbar – barrierefrei ist es daher nicht. Das Gebäude liegt etwas versteckt vom Dorfzentrum entfernt im Luttweg, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet und diente früher als Bergstation der Materialseilbahn, die von Schruns hinaufführte, als es noch keine Straße gab. Eine Erweiterung gestaltet sich schwierig, da die Gemeinde rund um das Gemeindeamt keine eigenen Flächen mehr besitzt. Nicht einmal die Parkplätze gehören der Gemeinde – sie sind nur angemietet.


Im Dachgeschoss befindet sich eine Wohnung, im Erdgeschoss ist der Bauhof untergebracht. Das beengte Gemeindeamt müssen sich acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teilen. Im Sekretariat bzw. beim Empfang arbeiten drei Mitarbeiterinnen an zwei Schreibtischen – zwei in Teilzeit, die sich einen Arbeitsplatz teilen. Bürgermeister und Vizebürgermeister teilen sich ebenfalls ein Büro; der Schreibtisch des Vizebürgermeisters steht hinter der Tür und wirkt mehr hineingequetscht als durchdacht platziert. Büroordner stapeln sich auf dem Boden, weil keine Lagerflächen mehr frei sind. „Das ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Bitschnau.


Flüchtlingsheim als möglicher Standort
Ein neues Gemeindeamt zu errichten, käme die Gemeinde teuer. Das bestehende zu sanieren, mache keinen Sinn mehr – die Bausubstanz sei zu schlecht, zudem könnten weder die fehlende Barrierefreiheit noch die niedrige Raumhöhe durch eine Sanierung verbessert werden. In Frage käme das Flüchtlingsheim der Caritas, das früher ein Seniorenheim war. Dieses Gebäude, das schräg gegenüber der Kirche liegt, und der Vorplatz gehören der Gemeinde. Um zu eruieren, was dort möglich ist, wurde eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. In den nächsten zwei Jahren soll sie Vorschläge ausarbeiten – erst dann trifft die Gemeindevertretung einen Grundsatzbeschluss. Die ukrainischen Flüchtlinge, die dort derzeit wohnen, müssten dann eine andere Bleibe finden – dafür ist jedoch die Caritas, nicht die Gemeinde, zuständig.


Ungeachtet der Raumsuche seitens der Gemeinde macht Bitschnau deutlich, dass auch das jetzige Pflegeheim St. Anna einen steigenden Platzbedarf haben könnte. „Der Bedarf an Alterswohnsitzen und betreutem Wohnen steigt“, betont er. Ob das Haus St. Anna das ehemalige Seniorenheim und heutige Flüchtlingsheim künftig nutzen möchte, ist allerdings noch nicht kommuniziert. Bislang hat die Stiftung Liebenau, die das Pflegeheim in Bartholomäberg betreibt, kein Interesse bekundet.


Erhaltenswert, aber sanierungsbedürftig
Würde man das Schindel-Haus aus dem Jahr 1905 erweitern wollen, wäre die Gemeinde auf die Diözese angewiesen, die das angrenzende Grundstück besitzt. Das Gebäude selbst sei aber in gutem Zustand. „Für die damalige Zeit wurde es großzügig gebaut“, so Bitschnau. Es entspreche fast den heutigen Baustandards – die Decken seien hoch, die Gänge breit. Auch der Eingang sei barrierefrei. „Sanieren muss man es trotzdem“, sagt der Vizebürgermeister. Vor allem eine thermische Sanierung sei bei diesem 120 Jahre alten Gebäude notwendig. Auch eine Dachsanierung stünde an, ebenso eine Anpassung der Raumaufteilung. Ein Sachverständiger hat das Gebäude als erhaltenswert eingestuft – eine Sanierung würde sich also lohnen. Wie teuer diese allerdings wäre, ist noch unklar. Doch ein bestehendes Gebäude zu sanieren sei wesentlich einfacher – und womöglich kostengünstiger – als ein neues zu bauen.


Das Schindel-Gebäude wäre jetzt schon doppelt so groß wie das aktuelle Gemeindeamt. „Wir sind ja nicht gerade verwöhnt hier. Alles ist eine Verbesserung zu jetzt“, sagt Bitschnau. Der Bauhof wird in die Gesamtbetrachtung miteinbezogen – auch er braucht mittelfristig ein eigenes Grundstück mit Werkstatt, Lagerflächen und Büroräumen.