Andreas Scalet

Kommentar

Andreas Scalet

Alle Zeit der Welt für Bauprojekte

Markt / 12.08.2015 • 22:22 Uhr

Gut Ding will Weile haben. Das gilt in vielen Fällen, ganz besonders aber bei Verfahren für die Bauvorhaben kleiner wie auch größerer Unternehmen sowie der öffentlichen Hand. Wer heute bauen will, muss gewahr sein, dass sein Unterfangen Jahre, manchmal auch Jahrzehnte in Anspruch nehmen wird.

 

Sicher – es ist ein Fortschritt, dass nicht überall und alles gebaut werden darf. Die Nachbarn müssen ein Mitspracherecht haben, die Öffentlichkeit soll möglichst breit informiert werden über Interventionen in die Umwelt, über Auswirkungen auf die Nachbarschaft, das künftige Verkehrsaufkommen und natürlich die Folgen für Pflanzen und Lebewesen.

 

Der Wachtelkönig und andere kleine Freunde benötigen ein Habitat, um zu überleben, keine Frage. Und langfristige Auswirkungen eines Gewerbebaus oder einer Straße gehören geprüft. Aber auch Projektbetreiber haben ein Anrecht – nämlich darauf, dass ihr Ansuchen in einem angemessenen Zeitraum bearbeitet wird. Sie haben eben nicht alle Zeit der Welt – doch genau das wird ihnen zugemutet.

 

Im ehemaligen Ostblock hat es Fünfjahrespläne gegeben. Dass aber Bauprojekte vom Ansuchen bis zu Genehmigung oder Ablehnung oft weit länger auf dem Weg durch die Instanzen sind, sollte in einer modernen Verwaltung eines modernen Landes nicht die Regel sein. Wenn sich die Vorarlberger Landesregierung schon auf die Fahnen heftet, die kürzesten Behördenverfahren Österreichs zu haben, dann bitte auch im Baubereich.

Denn derzeit wären viele Bauwerber froh, es gäbe zumindest Fünfjahrespläne – nur einige Beispiele: Autobahnraststätte Hörbranz, Salzmann-Hafen oder Loacker Recycling, dazu kommen noch Seilbahnprojekte und nicht zu vergessen: das Projekt S 18, das schon über drei Jahrzehnte seiner Umsetzung harrt.

 

Es geht um Geld, viel Geld, es geht um die Entwicklung von Betrieben und es geht dabei auch um Arbeitsplätze. Und es geht darum, ob von unternehmerisch gesinnten Menschen überhaupt noch neue Vorhaben in Angriff genommen werden. Schnellere Verfahren wären nicht nur für die Ansucher von Vorteil. Auch die Anrainer wissen dann früher, was passiert. Nur einige Anwälte, die sich auf das Hinauszögern von Projekten spezialisiert haben, hätten dann wieder Zeit für andere Aufgaben.

Derzeit wären viele Bauwerber froh, es gäbe bei Genehmigungsverfahren zumindest Fünfjahrespläne.

andreas.scalet@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-862